Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.Organs hindert ihn an allzuwillkührlicher Thätigkeit, und reizt ihn zu einer regelmäßigen Mitwirkung, wie sie sich für die irdische Welt schickt. Es ist unvollkommener Zustand desselben, daß ihn diese Mitwirkung so ausschließlich an diese Welt bindet. Daher ist sie ihrem Prinzip nach terminirt. Die Rechtslehre entspricht der Physiologie, die Moral der Psychologie. Die Vernunftgesetze der Rechts- und Sittenlehre in Naturgesetze verwandelt, geben die Grundsätze der Physiologie und Psychologie. Flucht des Gemeingeistes ist Tod. Jn den meisten Religionssystemen werden wir als Glieder der Gottheit betrachtet, die, wenn sie nicht den Jmpulsionen des Ganzen gehorchen wenn sie auch nicht absichtlich gegen die Gesetze des Ganzen agiren, sondern nur ihren eignen Gang gehn und nicht Glieder seyn wollen, von der Gottheit ärztlich behandelt, und entweder schmerzhaft geheilt, oder gar abgeschnitten werden. Jede spezifische Jnzitazion verräth einen spezifischen Sinn. Je neuer sie ist, desto plumper, aber desto stärker; je bestimmter, je ausgebildeter, mannichfacher sie wird, desto schwächer. So erregte der erste Gedanke an Gott eine gewaltsame Emotion im ganzen Jndividuum; so die erste Jdee von Philosophie, von Menschheit, Weltall, u. s. w. Organs hindert ihn an allzuwillkuͤhrlicher Thaͤtigkeit, und reizt ihn zu einer regelmaͤßigen Mitwirkung, wie sie sich fuͤr die irdische Welt schickt. Es ist unvollkommener Zustand desselben, daß ihn diese Mitwirkung so ausschließlich an diese Welt bindet. Daher ist sie ihrem Prinzip nach terminirt. Die Rechtslehre entspricht der Physiologie, die Moral der Psychologie. Die Vernunftgesetze der Rechts- und Sittenlehre in Naturgesetze verwandelt, geben die Grundsaͤtze der Physiologie und Psychologie. Flucht des Gemeingeistes ist Tod. Jn den meisten Religionssystemen werden wir als Glieder der Gottheit betrachtet, die, wenn sie nicht den Jmpulsionen des Ganzen gehorchen wenn sie auch nicht absichtlich gegen die Gesetze des Ganzen agiren, sondern nur ihren eignen Gang gehn und nicht Glieder seyn wollen, von der Gottheit aͤrztlich behandelt, und entweder schmerzhaft geheilt, oder gar abgeschnitten werden. Jede spezifische Jnzitazion verraͤth einen spezifischen Sinn. Je neuer sie ist, desto plumper, aber desto staͤrker; je bestimmter, je ausgebildeter, mannichfacher sie wird, desto schwaͤcher. So erregte der erste Gedanke an Gott eine gewaltsame Emotion im ganzen Jndividuum; so die erste Jdee von Philosophie, von Menschheit, Weltall, u. s. w. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0108" n="97"/> Organs hindert ihn an allzuwillkuͤhrlicher Thaͤtigkeit, und reizt ihn zu einer regelmaͤßigen Mitwirkung, wie sie sich fuͤr die irdische Welt schickt. Es ist unvollkommener Zustand desselben, daß ihn diese Mitwirkung so ausschließlich an diese Welt bindet. Daher ist sie ihrem Prinzip nach terminirt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Die Rechtslehre entspricht der Physiologie, die Moral der Psychologie. Die Vernunftgesetze der Rechts- und Sittenlehre in Naturgesetze verwandelt, geben die Grundsaͤtze der Physiologie und Psychologie.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Flucht des Gemeingeistes ist Tod.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Jn den meisten Religionssystemen werden wir als Glieder der Gottheit betrachtet, die, wenn sie nicht den Jmpulsionen des Ganzen gehorchen wenn sie auch nicht absichtlich gegen die Gesetze des Ganzen agiren, sondern nur ihren eignen Gang gehn und nicht Glieder seyn wollen, von der Gottheit aͤrztlich behandelt, und entweder schmerzhaft geheilt, oder gar abgeschnitten werden.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Jede spezifische Jnzitazion verraͤth einen spezifischen Sinn. Je neuer sie ist, desto plumper, aber desto staͤrker; je bestimmter, je ausgebildeter, mannichfacher sie wird, desto schwaͤcher. So erregte der erste Gedanke an Gott eine gewaltsame Emotion im ganzen Jndividuum; so die erste Jdee von Philosophie, von Menschheit, Weltall, u. s. w.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [97/0108]
Organs hindert ihn an allzuwillkuͤhrlicher Thaͤtigkeit, und reizt ihn zu einer regelmaͤßigen Mitwirkung, wie sie sich fuͤr die irdische Welt schickt. Es ist unvollkommener Zustand desselben, daß ihn diese Mitwirkung so ausschließlich an diese Welt bindet. Daher ist sie ihrem Prinzip nach terminirt.
Die Rechtslehre entspricht der Physiologie, die Moral der Psychologie. Die Vernunftgesetze der Rechts- und Sittenlehre in Naturgesetze verwandelt, geben die Grundsaͤtze der Physiologie und Psychologie.
Flucht des Gemeingeistes ist Tod.
Jn den meisten Religionssystemen werden wir als Glieder der Gottheit betrachtet, die, wenn sie nicht den Jmpulsionen des Ganzen gehorchen wenn sie auch nicht absichtlich gegen die Gesetze des Ganzen agiren, sondern nur ihren eignen Gang gehn und nicht Glieder seyn wollen, von der Gottheit aͤrztlich behandelt, und entweder schmerzhaft geheilt, oder gar abgeschnitten werden.
Jede spezifische Jnzitazion verraͤth einen spezifischen Sinn. Je neuer sie ist, desto plumper, aber desto staͤrker; je bestimmter, je ausgebildeter, mannichfacher sie wird, desto schwaͤcher. So erregte der erste Gedanke an Gott eine gewaltsame Emotion im ganzen Jndividuum; so die erste Jdee von Philosophie, von Menschheit, Weltall, u. s. w.
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