Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.Trevisani hat sie mit fröhlichem Muth über das Bedürfniß weggehoben. Seine Landschaft schon ist gefällig erfunden: zur Rechten vorn ein hohes Fußgestell mit dem Untertheil einer zerbrochnen Statue, die freylich nicht in Egypten sondern in Griechenland zu Hause ist; dahinter ein Palmbaum, links in der Ferne eine Brücke. Jn der Mitte erhebt sich ein prächtiger Baum und nimmt Marien in seinen Schatten auf: sie sitzt mit übereinander geschlagenen ausgestreckten Füßen, als dem symbolischen Zeichen ihres Ausruhens; sonst bey weitem nicht so natürlich und bequem als die erste arme Mutter, was sie auch gar nicht nöthig zu haben scheint. Sorglos und bescheiden mit niedergesenktem Blick ergötzt sie sich an dem Kinde, das seitwärts von ihrem Schooße mit Händen und Füßen begierig vorstrebend herunter will zu den beyden Engeln, die auf einem Stein vor ihm knieen. Sie hat ein hübsches liebliches Gesicht; der Schleyer wirft einen Schatten über das eine Auge hin, womit der Mahler in ihre Seele etwas kockett gewesen ist. Sie hält mit der einen Hand das nackte Kind in der Mitte des Leibchens fest, mit der andern zieht sie viel zu zierlich mit spitzen Fingern ein weißes Tuch neben ihrem Gewande in die Höhe. Nimmt man diese weg, so macht sie mit den drey Genien ein sehr anmuthiges Bild. Das Roth und Blau ihrer Kleidung ist sanft verschmolzen. Die süße Begierde des Kindes lächelt einen an. Joseph steht im Profil, in einfärbigem braunem Gewande, und sieht mit aufgehobnen Händen und Gesicht an den Baum hinauf, der eine Fülle von Engeln wie himmlische Früchte trägt. Durch Trevisani hat sie mit froͤhlichem Muth uͤber das Beduͤrfniß weggehoben. Seine Landschaft schon ist gefaͤllig erfunden: zur Rechten vorn ein hohes Fußgestell mit dem Untertheil einer zerbrochnen Statue, die freylich nicht in Egypten sondern in Griechenland zu Hause ist; dahinter ein Palmbaum, links in der Ferne eine Bruͤcke. Jn der Mitte erhebt sich ein praͤchtiger Baum und nimmt Marien in seinen Schatten auf: sie sitzt mit uͤbereinander geschlagenen ausgestreckten Fuͤßen, als dem symbolischen Zeichen ihres Ausruhens; sonst bey weitem nicht so natuͤrlich und bequem als die erste arme Mutter, was sie auch gar nicht noͤthig zu haben scheint. Sorglos und bescheiden mit niedergesenktem Blick ergoͤtzt sie sich an dem Kinde, das seitwaͤrts von ihrem Schooße mit Haͤnden und Fuͤßen begierig vorstrebend herunter will zu den beyden Engeln, die auf einem Stein vor ihm knieen. Sie hat ein huͤbsches liebliches Gesicht; der Schleyer wirft einen Schatten uͤber das eine Auge hin, womit der Mahler in ihre Seele etwas kockett gewesen ist. Sie haͤlt mit der einen Hand das nackte Kind in der Mitte des Leibchens fest, mit der andern zieht sie viel zu zierlich mit spitzen Fingern ein weißes Tuch neben ihrem Gewande in die Hoͤhe. Nimmt man diese weg, so macht sie mit den drey Genien ein sehr anmuthiges Bild. Das Roth und Blau ihrer Kleidung ist sanft verschmolzen. Die suͤße Begierde des Kindes laͤchelt einen an. Joseph steht im Profil, in einfaͤrbigem braunem Gewande, und sieht mit aufgehobnen Haͤnden und Gesicht an den Baum hinauf, der eine Fuͤlle von Engeln wie himmlische Fruͤchte traͤgt. Durch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0087" n="79"/> <p><hi rendition="#g">Trevisani</hi> hat