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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

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seiner Ansicht; und diese subjektive Einheit ist ja der objektiven des Epos und des Drama gerade entgegengesetzt, und eben das unterscheidende Merkmal der lyrischen Gattung.

Die Seele alles bloß Eigenthümlichen in der Darstellung ist die Liebe und die eigne Gestalt, die sie in jedem annimmt. Daher der ursprünglich erotische Geist der Jdylle, und da diese nicht bloß Selbstbetrachtungen oder gesellige Ergießungen enthält, wie andre Unterarten der lyrischen Gattung, sondern kleine liebliche Darstellungen, so ist ihr die ländliche Natur und ländliche Dichtung müßiger Hirten ganz angemessen und beynah wesentlich; so daß sogar Helden und Götter, die sie auch etwa zur Abwechslung wählt, unter ihrem zierlichen Pinsel nun auch einen bukolischen Anstrich bekommen.

Der älteste unter den noch vorhandenen und nach meinem Urtheil der beste Meister der Jdylle war Bion. Von ihm ist das unvergleichliche Bruchstück aus der Liebesgeschichte des Achilles und der Deidamia; es wäre allein hinreichend meine Vorliebe zu rechtfertigen. Das Liebesgespräch dürfte gleichfalls von ihm seyn. Es steht mit seiner Naivität nnd Schalkheit in der schönsten Mitte zwischen der unverschönerten und oft widrigen Naturwahrheit, die man beym Theokritos findet, und der faden Jdealität mancher modernen Schäfergedichte, und bewegt sich in dem gemessen wechselnden Dialog mit anmuthiger

seiner Ansicht; und diese subjektive Einheit ist ja der objektiven des Epos und des Drama gerade entgegengesetzt, und eben das unterscheidende Merkmal der lyrischen Gattung.

Die Seele alles bloß Eigenthuͤmlichen in der Darstellung ist die Liebe und die eigne Gestalt, die sie in jedem annimmt. Daher der urspruͤnglich erotische Geist der Jdylle, und da diese nicht bloß Selbstbetrachtungen oder gesellige Ergießungen enthaͤlt, wie andre Unterarten der lyrischen Gattung, sondern kleine liebliche Darstellungen, so ist ihr die laͤndliche Natur und laͤndliche Dichtung muͤßiger Hirten ganz angemessen und beynah wesentlich; so daß sogar Helden und Goͤtter, die sie auch etwa zur Abwechslung waͤhlt, unter ihrem zierlichen Pinsel nun auch einen bukolischen Anstrich bekommen.

Der aͤlteste unter den noch vorhandenen und nach meinem Urtheil der beste Meister der Jdylle war Bion. Von ihm ist das unvergleichliche Bruchstuͤck aus der Liebesgeschichte des Achilles und der Deidamia; es waͤre allein hinreichend meine Vorliebe zu rechtfertigen. Das Liebesgespraͤch duͤrfte gleichfalls von ihm seyn. Es steht mit seiner Naivitaͤt nnd Schalkheit in der schoͤnsten Mitte zwischen der unverschoͤnerten und oft widrigen Naturwahrheit, die man beym Theokritos findet, und der faden Jdealitaͤt mancher modernen Schaͤfergedichte, und bewegt sich in dem gemessen wechselnden Dialog mit anmuthiger

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[228/0240] seiner Ansicht; und diese subjektive Einheit ist ja der objektiven des Epos und des Drama gerade entgegengesetzt, und eben das unterscheidende Merkmal der lyrischen Gattung. Die Seele alles bloß Eigenthuͤmlichen in der Darstellung ist die Liebe und die eigne Gestalt, die sie in jedem annimmt. Daher der urspruͤnglich erotische Geist der Jdylle, und da diese nicht bloß Selbstbetrachtungen oder gesellige Ergießungen enthaͤlt, wie andre Unterarten der lyrischen Gattung, sondern kleine liebliche Darstellungen, so ist ihr die laͤndliche Natur und laͤndliche Dichtung muͤßiger Hirten ganz angemessen und beynah wesentlich; so daß sogar Helden und Goͤtter, die sie auch etwa zur Abwechslung waͤhlt, unter ihrem zierlichen Pinsel nun auch einen bukolischen Anstrich bekommen. Der aͤlteste unter den noch vorhandenen und nach meinem Urtheil der beste Meister der Jdylle war Bion. Von ihm ist das unvergleichliche Bruchstuͤck aus der Liebesgeschichte des Achilles und der Deidamia; es waͤre allein hinreichend meine Vorliebe zu rechtfertigen. Das Liebesgespraͤch duͤrfte gleichfalls von ihm seyn. Es steht mit seiner Naivitaͤt nnd Schalkheit in der schoͤnsten Mitte zwischen der unverschoͤnerten und oft widrigen Naturwahrheit, die man beym Theokritos findet, und der faden Jdealitaͤt mancher modernen Schaͤfergedichte, und bewegt sich in dem gemessen wechselnden Dialog mit anmuthiger

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/240>, abgerufen am 24.11.2024.