Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.zu dem unmittelbar vorhergehenden Stücke aus der Urgeschichte des Erdbodens? Die empfindsame Mattigkeit des Schlusses hat man schon öfter gerügt, aber so viel ich mich erinnere, ist es noch nirgends bemerkt worden, daß der Gedanke, die uralte Wüsteney in jenen Gegenden mit ihrem jetzigen so lachenden Anblick zu kontrastiren, und die Hauptzüge dieser Schilderung aus Johannes Müllers Geschichte der Schweiz (J B. S. 3 u. 4) entlehnt scheinen: nur daß die Prosa des Geschichtschreibers viel größer und bedeutender darstellt. -- Allerdings hat das Gedicht einzelne gelungne Stellen und schöne Zeilen. Diese haben sein Glück gemacht, und mußten es machen, da die meisten Leser sich nie dazu erheben, irgend eine geistige Hervorbringung als ein Ganzes zu betrachten. Wie hätte es sonst der Bemerkung entgehen können, daß Matthisson selbst in den kleinsten Komposizionen nicht Ton und Kolorit zu halten weiß. Jn dem Liede die neue Heilige (Nachtrag S. 31.) finden sich folgende Erwähnungen unmittelbar nacheinander: Pygmalion, eine Göttin, Anspielung auf Orpheus oder Amphion, der Tanz der Elfenkönigin, Geistergruß, ein Jrrlicht das nachher zum Heiligenscheine wird, wiederum Oberon, und endlich Raphaels Madonnenbilder. Jst es wohl möglich in sieben kurzen Strophen die Fantasie ärger aus einem fremdartigen Gebiete ins andre zu hetzen? So hebt der letzte Trost(Nachtrag S. 40.) mit der Schilderung einer düstern Nacht, von allen nordischen Schauern begleitet, an, die dem Dichter, schon wunderlich genug, die Schmerzen der zu dem unmittelbar vorhergehenden Stuͤcke aus der Urgeschichte des Erdbodens? Die empfindsame Mattigkeit des Schlusses hat man schon oͤfter geruͤgt, aber so viel ich mich erinnere, ist es noch nirgends bemerkt worden, daß der Gedanke, die uralte Wuͤsteney in jenen Gegenden mit ihrem jetzigen so lachenden Anblick zu kontrastiren, und die Hauptzuͤge dieser Schilderung aus Johannes Muͤllers Geschichte der Schweiz (J B. S. 3 u. 4) entlehnt scheinen: nur daß die Prosa des Geschichtschreibers viel groͤßer und bedeutender darstellt. — Allerdings hat das Gedicht einzelne gelungne Stellen und schoͤne Zeilen. Diese haben sein Gluͤck gemacht, und mußten es machen, da die meisten Leser sich nie dazu erheben, irgend eine geistige Hervorbringung als ein Ganzes zu betrachten. Wie haͤtte es sonst der Bemerkung entgehen koͤnnen, daß Matthisson selbst in den kleinsten Komposizionen nicht Ton und Kolorit zu halten weiß. Jn dem Liede die neue Heilige (Nachtrag S. 31.) finden sich folgende Erwaͤhnungen unmittelbar nacheinander: Pygmalion, eine Goͤttin, Anspielung auf Orpheus oder Amphion, der Tanz der Elfenkoͤnigin, Geistergruß, ein Jrrlicht das nachher zum Heiligenscheine wird, wiederum Oberon, und endlich Raphaels Madonnenbilder. Jst es wohl moͤglich in sieben kurzen Strophen die Fantasie aͤrger aus einem fremdartigen Gebiete ins andre zu hetzen? So hebt der letzte Trost(Nachtrag S. 40.) mit der Schilderung einer duͤstern Nacht, von allen nordischen Schauern begleitet, an, die dem Dichter, schon wunderlich genug, die Schmerzen der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0160" n="152"/> zu dem unmittelbar vorhergehenden