Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.63.
Es zeigte Roland nicht gering're FreudeDen König, als der König ihn zu sehn. Sie wiederhohlten die Umarmung beyde; Was Obert noch nicht völlig kann verstehn Erzählt ihm Roland von Olimpia's Leide: Wie und von wem Verrath an ihr geschehn. Biren hat treulos sich der That erkühnet, Um den sie es am wenigsten verdienet. 64.
Hierauf erzählt er alle die BeweiseVon Liebe, die sie dem Verräther bot: Wie sie für ihn zur Armen ward, zur Waise, Ja für ihn gehen wollte in den Tod; Und daß er sie aus eigner Kenntniß preise, Ein Zeuge ihrer Treu wie ihrer Noth. Jndeß er sprach, sah man aus ihren hellen Gesenkten schönen Augen Thränen quellen. 65.
Jhr schönes Antlitz war so anzuschauen,Wie sich im Frühling wohl der Himmel weist, Wenn, während milde Regen niederthauen, Die Sonne rings der Wolken Flor zerreißt; Und wie die Nachtigall auf grünen Auen Jm Laube dann den Liederreihn ergeußt, So badet in den Thränen, die erquicken, Die Flügel Amor, sonnt sich an den Blicken. 63.
Es zeigte Roland nicht gering're FreudeDen Koͤnig, als der Koͤnig ihn zu sehn. Sie wiederhohlten die Umarmung beyde; Was Obert noch nicht voͤllig kann verstehn Erzaͤhlt ihm Roland von Olimpia's Leide: Wie und von wem Verrath an ihr geschehn. Biren hat treulos sich der That erkuͤhnet, Um den sie es am wenigsten verdienet. 64.
Hierauf erzaͤhlt er alle die BeweiseVon Liebe, die sie dem Verraͤther bot: Wie sie fuͤr ihn zur Armen ward, zur Waise, Ja fuͤr ihn gehen wollte in den Tod; Und daß er sie aus eigner Kenntniß preise, Ein Zeuge ihrer Treu wie ihrer Noth. Jndeß er sprach, sah man aus ihren hellen Gesenkten schoͤnen Augen Thraͤnen quellen. 65.
Jhr schoͤnes Antlitz war so anzuschauen,Wie sich im Fruͤhling wohl der Himmel weist, Wenn, waͤhrend milde Regen niederthauen, Die Sonne rings der Wolken Flor zerreißt; Und wie die Nachtigall auf gruͤnen Auen Jm Laube dann den Liederreihn ergeußt, So badet in den Thraͤnen, die erquicken, Die Fluͤgel Amor, sonnt sich an den Blicken. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0280" n="270"/> <lg n="63"> <head> <hi rendition="#c">63.</hi> </head> <l>Es zeigte Roland nicht gering're Freude</l><lb/> <l>Den Koͤnig, als der Koͤnig ihn zu sehn.</l><lb/> <l>Sie wiederhohlten die Umarmung beyde;</l><lb/> <l>Was Obert noch nicht voͤllig kann verstehn</l><lb/> <l>Erzaͤhlt ihm Roland von Olimpia's Leide:</l><lb/> <l>Wie und von wem Verrath an ihr geschehn.</l><lb/> <l>Biren hat treulos sich der That erkuͤhnet,</l><lb/> <l>Um den sie es am wenigsten verdienet.</l> </lg><lb/> <lg n="64"> <head> <hi rendition="#c">64.</hi> </head> <l>Hierauf erzaͤhlt er alle die Beweise</l><lb/> <l>Von Liebe, die sie dem Verraͤther bot:</l><lb/> <l>Wie sie fuͤr ihn zur Armen ward, zur Waise,</l><lb/> <l>Ja fuͤr ihn gehen wollte in den Tod;</l><lb/> <l>Und daß er sie aus eigner Kenntniß preise,</l><lb/> <l>Ein Zeuge ihrer Treu wie ihrer Noth.</l><lb/> <l>Jndeß er sprach, sah man aus ihren hellen</l><lb/> <l>Gesenkten schoͤnen Augen Thraͤnen quellen.</l> </lg><lb/> <lg n="65"> <head> <hi rendition="#c">65.</hi> </head> <l>Jhr schoͤnes Antlitz war so anzuschauen,</l><lb/> <l>Wie sich im Fruͤhling wohl der Himmel weist,</l><lb/> <l>Wenn, waͤhrend milde Regen niederthauen,</l><lb/> <l>Die Sonne rings der Wolken Flor zerreißt;</l><lb/> <l>Und wie die Nachtigall auf gruͤnen Auen</l><lb/> <l>Jm Laube dann den Liederreihn ergeußt,</l><lb/> <l>So badet in den Thraͤnen, die erquicken,</l><lb/> <l>Die Fluͤgel Amor, sonnt sich an den Blicken.</l> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [270/0280]
63. Es zeigte Roland nicht gering're Freude
Den Koͤnig, als der Koͤnig ihn zu sehn.
Sie wiederhohlten die Umarmung beyde;
Was Obert noch nicht voͤllig kann verstehn
Erzaͤhlt ihm Roland von Olimpia's Leide:
Wie und von wem Verrath an ihr geschehn.
Biren hat treulos sich der That erkuͤhnet,
Um den sie es am wenigsten verdienet.
64. Hierauf erzaͤhlt er alle die Beweise
Von Liebe, die sie dem Verraͤther bot:
Wie sie fuͤr ihn zur Armen ward, zur Waise,
Ja fuͤr ihn gehen wollte in den Tod;
Und daß er sie aus eigner Kenntniß preise,
Ein Zeuge ihrer Treu wie ihrer Noth.
Jndeß er sprach, sah man aus ihren hellen
Gesenkten schoͤnen Augen Thraͤnen quellen.
65. Jhr schoͤnes Antlitz war so anzuschauen,
Wie sich im Fruͤhling wohl der Himmel weist,
Wenn, waͤhrend milde Regen niederthauen,
Die Sonne rings der Wolken Flor zerreißt;
Und wie die Nachtigall auf gruͤnen Auen
Jm Laube dann den Liederreihn ergeußt,
So badet in den Thraͤnen, die erquicken,
Die Fluͤgel Amor, sonnt sich an den Blicken.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |