Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

Mädchen.

Alles verheißest du jetzt, bald giebst du mir nicht das geringste.

Daphnis.

60 Wollten die Götter, ich könnte die eigene Seele hinzuthun.

Mädchen.

Artemis, zürne mir nicht! Die einsame Freundin verließ dich.

Daphnis.

Eros opfr' ich ein Kalb, die Kuh dann selbst Aphroditen.

Mädchen.

Jungfrau kam ich hieher, als Weib nun wandr' ich nach Hause.

Daphnis.

Weib und Mutter, von Kindern die Pflegerin, länger nicht Mädchen.

65 Also die beyden, sich dort an den blühenden Gliedern erquickend,

Koseten süß mit einander: das heimliche Lager erhob sich.

Sie, da sie wieder erwacht, schlich hin, die Schafe zu hüten,

Scham in den Augen, das Herz war innerlich aber erquickt ihr;

Während er zu den Rindern sich wendete, froh der Umarmung.



Maͤdchen.

Alles verheißest du jetzt, bald giebst du mir nicht das geringste.

Daphnis.

60 Wollten die Goͤtter, ich koͤnnte die eigene Seele hinzuthun.

Maͤdchen.

Artemis, zuͤrne mir nicht! Die einsame Freundin verließ dich.

Daphnis.

Eros opfr' ich ein Kalb, die Kuh dann selbst Aphroditen.

Maͤdchen.

Jungfrau kam ich hieher, als Weib nun wandr' ich nach Hause.

Daphnis.

Weib und Mutter, von Kindern die Pflegerin, laͤnger nicht Maͤdchen.

65 Also die beyden, sich dort an den bluͤhenden Gliedern erquickend,

Koseten suͤß mit einander: das heimliche Lager erhob sich.

Sie, da sie wieder erwacht, schlich hin, die Schafe zu huͤten,

Scham in den Augen, das Herz war innerlich aber erquickt ihr;

Waͤhrend er zu den Rindern sich wendete, froh der Umarmung.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0236" n="224"/>
            <p rendition="#c"><hi rendition="#g">Ma&#x0364;dchen</hi>.</p><lb/>
            <p>Alles verheißest du jetzt, bald giebst du mir nicht das geringste.</p><lb/>
            <p rendition="#c"><hi rendition="#g">Daphnis</hi>.</p><lb/>
            <p>60 Wollten die Go&#x0364;tter, ich ko&#x0364;nnte die eigene Seele hinzuthun.</p><lb/>
            <p rendition="#c"><hi rendition="#g">Ma&#x0364;dchen</hi>.</p><lb/>
            <p>Artemis, zu&#x0364;rne mir nicht! Die einsame Freundin verließ dich.</p><lb/>
            <p rendition="#c"><hi rendition="#g">Daphnis</hi>.</p><lb/>
            <p>Eros opfr' ich ein Kalb, die Kuh dann selbst Aphroditen.</p><lb/>
            <p rendition="#c"><hi rendition="#g">Ma&#x0364;dchen</hi>.</p><lb/>
            <p>Jungfrau kam ich hieher, als Weib nun wandr' ich nach Hause.</p><lb/>
            <p rendition="#c"><hi rendition="#g">Daphnis</hi>.</p><lb/>
            <p>Weib und Mutter, von Kindern die Pflegerin, la&#x0364;nger nicht Ma&#x0364;dchen.</p><lb/>
            <p>65 Also die beyden, sich dort an den blu&#x0364;henden Gliedern erquickend,</p><lb/>
            <p>Koseten su&#x0364;ß mit einander: das heimliche Lager erhob sich.</p><lb/>
            <p>Sie, da sie wieder erwacht, schlich hin, die Schafe zu hu&#x0364;ten,</p><lb/>
            <p>Scham in den Augen, das Herz war innerlich aber erquickt ihr;</p><lb/>
            <p>Wa&#x0364;hrend er zu den Rindern sich wendete, froh der Umarmung.</p><lb/>
          </div>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[224/0236] Maͤdchen. Alles verheißest du jetzt, bald giebst du mir nicht das geringste. Daphnis. 60 Wollten die Goͤtter, ich koͤnnte die eigene Seele hinzuthun. Maͤdchen. Artemis, zuͤrne mir nicht! Die einsame Freundin verließ dich. Daphnis. Eros opfr' ich ein Kalb, die Kuh dann selbst Aphroditen. Maͤdchen. Jungfrau kam ich hieher, als Weib nun wandr' ich nach Hause. Daphnis. Weib und Mutter, von Kindern die Pflegerin, laͤnger nicht Maͤdchen. 65 Also die beyden, sich dort an den bluͤhenden Gliedern erquickend, Koseten suͤß mit einander: das heimliche Lager erhob sich. Sie, da sie wieder erwacht, schlich hin, die Schafe zu huͤten, Scham in den Augen, das Herz war innerlich aber erquickt ihr; Waͤhrend er zu den Rindern sich wendete, froh der Umarmung.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/236
Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/236>, abgerufen am 21.11.2024.