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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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vier an der andern Seite des geschlachteten Stiers, und halten alle den Daum und die nächsten zwey Finger in die Höhe, welches gewiß nicht die griechische Weise zu schwören war. Nach dem Aeschylus scheint es, als hätten sie beym Schwur die Hand in das Blut des Opferthieres getaucht; sollten Hände erhoben werden, so mußten es wenigstens beyde seyn, wie beym Beten. Auch ist der Dichter offenbar misverstanden, wenn Apollo an dem Zweykampf der Brüder Antheil nimmt, und den Bogen gegen Polynices spannt: dieß soll sich auf v. 806 -- 808 gründen. Die Szenen aus dem Agamemnon, den Choephoren und Eumeniden sind ganz in dem ernsten Sinne dieser großen tragischen Verkettung gezeichnet. Auf die festliche Rückkehr Agamemnons wirft Cassandra neben ihm auf der Quadrige einen Schatten trüber Ahndung; nachher steht Klytämnestra mit dem Beil als erhabne Verbrecherin unerschüttert hinter der Leiche ihres in das Badegewand verwickelten Gemahls, dem zu beyden Seiten der Chor traurend kniet; da hingegen Orestes den Zoll der Menschlichkeit für seine Gräuelthat bezahlt, und mit Entsetzen flüchtet. Das Ganze krönt die Schlußszene aus den Eumeniden. An der einen Seite sitzen die alten schweigenden Richter auf ihrem Thron; vor ihnen steht Orest, noch in schwermüthiger Stellung; vor diesem Athene und weiter hineinwärts Apollo. Jene redet den Eumeniden gegenüber zu: sie ist die Weisheit und Ueberredung in schöner weiblicher Gestalt, der selbst die Töchter der Nacht nicht widerstehen können, und sich mit gesenkten Fackeln, wie über ihre eignen gemilderten Gesinnungen verwundert,

vier an der andern Seite des geschlachteten Stiers, und halten alle den Daum und die naͤchsten zwey Finger in die Hoͤhe, welches gewiß nicht die griechische Weise zu schwoͤren war. Nach dem Aeschylus scheint es, als haͤtten sie beym Schwur die Hand in das Blut des Opferthieres getaucht; sollten Haͤnde erhoben werden, so mußten es wenigstens beyde seyn, wie beym Beten. Auch ist der Dichter offenbar misverstanden, wenn Apollo an dem Zweykampf der Bruͤder Antheil nimmt, und den Bogen gegen Polynices spannt: dieß soll sich auf v. 806 — 808 gruͤnden. Die Szenen aus dem Agamemnon, den Choephoren und Eumeniden sind ganz in dem ernsten Sinne dieser großen tragischen Verkettung gezeichnet. Auf die festliche Ruͤckkehr Agamemnons wirft Cassandra neben ihm auf der Quadrige einen Schatten truͤber Ahndung; nachher steht Klytaͤmnestra mit dem Beil als erhabne Verbrecherin unerschuͤttert hinter der Leiche ihres in das Badegewand verwickelten Gemahls, dem zu beyden Seiten der Chor traurend kniet; da hingegen Orestes den Zoll der Menschlichkeit fuͤr seine Graͤuelthat bezahlt, und mit Entsetzen fluͤchtet. Das Ganze kroͤnt die Schlußszene aus den Eumeniden. An der einen Seite sitzen die alten schweigenden Richter auf ihrem Thron; vor ihnen steht Orest, noch in schwermuͤthiger Stellung; vor diesem Athene und weiter hineinwaͤrts Apollo. Jene redet den Eumeniden gegenuͤber zu: sie ist die Weisheit und Ueberredung in schoͤner weiblicher Gestalt, der selbst die Toͤchter der Nacht nicht widerstehen koͤnnen, und sich mit gesenkten Fackeln, wie uͤber ihre eignen gemilderten Gesinnungen verwundert,

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[244/0254] vier an der andern Seite des geschlachteten Stiers, und halten alle den Daum und die naͤchsten zwey Finger in die Hoͤhe, welches gewiß nicht die griechische Weise zu schwoͤren war. Nach dem Aeschylus scheint es, als haͤtten sie beym Schwur die Hand in das Blut des Opferthieres getaucht; sollten Haͤnde erhoben werden, so mußten es wenigstens beyde seyn, wie beym Beten. Auch ist der Dichter offenbar misverstanden, wenn Apollo an dem Zweykampf der Bruͤder Antheil nimmt, und den Bogen gegen Polynices spannt: dieß soll sich auf v. 806 — 808 gruͤnden. Die Szenen aus dem Agamemnon, den Choephoren und Eumeniden sind ganz in dem ernsten Sinne dieser großen tragischen Verkettung gezeichnet. Auf die festliche Ruͤckkehr Agamemnons wirft Cassandra neben ihm auf der Quadrige einen Schatten truͤber Ahndung; nachher steht Klytaͤmnestra mit dem Beil als erhabne Verbrecherin unerschuͤttert hinter der Leiche ihres in das Badegewand verwickelten Gemahls, dem zu beyden Seiten der Chor traurend kniet; da hingegen Orestes den Zoll der Menschlichkeit fuͤr seine Graͤuelthat bezahlt, und mit Entsetzen fluͤchtet. Das Ganze kroͤnt die Schlußszene aus den Eumeniden. An der einen Seite sitzen die alten schweigenden Richter auf ihrem Thron; vor ihnen steht Orest, noch in schwermuͤthiger Stellung; vor diesem Athene und weiter hineinwaͤrts Apollo. Jene redet den Eumeniden gegenuͤber zu: sie ist die Weisheit und Ueberredung in schoͤner weiblicher Gestalt, der selbst die Toͤchter der Nacht nicht widerstehen koͤnnen, und sich mit gesenkten Fackeln, wie uͤber ihre eignen gemilderten Gesinnungen verwundert,

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/254>, abgerufen am 22.11.2024.