Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.War ihr süß und gefällig, wenn nicht anführte Chariklo. Aber es warteten noch häufige Thränen auf die, War sie gleich Athenaea's gemüthliche liebe Genossin. 70. Denn da sie einst des Gewands haltende Spangen gelöst Am schönfließenden Born des Helikonischen Rosses, Badeten sie; das Gebirg ruht' in der Mitte des Tags. Nur mit den Hunden noch Tiresias, eben am Kinne Zart gebräunt, umirrt' einsam den heiligen Ort. 75. Folgend unlöschbarem Durste, gelangt' er zur Welle des Bornes, Armer! und sah ungern, was zu erschauen nicht ziemt. Aber, obschon erzürnt, doch redet' ihn an Athenaea: Was für ein Gott, o du, welcher die Augen von hier Nie wegträgt, Eueride, hat schadenden Weg dich geführet? 80. Also sprach sie, es fiel Nacht auf des Jünglinges Blick. Dieser stand sprachlos; denn Weh' umstrickte die Kniee Fest ihm, die Stimme hielt bange Bestürzung zurück. War ihr suͤß und gefaͤllig, wenn nicht anfuͤhrte Chariklo. Aber es warteten noch haͤufige Thraͤnen auf die, War sie gleich Athenaea's gemuͤthliche liebe Genossin. 70. Denn da sie einst des Gewands haltende Spangen geloͤst Am schoͤnfließenden Born des Helikonischen Rosses, Badeten sie; das Gebirg ruht' in der Mitte des Tags. Nur mit den Hunden noch Tiresias, eben am Kinne Zart gebraͤunt, umirrt' einsam den heiligen Ort. 75. Folgend unloͤschbarem Durste, gelangt' er zur Welle des Bornes, Armer! und sah ungern, was zu erschauen nicht ziemt. Aber, obschon erzuͤrnt, doch redet' ihn an Athenaea: Was fuͤr ein Gott, o du, welcher die Augen von hier Nie wegtraͤgt, Eueride, hat schadenden Weg dich gefuͤhret? 80. Also sprach sie, es fiel Nacht auf des Juͤnglinges Blick. Dieser stand sprachlos; denn Weh' umstrickte die Kniee Fest ihm, die Stimme hielt bange Bestuͤrzung zuruͤck. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0146" n="135"/> <l>War ihr suͤß und gefaͤllig, wenn nicht anfuͤhrte Chariklo.<lb/></l><lb/> <l>Aber es warteten noch haͤufige Thraͤnen auf die,<lb/></l><lb/> <l>War sie gleich Athenaea's gemuͤthliche liebe Genossin.<lb/></l><lb/> <l>70. Denn da sie einst des Gewands haltende Spangen geloͤst<lb/></l><lb/> <l>Am schoͤnfließenden Born des Helikonischen Rosses,<lb/></l><lb/> <l>Badeten sie; das Gebirg ruht' in der Mitte des Tags.<lb/></l><lb/> <l>Nur mit den Hunden noch Tiresias, eben am Kinne<lb/></l><lb/> <l>Zart gebraͤunt, umirrt' einsam den heiligen Ort.<lb/></l><lb/> <l>75. Folgend unloͤschbarem Durste, gelangt' er zur Welle des Bornes,<lb/></l><lb/> <l>Armer! und sah ungern, was zu erschauen nicht ziemt.<lb/></l><lb/> <l>Aber, obschon erzuͤrnt, doch redet' ihn an Athenaea:<lb/></l><lb/> <l>Was fuͤr ein Gott, o du, welcher die Augen von hier<lb/></l><lb/> <l>Nie wegtraͤgt, Eueride, hat schadenden Weg dich gefuͤhret?<lb/></l><lb/> <l>80. Also sprach sie, es fiel Nacht auf des Juͤnglinges Blick.<lb/></l><lb/> <l>Dieser stand sprachlos; denn Weh' umstrickte die Kniee<lb/></l><lb/> <l>Fest ihm, die Stimme hielt bange Bestuͤrzung zuruͤck.<lb/></l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [135/0146]
War ihr suͤß und gefaͤllig, wenn nicht anfuͤhrte Chariklo.
Aber es warteten noch haͤufige Thraͤnen auf die,
War sie gleich Athenaea's gemuͤthliche liebe Genossin.
70. Denn da sie einst des Gewands haltende Spangen geloͤst
Am schoͤnfließenden Born des Helikonischen Rosses,
Badeten sie; das Gebirg ruht' in der Mitte des Tags.
Nur mit den Hunden noch Tiresias, eben am Kinne
Zart gebraͤunt, umirrt' einsam den heiligen Ort.
75. Folgend unloͤschbarem Durste, gelangt' er zur Welle des Bornes,
Armer! und sah ungern, was zu erschauen nicht ziemt.
Aber, obschon erzuͤrnt, doch redet' ihn an Athenaea:
Was fuͤr ein Gott, o du, welcher die Augen von hier
Nie wegtraͤgt, Eueride, hat schadenden Weg dich gefuͤhret?
80. Also sprach sie, es fiel Nacht auf des Juͤnglinges Blick.
Dieser stand sprachlos; denn Weh' umstrickte die Kniee
Fest ihm, die Stimme hielt bange Bestuͤrzung zuruͤck.
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