Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.66.
Und in der schönen Augen Strahl entglühesEr goldne Pfeil', und löscht sie in der Quelle, Die sich durch roth' und weiße Blumen ziehet; So stählend, zielt er dann mit Kraft und Schnelle Auf jenen Jüngling, der ihm nicht entfliehet, Ob dreyfach Erz ihm um den Busen schwelle, Der, weil sein Blick um Aug' und Haar ihr spielet, Er weiß nicht wie, sein Herz getroffen fühlet. 67.
Olimpia's Reize waren zart gewoben,Von seltner Art, und nicht die Stirn allein, Haar, Aug' und Wange, waren schön zu loben, Der Mund, die Nase, Hals und Schultern; nein, Von da hinab, wo sich die Brüst' erhoben, Was vom Gewande pflegt verhüllt zu seyn, War so erlesen, daß auf weiter Erden Wohl nichts damit verglichen konnte werden. 68.
Den frischen Schnee an Weiße überwindet,Das Elfenbein an Glätte, die Gestalt; Es gleichen ihre Brüstchen, weich geründet, Der Milch, die schäumend im Gefäß noch wallt, Und zwischen ihnen ist ein Raum gegründet, Der sanft sich senkt, der Anmuth Aufenthalt, Wie zwischen kleinen Hügeln schatt'ge Thale, Wo noch der Schnee nicht schmolz vom Frühlingsstrahle. 66.
Und in der schoͤnen Augen Strahl entgluͤhesEr goldne Pfeil', und loͤscht sie in der Quelle, Die sich durch roth' und weiße Blumen ziehet; So staͤhlend, zielt er dann mit Kraft und Schnelle Auf jenen Juͤngling, der ihm nicht entfliehet, Ob dreyfach Erz ihm um den Busen schwelle, Der, weil sein Blick um Aug' und Haar ihr spielet, Er weiß nicht wie, sein Herz getroffen fuͤhlet. 67.
Olimpia's Reize waren zart gewoben,Von seltner Art, und nicht die Stirn allein, Haar, Aug' und Wange, waren schoͤn zu loben, Der Mund, die Nase, Hals und Schultern; nein, Von da hinab, wo sich die Bruͤst' erhoben, Was vom Gewande pflegt verhuͤllt zu seyn, War so erlesen, daß auf weiter Erden Wohl nichts damit verglichen konnte werden. 68.
Den frischen Schnee an Weiße uͤberwindet,Das Elfenbein an Glaͤtte, die Gestalt; Es gleichen ihre Bruͤstchen, weich geruͤndet, Der Milch, die schaͤumend im Gefaͤß noch wallt, Und zwischen ihnen ist ein Raum gegruͤndet, Der sanft sich senkt, der Anmuth Aufenthalt, Wie zwischen kleinen Huͤgeln schatt'ge Thale, Wo noch der Schnee nicht schmolz vom Fruͤhlingsstrahle. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0281" n="271"/> <lg n="66"> <head> <hi rendition="#c">66.</hi> </head> <l>Und in der schoͤnen Augen Strahl entgluͤhes</l><lb/> <l>Er goldne Pfeil', und loͤscht sie in der Quelle,</l><lb/> <l>Die sich durch roth' und weiße Blumen ziehet;</l><lb/> <l>So staͤhlend, zielt er dann mit Kraft und Schnelle</l><lb/> <l>Auf jenen Juͤngling, der ihm nicht entfliehet,</l><lb/> <l>Ob dreyfach Erz ihm um den Busen schwelle,</l><lb/> <l>Der, weil sein Blick um Aug' und Haar ihr spielet,</l><lb/> <l>Er weiß nicht wie, sein Herz getroffen fuͤhlet.</l> </lg><lb/> <lg n="67"> <head> <hi rendition="#c">67.</hi> </head> <l>Olimpia's Reize waren zart gewoben,</l><lb/> <l>Von seltner Art, und nicht die Stirn allein,</l><lb/> <l>Haar, Aug' und Wange, waren schoͤn zu loben,</l><lb/> <l>Der Mund, die Nase, Hals und Schultern; nein,</l><lb/> <l>Von da hinab, wo sich die Bruͤst' erhoben,</l><lb/> <l>Was vom Gewande pflegt verhuͤllt zu seyn,</l><lb/> <l>War so erlesen, daß auf weiter Erden</l><lb/> <l>Wohl nichts damit verglichen konnte werden.</l> </lg><lb/> <lg n="68"> <head> <hi rendition="#c">68.</hi> </head> <l>Den frischen Schnee an Weiße uͤberwindet,</l><lb/> <l>Das Elfenbein an Glaͤtte, die Gestalt;</l><lb/> <l>Es gleichen ihre Bruͤstchen, weich geruͤndet,</l><lb/> <l>Der Milch, die schaͤumend im Gefaͤß noch wallt,</l><lb/> <l>Und zwischen ihnen ist ein Raum gegruͤndet,</l><lb/> <l>Der sanft sich senkt, der Anmuth Aufenthalt,</l><lb/> <l>Wie zwischen kleinen Huͤgeln schatt'ge Thale,</l><lb/> <l>Wo noch der Schnee nicht schmolz vom Fruͤhlingsstrahle.</l> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [271/0281]
66. Und in der schoͤnen Augen Strahl entgluͤhes
Er goldne Pfeil', und loͤscht sie in der Quelle,
Die sich durch roth' und weiße Blumen ziehet;
So staͤhlend, zielt er dann mit Kraft und Schnelle
Auf jenen Juͤngling, der ihm nicht entfliehet,
Ob dreyfach Erz ihm um den Busen schwelle,
Der, weil sein Blick um Aug' und Haar ihr spielet,
Er weiß nicht wie, sein Herz getroffen fuͤhlet.
67. Olimpia's Reize waren zart gewoben,
Von seltner Art, und nicht die Stirn allein,
Haar, Aug' und Wange, waren schoͤn zu loben,
Der Mund, die Nase, Hals und Schultern; nein,
Von da hinab, wo sich die Bruͤst' erhoben,
Was vom Gewande pflegt verhuͤllt zu seyn,
War so erlesen, daß auf weiter Erden
Wohl nichts damit verglichen konnte werden.
68. Den frischen Schnee an Weiße uͤberwindet,
Das Elfenbein an Glaͤtte, die Gestalt;
Es gleichen ihre Bruͤstchen, weich geruͤndet,
Der Milch, die schaͤumend im Gefaͤß noch wallt,
Und zwischen ihnen ist ein Raum gegruͤndet,
Der sanft sich senkt, der Anmuth Aufenthalt,
Wie zwischen kleinen Huͤgeln schatt'ge Thale,
Wo noch der Schnee nicht schmolz vom Fruͤhlingsstrahle.
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Zitationshilfe: | Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/281>, abgerufen am 25.06.2024. |