Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
Welch Staunen! als, vom Erstlingspiepen
Der Brut im Ey, sein Preistraktat
Verherrlicht durch Bodoni's Typen
Ans Licht in Salamanka trat.
Des Paradoxen großer Priester,
Sprach er dem Anerkannten Hohn;
Merkurs germanischen Tornister
Warf er im Zorn vom Helikon.
Wie blühst du, rief er, hier so spärlich,
O Zauberblume des Genies?
Jn Fülle zog dich, Seltne, jährlich
Vordem das Treibhaus zu Paris.
Noch immer in Apolls Revieren,
Klarisse, Tristram, Agathon?
Nach Rußland euch zu deportiren
Bemannt sich die Fregatte schon.
Hier dulden wir nur Mönchsgesichter,
Der Humpen Klang, des Turney's Kampf,
Gespensterklubb, vermummte Richter,
Banditengräul und Höllendampf.
A l'ordre! brüllt' er ungezogen,
Als, bey der Musen Weihgesang,
Sich königlich zum Sternenbogen,
Ein Riesenadler, Göthe, schwang.
Wer schnöder Gleißner Mystik haßte,
Wer Garve, Mendelsohn, und Kant
Jn Kopf und Herz lebendig faßte,
Hieß Frömmler ihm und Obskurant.
Welch Staunen! als, vom Erstlingspiepen
Der Brut im Ey, sein Preistraktat
Verherrlicht durch Bodoni's Typen
Ans Licht in Salamanka trat.
Des Paradoxen großer Priester,
Sprach er dem Anerkannten Hohn;
Merkurs germanischen Tornister
Warf er im Zorn vom Helikon.
Wie bluͤhst du, rief er, hier so spaͤrlich,
O Zauberblume des Genies?
Jn Fuͤlle zog dich, Seltne, jaͤhrlich
Vordem das Treibhaus zu Paris.
Noch immer in Apolls Revieren,
Klarisse, Tristram, Agathon?
Nach Rußland euch zu deportiren
Bemannt sich die Fregatte schon.
Hier dulden wir nur Moͤnchsgesichter,
Der Humpen Klang, des Turney's Kampf,
Gespensterklubb, vermummte Richter,
Banditengraͤul und Hoͤllendampf.
A l'ordre! bruͤllt' er ungezogen,
Als, bey der Musen Weihgesang,
Sich koͤniglich zum Sternenbogen,
Ein Riesenadler, Goͤthe, schwang.
Wer schnoͤder Gleißner Mystik haßte,
Wer Garve, Mendelsohn, und Kant
Jn Kopf und Herz lebendig faßte,
Hieß Froͤmmler ihm und Obskurant.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0153" n="145"/>
              <lg n="2">
                <l>Welch Staunen! als, vom Erstlingspiepen</l><lb/>
                <l>Der Brut im Ey, sein Preistraktat</l><lb/>
                <l>Verherrlicht durch Bodoni's Typen</l><lb/>
                <l>Ans Licht in Salamanka trat.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="3">
                <l>Des Paradoxen großer Priester,</l><lb/>
                <l>Sprach er dem Anerkannten Hohn;</l><lb/>
                <l>Merkurs germanischen Tornister</l><lb/>
                <l>Warf er im Zorn vom Helikon.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="4">
                <l>Wie blu&#x0364;hst du, rief er, hier so spa&#x0364;rlich,</l><lb/>
                <l>O Zauberblume des Genies?</l><lb/>
                <l>Jn Fu&#x0364;lle zog dich, Seltne, ja&#x0364;hrlich</l><lb/>
                <l>Vordem das Treibhaus zu Paris.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="5">
                <l>Noch immer in Apolls Revieren,</l><lb/>
                <l>Klarisse, Tristram, Agathon?</l><lb/>
                <l>Nach Rußland euch zu deportiren</l><lb/>
                <l>Bemannt sich die Fregatte schon.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="6">
                <l>Hier dulden wir nur Mo&#x0364;nchsgesichter,</l><lb/>
                <l>Der Humpen Klang, des Turney's Kampf,</l><lb/>
                <l>Gespensterklubb, vermummte Richter,</l><lb/>
                <l>Banditengra&#x0364;ul und Ho&#x0364;llendampf.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="7">
                <l>A l'ordre! bru&#x0364;llt' er ungezogen,</l><lb/>
                <l>Als, bey der Musen Weihgesang,</l><lb/>
                <l>Sich ko&#x0364;niglich zum Sternenbogen,</l><lb/>
                <l>Ein Riesenadler, Go&#x0364;the, schwang.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="8">
                <l>Wer schno&#x0364;der Gleißner Mystik haßte,</l><lb/>
                <l>Wer Garve, Mendelsohn, und Kant</l><lb/>
                <l>Jn Kopf und Herz lebendig faßte,</l><lb/>
                <l>Hieß Fro&#x0364;mmler ihm und Obskurant.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0153] Welch Staunen! als, vom Erstlingspiepen Der Brut im Ey, sein Preistraktat Verherrlicht durch Bodoni's Typen Ans Licht in Salamanka trat. Des Paradoxen großer Priester, Sprach er dem Anerkannten Hohn; Merkurs germanischen Tornister Warf er im Zorn vom Helikon. Wie bluͤhst du, rief er, hier so spaͤrlich, O Zauberblume des Genies? Jn Fuͤlle zog dich, Seltne, jaͤhrlich Vordem das Treibhaus zu Paris. Noch immer in Apolls Revieren, Klarisse, Tristram, Agathon? Nach Rußland euch zu deportiren Bemannt sich die Fregatte schon. Hier dulden wir nur Moͤnchsgesichter, Der Humpen Klang, des Turney's Kampf, Gespensterklubb, vermummte Richter, Banditengraͤul und Hoͤllendampf. A l'ordre! bruͤllt' er ungezogen, Als, bey der Musen Weihgesang, Sich koͤniglich zum Sternenbogen, Ein Riesenadler, Goͤthe, schwang. Wer schnoͤder Gleißner Mystik haßte, Wer Garve, Mendelsohn, und Kant Jn Kopf und Herz lebendig faßte, Hieß Froͤmmler ihm und Obskurant.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/153
Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/153>, abgerufen am 14.05.2024.