Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.aber sie sind dem Jnhalte nach zweckmäßig ausgefüllt, wenn auch in der Herbeyführung des Eingeschalteten mehr Scharfsinn hätte aufgewandt werden können. Solche Lücken konnten nicht füglich vermieden werden: denn dergleichen allegorische Kriege sind ja eigentlich nur ein einziger Gegensatz, sie können nur scheinbar zu einer Reihe von Momenten ausgedehnt werden. Eben dieser Mangel an wahrer Handlung findet sich z. B. in des Cervantes Reise auf den Parnaß, aber mit vollem Bewußtseyn, er gehört mit zu der durch das ganze hingehenden Jronie, und der Reiz und Nachdruck ist auf ganz etwas anders gelegt. Der Dichter erzählt, nur selten führt er seine Personen in fortgehendem Dialog ein. Offenbar hätte doch die dramatische Form hier zum großen Styl der Behandlung gehört. Die alte Komödie ist ein ganz andres Ding als das scherzhafte Heldengedicht. Jm Aristophanes, namentlich in seinen Vögeln, den Elementen nach aber auch in seinen übrigen Stücken, lag das Muster zur Bearbeitung dieses Stoffes schon ganz fertig da. Wie dem ernsten Drama nichts wesentlicher ist als Verwickelung und Auflösung, so ist es hingegen absolut komisch, wenn die dargestellte Handlung in einer bloßen Spiegelfechterey besteht, und die Sache am Ende auf demselben Punkte ist wie zu Anfange. Die eben erwähnte Unwesentlichkeit der Vorfälle, die in der Erzählung doch immer eine unangenehme Leerheit fühlen läßt, wäre alsdann sehr zu Statten gekommen. Ferner: aus eben dem Grunde, weswegen Aristoteles der Tragödie das im Epos erlaubte aber sie sind dem Jnhalte nach zweckmaͤßig ausgefuͤllt, wenn auch in der Herbeyfuͤhrung des Eingeschalteten mehr Scharfsinn haͤtte aufgewandt werden koͤnnen. Solche Luͤcken konnten nicht fuͤglich vermieden werden: denn dergleichen allegorische Kriege sind ja eigentlich nur ein einziger Gegensatz, sie koͤnnen nur scheinbar zu einer Reihe von Momenten ausgedehnt werden. Eben dieser Mangel an wahrer Handlung findet sich z. B. in des Cervantes Reise auf den Parnaß, aber mit vollem Bewußtseyn, er gehoͤrt mit zu der durch das ganze hingehenden Jronie, und der Reiz und Nachdruck ist auf ganz etwas anders gelegt. Der Dichter erzaͤhlt, nur selten fuͤhrt er seine Personen in fortgehendem Dialog ein. Offenbar haͤtte doch die dramatische Form hier zum großen Styl der Behandlung gehoͤrt. Die alte Komoͤdie ist ein ganz andres Ding als das scherzhafte Heldengedicht. Jm Aristophanes, namentlich in seinen Voͤgeln, den Elementen nach aber auch in seinen uͤbrigen Stuͤcken, lag das Muster zur Bearbeitung dieses Stoffes schon ganz fertig da. Wie dem ernsten Drama nichts wesentlicher ist als Verwickelung und Aufloͤsung, so ist es hingegen absolut komisch, wenn die dargestellte Handlung in einer bloßen Spiegelfechterey besteht, und die Sache am Ende auf demselben Punkte ist wie zu Anfange. Die eben erwaͤhnte Unwesentlichkeit der Vorfaͤlle, die in der Erzaͤhlung doch immer eine unangenehme Leerheit fuͤhlen laͤßt, waͤre alsdann sehr zu Statten gekommen. Ferner: aus eben dem Grunde, weswegen Aristoteles der Tragoͤdie das im Epos erlaubte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0269" n="257"/> aber sie sind dem