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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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Wohlan denn! sieh bereit mich hier.
Doch kannst Du, so erneue mir
Die Freuden, die ich fühlte,
So rufe jene Zeit zurück,
Als einst das Kind, mein süßes Glück,
Jm Schooß der Mutter spielte. --
Sankt Lukas legt ans Werk die Hand;
Vor seiner Tafel unverwandt,
Lauscht er nach allen Zügen.
Die Kammer füllt ein klarer Schein,
Da gaukeln Engel aus und ein,
Jn wunderbaren Flügen.
Jhm dient die junge Himmelsschaar
Der reicht' ihm sorgsam Pinsel dar,
Der rieb die zarten Farben.
Marien lieh zum zweyten Mal
Ein Jesuskind des Mahlers Wahl,
Um die sie alle warben.
Er hatte den Entwurf vollbracht,
Nun hemmte seinen Fleiß die Nacht;
Er legt den Pinsel nieder.
Zu der Vollendung brauch' ich Frist,
Bis alles wohl getrocknet ist,
Dann, spricht er, kehr' ich wieder.
Nur wenig Tage sind entflohn,
Da klopft von neuem Lukas schon
An ihre Hüttenpforte.
Doch statt der Stimme, die so süß
Jhn jüngst noch dort willkommen hieß,
Vernimmt er fremde Worte.
Wohlan denn! sieh bereit mich hier.
Doch kannst Du, so erneue mir
Die Freuden, die ich fuͤhlte,
So rufe jene Zeit zuruͤck,
Als einst das Kind, mein suͤßes Gluͤck,
Jm Schooß der Mutter spielte. —
Sankt Lukas legt ans Werk die Hand;
Vor seiner Tafel unverwandt,
Lauscht er nach allen Zuͤgen.
Die Kammer fuͤllt ein klarer Schein,
Da gaukeln Engel aus und ein,
Jn wunderbaren Fluͤgen.
Jhm dient die junge Himmelsschaar
Der reicht' ihm sorgsam Pinsel dar,
Der rieb die zarten Farben.
Marien lieh zum zweyten Mal
Ein Jesuskind des Mahlers Wahl,
Um die sie alle warben.
Er hatte den Entwurf vollbracht,
Nun hemmte seinen Fleiß die Nacht;
Er legt den Pinsel nieder.
Zu der Vollendung brauch' ich Frist,
Bis alles wohl getrocknet ist,
Dann, spricht er, kehr' ich wieder.
Nur wenig Tage sind entflohn,
Da klopft von neuem Lukas schon
An ihre Huͤttenpforte.
Doch statt der Stimme, die so suͤß
Jhn juͤngst noch dort willkommen hieß,
Vernimmt er fremde Worte.
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[149/0157] Wohlan denn! sieh bereit mich hier. Doch kannst Du, so erneue mir Die Freuden, die ich fuͤhlte, So rufe jene Zeit zuruͤck, Als einst das Kind, mein suͤßes Gluͤck, Jm Schooß der Mutter spielte. — Sankt Lukas legt ans Werk die Hand; Vor seiner Tafel unverwandt, Lauscht er nach allen Zuͤgen. Die Kammer fuͤllt ein klarer Schein, Da gaukeln Engel aus und ein, Jn wunderbaren Fluͤgen. Jhm dient die junge Himmelsschaar Der reicht' ihm sorgsam Pinsel dar, Der rieb die zarten Farben. Marien lieh zum zweyten Mal Ein Jesuskind des Mahlers Wahl, Um die sie alle warben. Er hatte den Entwurf vollbracht, Nun hemmte seinen Fleiß die Nacht; Er legt den Pinsel nieder. Zu der Vollendung brauch' ich Frist, Bis alles wohl getrocknet ist, Dann, spricht er, kehr' ich wieder. Nur wenig Tage sind entflohn, Da klopft von neuem Lukas schon An ihre Huͤttenpforte. Doch statt der Stimme, die so suͤß Jhn juͤngst noch dort willkommen hieß, Vernimmt er fremde Worte.

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/157>, abgerufen am 18.05.2024.