Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.Ton, der antike Styl, die Jronie der Reflexion, bilden die Elegien, Epigramme, Episteln, Jdyllen zu einem Kreise, gleichsam zu einer Familie von Gedichten. Man würde wohl thun, sie als ein Ganzes und in gewissem Sinne wie ein Werk zu nehmen und zu betrachten. Vieles von dem Zauber und Reiz dieser Gedichte liegt in der schönen Jndividualität, die sich darin äußert und zur Mittheilung gleichsam gehn läßt. Sie wird durch die classische Form nur noch pikanter. Jn den Erzeugnissen der ersten Manier ist das Subjektive und das Objektive durchaus vermischt. Jn den Werken der zweyten Epoche ist die Ausführung im höchsten Grade objektiv. Aber das eigentlich Jnteressante derselben, der Geist der Harmonie und der Reflexion verräth seine Beziehung auf eine bestimmte Jndividualität. Jn der dritten Epoche ist beydes rein geschieden, und Herrmann und Dorothea durchaus objektiv. Durch das Wahre, Jnnige könnte es eine Rückkehr zur geistigen Jugend scheinen, eine Wiedervereinigung der letzten Stufe mit der Kraft und Wärme der ersten. Aber die Natürlichkeit ist hier nicht selbst eine naturliche Ergießung, sondern absichtliche Popularität für die Wirkung nach Außen. Jn diesem Gedicht finde ich ganz die idealische Haltung, die andre nur in der Jphigenia suchen. Es konnte nicht meine Absicht seyn, in einem Schema seines Stufenganges alle Werke des Künstlers zu ordnen. Um dieß durch ein Beispiel anschaulicher zu machen, erwähne ich nur, daß Prometheus Ton, der antike Styl, die Jronie der Reflexion, bilden die Elegien, Epigramme, Episteln, Jdyllen zu einem Kreise, gleichsam zu einer Familie von Gedichten. Man wuͤrde wohl thun, sie als ein Ganzes und in gewissem Sinne wie ein Werk zu nehmen und zu betrachten. Vieles von dem Zauber und Reiz dieser Gedichte liegt in der schoͤnen Jndividualitaͤt, die sich darin aͤußert und zur Mittheilung gleichsam gehn laͤßt. Sie wird durch die classische Form nur noch pikanter. Jn den Erzeugnissen der ersten Manier ist das Subjektive und das Objektive durchaus vermischt. Jn den Werken der zweyten Epoche ist die Ausfuͤhrung im hoͤchsten Grade objektiv. Aber das eigentlich Jnteressante derselben, der Geist der Harmonie und der Reflexion verraͤth seine Beziehung auf eine bestimmte Jndividualitaͤt. Jn der dritten Epoche ist beydes rein geschieden, und Herrmann und Dorothea durchaus objektiv. Durch das Wahre, Jnnige koͤnnte es eine Ruͤckkehr zur geistigen Jugend scheinen, eine Wiedervereinigung der letzten Stufe mit der Kraft und Waͤrme der ersten. Aber die Natuͤrlichkeit ist hier nicht selbst eine naturliche Ergießung, sondern absichtliche Popularitaͤt fuͤr die Wirkung nach Außen. Jn diesem Gedicht finde ich ganz die idealische Haltung, die andre nur in der Jphigenia suchen. Es konnte nicht meine Absicht seyn, in einem Schema seines Stufenganges alle Werke des Kuͤnstlers zu ordnen. Um dieß durch ein Beispiel anschaulicher zu machen, erwaͤhne ich nur, daß Prometheus <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0190" n="178"/> Ton, der antike Styl, die Jronie der Reflexion, bilden die Elegien, Epigramme, Episteln, Jdyllen zu einem Kreise, gleichsam zu einer Familie von Gedichten. Man wuͤrde wohl thun, sie als ein Ganzes und in gewissem Sinne wie ein Werk zu nehmen und zu betrachten.</p><lb/> <p>Vieles von dem Zauber und Reiz dieser Gedichte liegt in der schoͤnen Jndividualitaͤt, die sich darin aͤußert und zur Mittheilung gleichsam gehn laͤßt. Sie wird durch die classische Form nur noch pikanter.</p><lb/> <p>Jn den Erzeugnissen der ersten Manier ist das Subjektive und das Objektive durchaus vermischt. Jn den Werken der zweyten Epoche ist die Ausfuͤhrung im hoͤchsten Grade objektiv. Aber das eigentlich Jnteressante derselben, der Geist der Harmonie und der Reflexion verraͤth seine Beziehung auf eine bestimmte Jndividualitaͤt. Jn der dritten Epoche ist beydes rein geschieden, und Herrmann und Dorothea durchaus objektiv. Durch das Wahre, Jnnige koͤnnte es eine Ruͤckkehr zur geistigen Jugend scheinen, eine Wiedervereinigung der letzten Stufe mit der Kraft und Waͤrme der ersten. Aber die Natuͤrlichkeit ist hier nicht selbst eine naturliche Ergießung, sondern absichtliche Popularitaͤt fuͤr die Wirkung nach Außen. Jn diesem Gedicht finde ich ganz die idealische Haltung, die andre nur in der Jphigenia suchen.</p><lb/> <p>Es konnte nicht meine Absicht seyn, in einem Schema seines Stufenganges alle Werke des Kuͤnstlers zu ordnen. Um dieß durch ein Beispiel anschaulicher zu machen, erwaͤhne ich nur, daß Prometheus </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [178/0190]
Ton, der antike Styl, die Jronie der Reflexion, bilden die Elegien, Epigramme, Episteln, Jdyllen zu einem Kreise, gleichsam zu einer Familie von Gedichten. Man wuͤrde wohl thun, sie als ein Ganzes und in gewissem Sinne wie ein Werk zu nehmen und zu betrachten.
Vieles von dem Zauber und Reiz dieser Gedichte liegt in der schoͤnen Jndividualitaͤt, die sich darin aͤußert und zur Mittheilung gleichsam gehn laͤßt. Sie wird durch die classische Form nur noch pikanter.
Jn den Erzeugnissen der ersten Manier ist das Subjektive und das Objektive durchaus vermischt. Jn den Werken der zweyten Epoche ist die Ausfuͤhrung im hoͤchsten Grade objektiv. Aber das eigentlich Jnteressante derselben, der Geist der Harmonie und der Reflexion verraͤth seine Beziehung auf eine bestimmte Jndividualitaͤt. Jn der dritten Epoche ist beydes rein geschieden, und Herrmann und Dorothea durchaus objektiv. Durch das Wahre, Jnnige koͤnnte es eine Ruͤckkehr zur geistigen Jugend scheinen, eine Wiedervereinigung der letzten Stufe mit der Kraft und Waͤrme der ersten. Aber die Natuͤrlichkeit ist hier nicht selbst eine naturliche Ergießung, sondern absichtliche Popularitaͤt fuͤr die Wirkung nach Außen. Jn diesem Gedicht finde ich ganz die idealische Haltung, die andre nur in der Jphigenia suchen.
Es konnte nicht meine Absicht seyn, in einem Schema seines Stufenganges alle Werke des Kuͤnstlers zu ordnen. Um dieß durch ein Beispiel anschaulicher zu machen, erwaͤhne ich nur, daß Prometheus
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