Jnhalte nach zweckmaͤßig ausgefuͤllt, wenn auch in der Herbeyfuͤhrung des Eingeschalteten mehr Scharfsinn haͤtte aufgewandt werden koͤnnen. Solche Luͤcken konnten nicht fuͤglich vermieden werden: denn dergleichen allegorische Kriege sind ja eigentlich nur ein einziger Gegensatz, sie koͤnnen nur scheinbar zu einer Reihe von Momenten ausgedehnt werden. Eben dieser Mangel an wahrer Handlung findet sich z. B. in des Cervantes Reise auf den Parnaß, aber mit vollem Bewußtseyn, er gehoͤrt mit zu der durch das ganze hingehenden Jronie, und der Reiz und Nachdruck ist auf ganz etwas anders gelegt.</p><lb/> <p>Der Dichter erzaͤhlt, nur selten fuͤhrt er seine Personen in fortgehendem Dialog ein. Offenbar haͤtte doch die dramatische Form hier zum großen Styl der Behandlung gehoͤrt. Die alte Komoͤdie ist ein ganz andres Ding als das scherzhafte Heldengedicht. Jm Aristophanes, namentlich in seinen Voͤgeln, den Elementen nach aber auch in seinen uͤbrigen Stuͤcken, lag das Muster zur Bearbeitung dieses Stoffes schon ganz fertig da. Wie dem ernsten Drama nichts wesentlicher ist als Verwickelung und Aufloͤsung, so ist es hingegen absolut komisch, wenn die dargestellte Handlung in einer bloßen Spiegelfechterey besteht, und die Sache am Ende auf demselben Punkte ist wie zu Anfange. Die eben erwaͤhnte Unwesentlichkeit der Vorfaͤlle, die in der Erzaͤhlung doch immer eine unangenehme Leerheit fuͤhlen laͤßt, waͤre alsdann sehr zu Statten gekommen. Ferner: aus eben dem Grunde, weswegen Aristoteles der Tragoͤdie das im Epos erlaubte </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [257/0269]
aber sie sind dem Jnhalte nach zweckmaͤßig ausgefuͤllt, wenn auch in der Herbeyfuͤhrung des Eingeschalteten mehr Scharfsinn haͤtte aufgewandt werden koͤnnen. Solche Luͤcken konnten nicht fuͤglich vermieden werden: denn dergleichen allegorische Kriege sind ja eigentlich nur ein einziger Gegensatz, sie koͤnnen nur scheinbar zu einer Reihe von Momenten ausgedehnt werden. Eben dieser Mangel an wahrer Handlung findet sich z. B. in des Cervantes Reise auf den Parnaß, aber mit vollem Bewußtseyn, er gehoͤrt mit zu der durch das ganze hingehenden Jronie, und der Reiz und Nachdruck ist auf ganz etwas anders gelegt.
Der Dichter erzaͤhlt, nur selten fuͤhrt er seine Personen in fortgehendem Dialog ein. Offenbar haͤtte doch die dramatische Form hier zum großen Styl der Behandlung gehoͤrt. Die alte Komoͤdie ist ein ganz andres Ding als das scherzhafte Heldengedicht. Jm Aristophanes, namentlich in seinen Voͤgeln, den Elementen nach aber auch in seinen uͤbrigen Stuͤcken, lag das Muster zur Bearbeitung dieses Stoffes schon ganz fertig da. Wie dem ernsten Drama nichts wesentlicher ist als Verwickelung und Aufloͤsung, so ist es hingegen absolut komisch, wenn die dargestellte Handlung in einer bloßen Spiegelfechterey besteht, und die Sache am Ende auf demselben Punkte ist wie zu Anfange. Die eben erwaͤhnte Unwesentlichkeit der Vorfaͤlle, die in der Erzaͤhlung doch immer eine unangenehme Leerheit fuͤhlen laͤßt, waͤre alsdann sehr zu Statten gekommen. Ferner: aus eben dem Grunde, weswegen Aristoteles der Tragoͤdie das im Epos erlaubte
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