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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.

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Dante's prophetisches Gedicht ist das einzige System der transcendentalen Poesie, immer noch das höchste seiner Art. Shakspeare's Universalität ist wie der Mittelpunkt der romantischen Kunst. Goethe's rein poetische Poesie ist die vollständigste Poesie der Poesie. Das ist der große Dreyklang der modernen Poesie, der innerste und allerheiligste Kreis unter allen engern und weitern Sphären der kritischen Auswahl der Klassiker der neuern Dichtkunst.



Die einzelnen Großen stehen weniger isolirt unter den Griechen und Römern. Sie hatten weniger Genie's, aber mehr Genialität. Alles Antike ist genialisch. Das ganze Alterthum ist ein Genius, der einzige den man ohne Übertreibung absolut groß, einzig und unerreichbar nennen darf.



Der dichtende Philosoph, der philosophirende Dichter ist ein Prophet. Das didaktische Gedicht sollte prophetisch seyn, und hat auch Anlage, es zu werden.



Wer Fantasie, oder Pathos, oder mimisches Talent hat, müßte die Poesie lernen können, wie jedes andre Mechanische. Fantasie ist zugleich Begeisterung und Einbildung; Pathos ist Seele und Leidenschaft; Mimik ist Blick und Ausdruck.



Wie viele giebt es nicht jetzt, die zu weich und gutmüthig sind, um Tragödien sehen zu können, und zu edel und würdig, um Komödien hören zu wollen.

Dante's prophetisches Gedicht ist das einzige System der transcendentalen Poesie, immer noch das hoͤchste seiner Art. Shakspeare's Universalitaͤt ist wie der Mittelpunkt der romantischen Kunst. Goethe's rein poetische Poesie ist die vollstaͤndigste Poesie der Poesie. Das ist der große Dreyklang der modernen Poesie, der innerste und allerheiligste Kreis unter allen engern und weitern Sphaͤren der kritischen Auswahl der Klassiker der neuern Dichtkunst.



Die einzelnen Großen stehen weniger isolirt unter den Griechen und Roͤmern. Sie hatten weniger Genie's, aber mehr Genialitaͤt. Alles Antike ist genialisch. Das ganze Alterthum ist ein Genius, der einzige den man ohne Übertreibung absolut groß, einzig und unerreichbar nennen darf.



Der dichtende Philosoph, der philosophirende Dichter ist ein Prophet. Das didaktische Gedicht sollte prophetisch seyn, und hat auch Anlage, es zu werden.



Wer Fantasie, oder Pathos, oder mimisches Talent hat, muͤßte die Poesie lernen koͤnnen, wie jedes andre Mechanische. Fantasie ist zugleich Begeisterung und Einbildung; Pathos ist Seele und Leidenschaft; Mimik ist Blick und Ausdruck.



Wie viele giebt es nicht jetzt, die zu weich und gutmuͤthig sind, um Tragoͤdien sehen zu koͤnnen, und zu edel und wuͤrdig, um Komoͤdien hoͤren zu wollen.

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[68/0257] Dante's prophetisches Gedicht ist das einzige System der transcendentalen Poesie, immer noch das hoͤchste seiner Art. Shakspeare's Universalitaͤt ist wie der Mittelpunkt der romantischen Kunst. Goethe's rein poetische Poesie ist die vollstaͤndigste Poesie der Poesie. Das ist der große Dreyklang der modernen Poesie, der innerste und allerheiligste Kreis unter allen engern und weitern Sphaͤren der kritischen Auswahl der Klassiker der neuern Dichtkunst. Die einzelnen Großen stehen weniger isolirt unter den Griechen und Roͤmern. Sie hatten weniger Genie's, aber mehr Genialitaͤt. Alles Antike ist genialisch. Das ganze Alterthum ist ein Genius, der einzige den man ohne Übertreibung absolut groß, einzig und unerreichbar nennen darf. Der dichtende Philosoph, der philosophirende Dichter ist ein Prophet. Das didaktische Gedicht sollte prophetisch seyn, und hat auch Anlage, es zu werden. Wer Fantasie, oder Pathos, oder mimisches Talent hat, muͤßte die Poesie lernen koͤnnen, wie jedes andre Mechanische. Fantasie ist zugleich Begeisterung und Einbildung; Pathos ist Seele und Leidenschaft; Mimik ist Blick und Ausdruck. Wie viele giebt es nicht jetzt, die zu weich und gutmuͤthig sind, um Tragoͤdien sehen zu koͤnnen, und zu edel und wuͤrdig, um Komoͤdien hoͤren zu wollen.

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1798/257>, abgerufen am 25.11.2024.