sie mit froͤhlichem Muth uͤber das Beduͤrfniß weggehoben. Seine Landschaft schon ist gefaͤllig erfunden: zur Rechten vorn ein hohes Fußgestell mit dem Untertheil einer zerbrochnen Statue, die freylich nicht in Egypten sondern in Griechenland zu Hause ist; dahinter ein Palmbaum, links in der Ferne eine Bruͤcke. Jn der Mitte erhebt sich ein praͤchtiger Baum und nimmt Marien in seinen Schatten auf: sie sitzt mit uͤbereinander geschlagenen ausgestreckten Fuͤßen, als dem symbolischen Zeichen ihres Ausruhens; sonst bey weitem nicht so natuͤrlich und bequem als die erste arme Mutter, was sie auch gar nicht noͤthig zu haben scheint. Sorglos und bescheiden mit niedergesenktem Blick ergoͤtzt sie sich an dem Kinde, das seitwaͤrts von ihrem Schooße mit Haͤnden und Fuͤßen begierig vorstrebend herunter will zu den beyden Engeln, die auf einem Stein vor ihm knieen. Sie hat ein huͤbsches liebliches Gesicht; der Schleyer wirft einen Schatten uͤber das eine Auge hin, womit der Mahler in ihre Seele etwas kockett gewesen ist. Sie haͤlt mit der einen Hand das nackte Kind in der Mitte des Leibchens fest, mit der andern zieht sie viel zu zierlich mit spitzen Fingern ein weißes Tuch neben ihrem Gewande in die Hoͤhe. Nimmt man diese weg, so macht sie mit den drey Genien ein sehr anmuthiges Bild. Das Roth und Blau ihrer Kleidung ist sanft verschmolzen. Die suͤße Begierde des Kindes laͤchelt einen an. Joseph steht im Profil, in einfaͤrbigem braunem Gewande, und sieht mit aufgehobnen Haͤnden und Gesicht an den Baum hinauf, der eine Fuͤlle von Engeln wie himmlische Fruͤchte traͤgt. Durch </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [79/0087]
Trevisani hat sie mit froͤhlichem Muth uͤber das Beduͤrfniß weggehoben. Seine Landschaft schon ist gefaͤllig erfunden: zur Rechten vorn ein hohes Fußgestell mit dem Untertheil einer zerbrochnen Statue, die freylich nicht in Egypten sondern in Griechenland zu Hause ist; dahinter ein Palmbaum, links in der Ferne eine Bruͤcke. Jn der Mitte erhebt sich ein praͤchtiger Baum und nimmt Marien in seinen Schatten auf: sie sitzt mit uͤbereinander geschlagenen ausgestreckten Fuͤßen, als dem symbolischen Zeichen ihres Ausruhens; sonst bey weitem nicht so natuͤrlich und bequem als die erste arme Mutter, was sie auch gar nicht noͤthig zu haben scheint. Sorglos und bescheiden mit niedergesenktem Blick ergoͤtzt sie sich an dem Kinde, das seitwaͤrts von ihrem Schooße mit Haͤnden und Fuͤßen begierig vorstrebend herunter will zu den beyden Engeln, die auf einem Stein vor ihm knieen. Sie hat ein huͤbsches liebliches Gesicht; der Schleyer wirft einen Schatten uͤber das eine Auge hin, womit der Mahler in ihre Seele etwas kockett gewesen ist. Sie haͤlt mit der einen Hand das nackte Kind in der Mitte des Leibchens fest, mit der andern zieht sie viel zu zierlich mit spitzen Fingern ein weißes Tuch neben ihrem Gewande in die Hoͤhe. Nimmt man diese weg, so macht sie mit den drey Genien ein sehr anmuthiges Bild. Das Roth und Blau ihrer Kleidung ist sanft verschmolzen. Die suͤße Begierde des Kindes laͤchelt einen an. Joseph steht im Profil, in einfaͤrbigem braunem Gewande, und sieht mit aufgehobnen Haͤnden und Gesicht an den Baum hinauf, der eine Fuͤlle von Engeln wie himmlische Fruͤchte traͤgt. Durch
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