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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

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Wörter und Wendungen, aus Niedersächsischem Provinzialismus und gelehrter Ummodelung ist) und der Sylbenmaße immer lehrreich seyn. So hat er in der Schläferin die gleitenden Reime, die überhaupt im Deutschen selten, und seit den ältern Dichtern, z. B. Weckherlin u. a. sehr aus der Acht gelassen sind, mit Glück durchgeführt: nur würde es noch anmuthiger seyn, wenn sie mit weiblichen, nicht mit männlichen abwechselten. Die versuchten Kombinazionen des Reimes mit klassischer Rhythmik, zu denen hier überdieß nichts neues hinzugekommen ist, setzen zu ihrer Beurtheilung eine gründliche Erörterung über die oft verkannte ganz entgegengesetzte Tendenz der antiken Sylbenmaße und der gereimten Versarten voraus, wovon jene die genaueste Bestimmung der Quantität fodern, diese ihrem Wesen nach sie mehr schwebend erhalten, und den Akzent und die Sylbenzahl herrschend machen.

Die Verwandtschaft zwischen den Vossischen und Schmidtschen Liedern ist einleuchtend genug: bey manchen gehört schon ein geübtes Ohr und Urtheil dazu, beym ersten Vorlesen zu entscheiden von wem sie sind. Jch glaube es würde sich niemand verwundern, wenn man unter dem Windmüller den Namen Voß, und unter der Reise Schmidt läse. Der Unterschied liegt mehr in Aeußerlichkeiten: so wird z. B. bey den Voßischen Festen meistens jubilirt, daß es etwas so gutes zu essen und zu trinken giebt; der Prediger von Werneuchen freut sich hingegen, daß er nichts besseres hat, ihm hat das Schicksal ein uneigennütziges Wohlgefallen

Woͤrter und Wendungen, aus Niedersaͤchsischem Provinzialismus und gelehrter Ummodelung ist) und der Sylbenmaße immer lehrreich seyn. So hat er in der Schlaͤferin die gleitenden Reime, die uͤberhaupt im Deutschen selten, und seit den aͤltern Dichtern, z. B. Weckherlin u. a. sehr aus der Acht gelassen sind, mit Gluͤck durchgefuͤhrt: nur wuͤrde es noch anmuthiger seyn, wenn sie mit weiblichen, nicht mit maͤnnlichen abwechselten. Die versuchten Kombinazionen des Reimes mit klassischer Rhythmik, zu denen hier uͤberdieß nichts neues hinzugekommen ist, setzen zu ihrer Beurtheilung eine gruͤndliche Eroͤrterung uͤber die oft verkannte ganz entgegengesetzte Tendenz der antiken Sylbenmaße und der gereimten Versarten voraus, wovon jene die genaueste Bestimmung der Quantitaͤt fodern, diese ihrem Wesen nach sie mehr schwebend erhalten, und den Akzent und die Sylbenzahl herrschend machen.

Die Verwandtschaft zwischen den Vossischen und Schmidtschen Liedern ist einleuchtend genug: bey manchen gehoͤrt schon ein geuͤbtes Ohr und Urtheil dazu, beym ersten Vorlesen zu entscheiden von wem sie sind. Jch glaube es wuͤrde sich niemand verwundern, wenn man unter dem Windmuͤller den Namen Voß, und unter der Reise Schmidt laͤse. Der Unterschied liegt mehr in Aeußerlichkeiten: so wird z. B. bey den Voßischen Festen meistens jubilirt, daß es etwas so gutes zu essen und zu trinken giebt; der Prediger von Werneuchen freut sich hingegen, daß er nichts besseres hat, ihm hat das Schicksal ein uneigennuͤtziges Wohlgefallen

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[157/0165] Woͤrter und Wendungen, aus Niedersaͤchsischem Provinzialismus und gelehrter Ummodelung ist) und der Sylbenmaße immer lehrreich seyn. So hat er in der Schlaͤferin die gleitenden Reime, die uͤberhaupt im Deutschen selten, und seit den aͤltern Dichtern, z. B. Weckherlin u. a. sehr aus der Acht gelassen sind, mit Gluͤck durchgefuͤhrt: nur wuͤrde es noch anmuthiger seyn, wenn sie mit weiblichen, nicht mit maͤnnlichen abwechselten. Die versuchten Kombinazionen des Reimes mit klassischer Rhythmik, zu denen hier uͤberdieß nichts neues hinzugekommen ist, setzen zu ihrer Beurtheilung eine gruͤndliche Eroͤrterung uͤber die oft verkannte ganz entgegengesetzte Tendenz der antiken Sylbenmaße und der gereimten Versarten voraus, wovon jene die genaueste Bestimmung der Quantitaͤt fodern, diese ihrem Wesen nach sie mehr schwebend erhalten, und den Akzent und die Sylbenzahl herrschend machen. Die Verwandtschaft zwischen den Vossischen und Schmidtschen Liedern ist einleuchtend genug: bey manchen gehoͤrt schon ein geuͤbtes Ohr und Urtheil dazu, beym ersten Vorlesen zu entscheiden von wem sie sind. Jch glaube es wuͤrde sich niemand verwundern, wenn man unter dem Windmuͤller den Namen Voß, und unter der Reise Schmidt laͤse. Der Unterschied liegt mehr in Aeußerlichkeiten: so wird z. B. bey den Voßischen Festen meistens jubilirt, daß es etwas so gutes zu essen und zu trinken giebt; der Prediger von Werneuchen freut sich hingegen, daß er nichts besseres hat, ihm hat das Schicksal ein uneigennuͤtziges Wohlgefallen

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/165>, abgerufen am 21.11.2024.