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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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welche Enthaltung dieß von ihm war, und wie ganz er seinem Dichter hingegeben seyn mußte, um etwas das klassische Namen trägt, nicht im reinsten Sinne des Alterthums auszuführen.

Jm Paradiso fand er Veranlassung, seine Stärke in schwebenden Gestalten zu zeigen: und mit welcher Leichtigkeit schweben und schwingen sie sich! Die Gesetze der Schwere scheinen wirklich für diese ätherischen Körper aufgehoben zu seyn. Bey der Darstellung der Engel hat er mehrentheils die ältere Weise der christlichen Mahlerey vorgezogen, sie mit lang herabwallenden Kleidern und großen Fittigen abzubilden; zu nackten oder von wenig Gewand umflatterten Knaben mit Amorsflügeln wurden sie, wie man weiß, erst späterhin nach der Jdee der griechischen Genien gemacht. Dieß läßt sich allerdings als Anspielung auf einen Stand der Unschuld, wobey gar nicht an Geschlecht gedacht wird, sehr gut vertheidigen; mit der strengen kirchlichen Sitte, mit den keuschen Entzückungen eines katholischen Himmels stimmt die andere Vorstellungsart unstreitig besser überein. Die Engel sind wie himmlische Chorknaben bey jenem ewigen Gottesdienste zu betrachten, die also auch feyerlich gekleidet seyn müssen. Der Künstler hat ihnen ganz die liebliche fromme Beschränktheit gegeben, womit sie in der heiligen Schrift und Sage ihre Bothschaften verrichten, und die über dem Bestreben, ihre Natur durch Umfang der Kräfte und Gedanken ins erstaunliche zu erhöhen, in vielen neueren Dichtungen verloren gegangen ist. Einige Male erscheinen sie ohne Flügel, aber

welche Enthaltung dieß von ihm war, und wie ganz er seinem Dichter hingegeben seyn mußte, um etwas das klassische Namen traͤgt, nicht im reinsten Sinne des Alterthums auszufuͤhren.

Jm Paradiso fand er Veranlassung, seine Staͤrke in schwebenden Gestalten zu zeigen: und mit welcher Leichtigkeit schweben und schwingen sie sich! Die Gesetze der Schwere scheinen wirklich fuͤr diese aͤtherischen Koͤrper aufgehoben zu seyn. Bey der Darstellung der Engel hat er mehrentheils die aͤltere Weise der christlichen Mahlerey vorgezogen, sie mit lang herabwallenden Kleidern und großen Fittigen abzubilden; zu nackten oder von wenig Gewand umflatterten Knaben mit Amorsfluͤgeln wurden sie, wie man weiß, erst spaͤterhin nach der Jdee der griechischen Genien gemacht. Dieß laͤßt sich allerdings als Anspielung auf einen Stand der Unschuld, wobey gar nicht an Geschlecht gedacht wird, sehr gut vertheidigen; mit der strengen kirchlichen Sitte, mit den keuschen Entzuͤckungen eines katholischen Himmels stimmt die andere Vorstellungsart unstreitig besser uͤberein. Die Engel sind wie himmlische Chorknaben bey jenem ewigen Gottesdienste zu betrachten, die also auch feyerlich gekleidet seyn muͤssen. Der Kuͤnstler hat ihnen ganz die liebliche fromme Beschraͤnktheit gegeben, womit sie in der heiligen Schrift und Sage ihre Bothschaften verrichten, und die uͤber dem Bestreben, ihre Natur durch Umfang der Kraͤfte und Gedanken ins erstaunliche zu erhoͤhen, in vielen neueren Dichtungen verloren gegangen ist. Einige Male erscheinen sie ohne Fluͤgel, aber

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[217/0227] welche Enthaltung dieß von ihm war, und wie ganz er seinem Dichter hingegeben seyn mußte, um etwas das klassische Namen traͤgt, nicht im reinsten Sinne des Alterthums auszufuͤhren. Jm Paradiso fand er Veranlassung, seine Staͤrke in schwebenden Gestalten zu zeigen: und mit welcher Leichtigkeit schweben und schwingen sie sich! Die Gesetze der Schwere scheinen wirklich fuͤr diese aͤtherischen Koͤrper aufgehoben zu seyn. Bey der Darstellung der Engel hat er mehrentheils die aͤltere Weise der christlichen Mahlerey vorgezogen, sie mit lang herabwallenden Kleidern und großen Fittigen abzubilden; zu nackten oder von wenig Gewand umflatterten Knaben mit Amorsfluͤgeln wurden sie, wie man weiß, erst spaͤterhin nach der Jdee der griechischen Genien gemacht. Dieß laͤßt sich allerdings als Anspielung auf einen Stand der Unschuld, wobey gar nicht an Geschlecht gedacht wird, sehr gut vertheidigen; mit der strengen kirchlichen Sitte, mit den keuschen Entzuͤckungen eines katholischen Himmels stimmt die andere Vorstellungsart unstreitig besser uͤberein. Die Engel sind wie himmlische Chorknaben bey jenem ewigen Gottesdienste zu betrachten, die also auch feyerlich gekleidet seyn muͤssen. Der Kuͤnstler hat ihnen ganz die liebliche fromme Beschraͤnktheit gegeben, womit sie in der heiligen Schrift und Sage ihre Bothschaften verrichten, und die uͤber dem Bestreben, ihre Natur durch Umfang der Kraͤfte und Gedanken ins erstaunliche zu erhoͤhen, in vielen neueren Dichtungen verloren gegangen ist. Einige Male erscheinen sie ohne Fluͤgel, aber

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/227>, abgerufen am 24.11.2024.