Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.Ein großer Beweis für die zarte Sittlichkeit unsers Jahrhunderts, welches die Französische Revoluzion nur hat verläumden wollen. Eine eigentliche Kunstlehre der Poesie würde mit der absoluten Verschiedenheit der ewig unauflöslichen Trennung der Kunst und der rohen Schönheit anfangen. Sie selbst würde den Kampf beyder darstellen, und mit der vollkommnen Harmonie der Kunstpoesie und Naturpoesie endigen. Diese findet sich nur in den Alten, und sie selbst würden nichts anders seyn, als eine höhere Geschichte vom Geist der klassischen Poesie. Eine Philosophie der Poesie überhaupt aber, würde mit der Selbständigkeit des Schönen beginnen, mit dem Satz, daß es vom Wahren und Sittlichen getrennt sey und getrennt seyn solle, und daß es mit diesem gleiche Rechte habe; welches für den, der es nur überhaupt begreifen kann, schon aus dem Satz folgt, daß Jch=Jch sey. Sie selbst würde zwischen Vereinigung und Trennung der Philosophie und der Poesie, der Praxis und der Poesie, der Poesie überhaupt und der Gattungen und Arten schweben, und mit der völligen Vereinigung enden. Jhr Anfang gäbe die Prinzipien der reinen Poetik, ihre Mitte die Theorie der besondern eigenthümlich modernen Dichtarten, der didaktischen, der musikalischen, der rhetorischen im höhern Sinn u. s. w. Eine Philosophie des Romans, deren erste Grundlinien Platos politische Kunstlehre enthält, wäre der Schlußstein. Flüchtigen Dilettanten ohne Enthusiasmus, und ohne Ein großer Beweis fuͤr die zarte Sittlichkeit unsers Jahrhunderts, welches die Franzoͤsische Revoluzion nur hat verlaͤumden wollen. Eine eigentliche Kunstlehre der Poesie wuͤrde mit der absoluten Verschiedenheit der ewig unaufloͤslichen Trennung der Kunst und der rohen Schoͤnheit anfangen. Sie selbst wuͤrde den Kampf beyder darstellen, und mit der vollkommnen Harmonie der Kunstpoesie und Naturpoesie endigen. Diese findet sich nur in den Alten, und sie selbst wuͤrden nichts anders seyn, als eine hoͤhere Geschichte vom Geist der klassischen Poesie. Eine Philosophie der Poesie uͤberhaupt aber, wuͤrde mit der Selbstaͤndigkeit des Schoͤnen beginnen, mit dem Satz, daß es vom Wahren und Sittlichen getrennt sey und getrennt seyn solle, und daß es mit diesem gleiche Rechte habe; welches fuͤr den, der es nur uͤberhaupt begreifen kann, schon aus dem Satz folgt, daß Jch=Jch sey. Sie selbst wuͤrde zwischen Vereinigung und Trennung der Philosophie und der Poesie, der Praxis und der Poesie, der Poesie uͤberhaupt und der Gattungen und Arten schweben, und mit der voͤlligen Vereinigung enden. Jhr Anfang gaͤbe die Prinzipien der reinen Poetik, ihre Mitte die Theorie der besondern eigenthuͤmlich modernen Dichtarten, der didaktischen, der musikalischen, der rhetorischen im hoͤhern Sinn u. s. w. Eine Philosophie des Romans, deren erste Grundlinien Platos politische Kunstlehre enthaͤlt, waͤre der Schlußstein. Fluͤchtigen Dilettanten ohne Enthusiasmus, und ohne <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0258" n="69"/> Ein großer Beweis fuͤr die zarte Sittlichkeit unsers Jahrhunderts, welches die Franzoͤsische Revoluzion nur hat verlaͤumden wollen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Eine eigentliche Kunstlehre der Poesie wuͤrde mit der absoluten Verschiedenheit der ewig unaufloͤslichen Trennung der Kunst und der rohen Schoͤnheit anfangen. Sie selbst wuͤrde den Kampf beyder darstellen, und mit der vollkommnen Harmonie der Kunstpoesie und Naturpoesie endigen. Diese findet sich nur in den Alten, und sie selbst wuͤrden nichts anders seyn, als eine hoͤhere Geschichte vom Geist der klassischen Poesie. Eine Philosophie der Poesie uͤberhaupt aber, wuͤrde mit der Selbstaͤndigkeit des Schoͤnen beginnen, mit dem Satz, daß es vom Wahren und Sittlichen getrennt sey und getrennt seyn solle, und daß es mit diesem gleiche Rechte habe; welches fuͤr den, der es nur uͤberhaupt begreifen kann, schon aus dem Satz folgt, daß Jch=Jch sey. Sie selbst wuͤrde zwischen Vereinigung und Trennung der Philosophie und der Poesie, der Praxis und der Poesie, der Poesie uͤberhaupt und der Gattungen und Arten schweben, und mit der voͤlligen Vereinigung enden. Jhr Anfang gaͤbe die Prinzipien der reinen Poetik, ihre Mitte die Theorie der besondern eigenthuͤmlich modernen Dichtarten, der didaktischen, der musikalischen, der rhetorischen im hoͤhern Sinn u. s. w. Eine Philosophie des Romans, deren erste Grundlinien Platos politische Kunstlehre enthaͤlt, waͤre der Schlußstein. Fluͤchtigen Dilettanten ohne Enthusiasmus, und ohne<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [69/0258]
Ein großer Beweis fuͤr die zarte Sittlichkeit unsers Jahrhunderts, welches die Franzoͤsische Revoluzion nur hat verlaͤumden wollen.
Eine eigentliche Kunstlehre der Poesie wuͤrde mit der absoluten Verschiedenheit der ewig unaufloͤslichen Trennung der Kunst und der rohen Schoͤnheit anfangen. Sie selbst wuͤrde den Kampf beyder darstellen, und mit der vollkommnen Harmonie der Kunstpoesie und Naturpoesie endigen. Diese findet sich nur in den Alten, und sie selbst wuͤrden nichts anders seyn, als eine hoͤhere Geschichte vom Geist der klassischen Poesie. Eine Philosophie der Poesie uͤberhaupt aber, wuͤrde mit der Selbstaͤndigkeit des Schoͤnen beginnen, mit dem Satz, daß es vom Wahren und Sittlichen getrennt sey und getrennt seyn solle, und daß es mit diesem gleiche Rechte habe; welches fuͤr den, der es nur uͤberhaupt begreifen kann, schon aus dem Satz folgt, daß Jch=Jch sey. Sie selbst wuͤrde zwischen Vereinigung und Trennung der Philosophie und der Poesie, der Praxis und der Poesie, der Poesie uͤberhaupt und der Gattungen und Arten schweben, und mit der voͤlligen Vereinigung enden. Jhr Anfang gaͤbe die Prinzipien der reinen Poetik, ihre Mitte die Theorie der besondern eigenthuͤmlich modernen Dichtarten, der didaktischen, der musikalischen, der rhetorischen im hoͤhern Sinn u. s. w. Eine Philosophie des Romans, deren erste Grundlinien Platos politische Kunstlehre enthaͤlt, waͤre der Schlußstein. Fluͤchtigen Dilettanten ohne Enthusiasmus, und ohne
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