Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

der Nacht gegen diesen Strom zurück, und setzt seine Truppen, sammt Bagage und Geschütz, eine Meile oberhalb Küstrin, ohne Brücken, ohne Schiffe, wie vorher bey Fürstenberg, über. Ohne Verlust erreichte er Pommern, in dessen Vertheidigung er und Herrmann Wrangel sich theilen.

Aber die Kaiserlichen, von Gallas angeführt, dringen bey Ribses in dieses Herzogthum, und überschwemmen es mit ihrer überlegenen Macht. Usedom und Wolgast werden mit Sturm, Demmin mit Accord erobert, und die Schweden bis tief in Hinterpommern zurück gedrückt. Und jetzt gerade kam es mehr als jemals darauf an, sich in diesem Lande zu behaupten, da Herzog Bogisla der Vierzehnte in eben diesem Jahre stirbt, und das Schwedische Reich seine Ansprüche auf Pommern geltend machen soll. Um den Churfürsten von Brandenburg zu verhindern, seine auf eine Erbverbrüderung und auf den Pragischen Frieden gegründeten Rechte an dieses Herzogthum geltend zu machen, strengt es jetzt alle seine Kräfte an, und unterstützt seine Generale aufs nachdrücklichste mit Geld und Soldaten. Auch in andern Gegenden des Reichs gewinnen die Angelegenheiten Schwedens ein günstigeres Ansehen, und sie fangen an, sich von dem tiefen Verfalle zu erheben, worein sie durch die Unthätigkeit Frankreichs und durch den Abfall ihrer Alliirten versunken waren. Denn nach ihrem eilfertigen Rückzuge nach Pommern hatten sie einen Platz nach dem andern in Obersachsen verloren; die Mecklenburgischen Fürsten, von den kaiserlichen Waffen bedrängt, fingen an sich auf die Oesterreichische Seite zu neigen, und selbst Herzog Georg von Lüneburg erklärte sich feindlich gegen sie. Ehrenbreitstein, durch Hunger besiegt, öffnete dem Bayrischen General von Werth seine Thore, und die Oesterreicher bemächtigten sich aller am Rheinstrom aufgeworfenen Schanzen. Frankreich hatte gegen die

der Nacht gegen diesen Strom zurück, und setzt seine Truppen, sammt Bagage und Geschütz, eine Meile oberhalb Küstrin, ohne Brücken, ohne Schiffe, wie vorher bey Fürstenberg, über. Ohne Verlust erreichte er Pommern, in dessen Vertheidigung er und Herrmann Wrangel sich theilen.