Stuͤcke aus der Urgeschichte des Erdbodens? Die empfindsame Mattigkeit des Schlusses hat man schon oͤfter geruͤgt, aber so viel ich mich erinnere, ist es noch nirgends bemerkt worden, daß der Gedanke, die uralte Wuͤsteney in jenen Gegenden mit ihrem jetzigen so lachenden Anblick zu kontrastiren, und die Hauptzuͤge dieser Schilderung aus Johannes Muͤllers Geschichte der Schweiz (J B. S. 3 u. 4) entlehnt scheinen: nur daß die Prosa des Geschichtschreibers viel groͤßer und bedeutender darstellt. — Allerdings hat das Gedicht einzelne gelungne Stellen und schoͤne Zeilen. Diese haben sein Gluͤck gemacht, und mußten es machen, da die meisten Leser sich nie dazu erheben, irgend eine geistige Hervorbringung als ein Ganzes zu betrachten. Wie haͤtte es sonst der Bemerkung entgehen koͤnnen, daß Matthisson selbst in den kleinsten Komposizionen nicht Ton und Kolorit zu halten weiß. Jn dem Liede <hi rendition="#g">die neue Heilige</hi> (Nachtrag S. 31.) finden sich folgende Erwaͤhnungen unmittelbar nacheinander: Pygmalion, eine Goͤttin, Anspielung auf Orpheus oder Amphion, der Tanz der Elfenkoͤnigin, Geistergruß, ein Jrrlicht das nachher zum Heiligenscheine wird, wiederum Oberon, und endlich Raphaels Madonnenbilder. Jst es wohl moͤglich in sieben kurzen Strophen die Fantasie aͤrger aus einem fremdartigen Gebiete ins andre zu hetzen? So hebt der <hi rendition="#g">letzte Trost</hi>(Nachtrag S. 40.) mit der Schilderung einer duͤstern Nacht, von allen nordischen Schauern begleitet, an, die dem Dichter, schon wunderlich genug, die Schmerzen der </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [152/0160]
zu dem unmittelbar vorhergehenden Stuͤcke aus der Urgeschichte des Erdbodens? Die empfindsame Mattigkeit des Schlusses hat man schon oͤfter geruͤgt, aber so viel ich mich erinnere, ist es noch nirgends bemerkt worden, daß der Gedanke, die uralte Wuͤsteney in jenen Gegenden mit ihrem jetzigen so lachenden Anblick zu kontrastiren, und die Hauptzuͤge dieser Schilderung aus Johannes Muͤllers Geschichte der Schweiz (J B. S. 3 u. 4) entlehnt scheinen: nur daß die Prosa des Geschichtschreibers viel groͤßer und bedeutender darstellt. — Allerdings hat das Gedicht einzelne gelungne Stellen und schoͤne Zeilen. Diese haben sein Gluͤck gemacht, und mußten es machen, da die meisten Leser sich nie dazu erheben, irgend eine geistige Hervorbringung als ein Ganzes zu betrachten. Wie haͤtte es sonst der Bemerkung entgehen koͤnnen, daß Matthisson selbst in den kleinsten Komposizionen nicht Ton und Kolorit zu halten weiß. Jn dem Liede die neue Heilige (Nachtrag S. 31.) finden sich folgende Erwaͤhnungen unmittelbar nacheinander: Pygmalion, eine Goͤttin, Anspielung auf Orpheus oder Amphion, der Tanz der Elfenkoͤnigin, Geistergruß, ein Jrrlicht das nachher zum Heiligenscheine wird, wiederum Oberon, und endlich Raphaels Madonnenbilder. Jst es wohl moͤglich in sieben kurzen Strophen die Fantasie aͤrger aus einem fremdartigen Gebiete ins andre zu hetzen? So hebt der letzte Trost(Nachtrag S. 40.) mit der Schilderung einer duͤstern Nacht, von allen nordischen Schauern begleitet, an, die dem Dichter, schon wunderlich genug, die Schmerzen der
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