Aber die Kaiserlichen, von Gallas angeführt, dringen bey Ribses in dieses Herzogthum, und überschwemmen es mit ihrer überlegenen Macht. Usedom und Wolgast werden mit Sturm, Demmin mit Accord erobert, und die Schweden bis tief in Hinterpommern zurück gedrückt. Und jetzt gerade kam es mehr als jemals darauf an, sich in diesem Lande zu behaupten, da Herzog Bogisla der Vierzehnte in eben diesem Jahre stirbt, und das Schwedische Reich seine Ansprüche auf Pommern geltend machen soll. Um den Churfürsten von Brandenburg zu verhindern, seine auf eine Erbverbrüderung und auf den Pragischen Frieden gegründeten Rechte an dieses Herzogthum geltend zu machen, strengt es jetzt alle seine Kräfte an, und unterstützt seine Generale aufs nachdrücklichste mit Geld und Soldaten. Auch in andern Gegenden des Reichs gewinnen die Angelegenheiten Schwedens ein günstigeres Ansehen, und sie fangen an, sich von dem tiefen Verfalle zu erheben, worein sie durch die Unthätigkeit Frankreichs und durch den Abfall ihrer Alliirten versunken waren. Denn nach ihrem eilfertigen Rückzuge nach Pommern hatten sie einen Platz nach dem andern in Obersachsen verloren; die Mecklenburgischen Fürsten, von den kaiserlichen Waffen bedrängt, fingen an sich auf die Oesterreichische Seite zu neigen, und selbst Herzog Georg von Lüneburg erklärte sich feindlich gegen sie. Ehrenbreitstein, durch Hunger besiegt, öffnete dem Bayrischen General von Werth seine Thore, und die Oesterreicher bemächtigten sich aller am Rheinstrom aufgeworfenen Schanzen. Frankreich hatte gegen die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0458" n="450"/>
der Nacht gegen diesen Strom zurück, und setzt seine           Truppen, sammt Bagage und Geschütz, eine Meile oberhalb Küstrin, ohne Brücken, ohne           Schiffe, wie vorher bey Fürstenberg, über. Ohne Verlust erreichte er Pommern, in dessen           Vertheidigung er und Herrmann Wrangel sich theilen.</p>
        <p>Aber die Kaiserlichen, von Gallas angeführt, dringen bey <hi rendition="#g">Ribses</hi> in dieses Herzogthum, und überschwemmen es mit ihrer überlegenen Macht. <hi rendition="#g">Usedom</hi> und <hi rendition="#g">Wolgast</hi> werden mit Sturm, <hi rendition="#g">Demmin</hi> mit Accord erobert, und die Schweden bis tief in           Hinterpommern zurück gedrückt. Und jetzt gerade kam es mehr als jemals darauf an, sich in           diesem Lande zu behaupten, da Herzog Bogisla der Vierzehnte in eben diesem Jahre stirbt,           und das Schwedische Reich seine Ansprüche auf Pommern geltend machen soll. Um den           Churfürsten von Brandenburg zu verhindern, seine auf eine Erbverbrüderung und auf den           Pragischen Frieden gegründeten Rechte an dieses Herzogthum geltend zu machen, strengt es           jetzt alle seine Kräfte an, und unterstützt seine Generale aufs nachdrücklichste mit Geld           und Soldaten. Auch in andern Gegenden des Reichs gewinnen die Angelegenheiten Schwedens           ein günstigeres Ansehen, und sie fangen an, sich von dem tiefen Verfalle zu erheben,           worein sie durch die Unthätigkeit Frankreichs und durch den Abfall ihrer Alliirten           versunken waren. Denn nach ihrem eilfertigen Rückzuge nach Pommern hatten sie einen Platz           nach dem andern in Obersachsen verloren; die Mecklenburgischen Fürsten, von den           kaiserlichen Waffen bedrängt, fingen an sich auf die Oesterreichische Seite zu neigen, und           selbst Herzog Georg von Lüneburg erklärte sich feindlich gegen sie. <hi rendition="#g">Ehrenbreitstein</hi>, durch Hunger besiegt, öffnete dem Bayrischen General von Werth           seine Thore, und die Oesterreicher bemächtigten sich aller am Rheinstrom aufgeworfenen           Schanzen. Frankreich hatte gegen die
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[450/0458] der Nacht gegen diesen Strom zurück, und setzt seine Truppen, sammt Bagage und Geschütz, eine Meile oberhalb Küstrin, ohne Brücken, ohne Schiffe, wie vorher bey Fürstenberg, über. Ohne Verlust erreichte er Pommern, in dessen Vertheidigung er und Herrmann Wrangel sich theilen. Aber die Kaiserlichen, von Gallas angeführt, dringen bey Ribses in dieses Herzogthum, und überschwemmen es mit ihrer überlegenen Macht. Usedom und Wolgast werden mit Sturm, Demmin mit Accord erobert, und die Schweden bis tief in Hinterpommern zurück gedrückt. Und jetzt gerade kam es mehr als jemals darauf an, sich in diesem Lande zu behaupten, da Herzog Bogisla der Vierzehnte in eben diesem Jahre stirbt, und das Schwedische Reich seine Ansprüche auf Pommern geltend machen soll. Um den Churfürsten von Brandenburg zu verhindern, seine auf eine Erbverbrüderung und auf den Pragischen Frieden gegründeten Rechte an dieses Herzogthum geltend zu machen, strengt es jetzt alle seine Kräfte an, und unterstützt seine Generale aufs nachdrücklichste mit Geld und Soldaten. Auch in andern Gegenden des Reichs gewinnen die Angelegenheiten Schwedens ein günstigeres Ansehen, und sie fangen an, sich von dem tiefen Verfalle zu erheben, worein sie durch die Unthätigkeit Frankreichs und durch den Abfall ihrer Alliirten versunken waren. Denn nach ihrem eilfertigen Rückzuge nach Pommern hatten sie einen Platz nach dem andern in Obersachsen verloren; die Mecklenburgischen Fürsten, von den kaiserlichen Waffen bedrängt, fingen an sich auf die Oesterreichische Seite zu neigen, und selbst Herzog Georg von Lüneburg erklärte sich feindlich gegen sie. Ehrenbreitstein, durch Hunger besiegt, öffnete dem Bayrischen General von Werth seine Thore, und die Oesterreicher bemächtigten sich aller am Rheinstrom aufgeworfenen Schanzen. Frankreich hatte gegen die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Google books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/458
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/458>, abgerufen am 04.05.2024.