Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.seinen Augen sterben zu sehen, ohne sich überzeugen zu können, daß es, wie das Pferd jenes sxolatixth aus Mangel an Nahrung umgekommen sei. Das Einreiben mit Merkurius übrigens, welches mit diesem Spätling und Sterbling, unmittelbar nach seiner Geburt versucht ward, wird eher seinen Todeskampf vermehren, als ihm das Leben erretten. Uebrigens ist dasjenige, was den Schriften Herders das große Publikum gewonnen hat, und was einzelne, gebildete Männer für sie interessirt leicht aufzufinden. Er geht nach Wahrheit, wie der Knabe nach Schmetterlingen. Den Hut in der Hand läuft er nach dem bunten, geflügelten Dinge, und ob es selten oder gewöhnlich, ihm gilt es gleich. Wenn er sich nahe glaubt, schlägt er den Hut auf die Erde, bisweilen fängt er etwas, bisweilen ist es etwas gewöhnliches, nur selten der Mühe werth, und sehr oft ist nichts unter demselben; ihm aber ist der aufsteigende Staub das Kriterium, daß er etwas gefangen. Dieser Anschein von Thätigkeit, dieses Haschen nach dem bunten, und die große Zuversichtlichkeit in den Behauptungen, bewog die gutmüthige Menge, sich ihm hinzugeben; während der gebildete Mann, der sehr wohl einsieht, daß nicht Vernunft, sondern Jnstinkt und Schimmer Herder leitet, nicht vergißt, daß Glanz nicht ein Kennzeichen des Unächten sey, sondern daß auch Gold und Edelsteine glänzen, und die vielen Winke benutzt, welche ohne Verdienst, durch bloßes Glück, und gemeiniglich dem Urheber unbewußt, durch bloße Verknüpfung des Schimmers in seinen Schriften seinen Augen sterben zu sehen, ohne sich uͤberzeugen zu koͤnnen, daß es, wie das Pferd jenes σξολατιξθ aus Mangel an Nahrung umgekommen sei. Das Einreiben mit Merkurius uͤbrigens, welches mit diesem Spaͤtling und Sterbling, unmittelbar nach seiner Geburt versucht ward, wird eher seinen Todeskampf vermehren, als ihm das Leben erretten. Uebrigens ist dasjenige, was den Schriften Herders das große Publikum gewonnen hat, und was einzelne, gebildete Maͤnner fuͤr sie interessirt leicht aufzufinden. Er geht nach Wahrheit, wie der Knabe nach Schmetterlingen. Den Hut in der Hand laͤuft er nach dem bunten, gefluͤgelten Dinge, und ob es selten oder gewoͤhnlich, ihm gilt es gleich. Wenn er sich nahe glaubt, schlaͤgt er den Hut auf die Erde, bisweilen faͤngt er etwas, bisweilen ist es etwas gewoͤhnliches, nur selten der Muͤhe werth, und sehr oft ist nichts unter demselben; ihm aber ist der aufsteigende Staub das Kriterium, daß er etwas gefangen. Dieser Anschein von Thaͤtigkeit, dieses Haschen nach dem bunten, und die große Zuversichtlichkeit in den Behauptungen, bewog die gutmuͤthige Menge, sich ihm hinzugeben; waͤhrend der gebildete Mann, der sehr wohl einsieht, daß nicht Vernunft, sondern Jnstinkt und Schimmer Herder leitet, nicht vergißt, daß Glanz nicht ein Kennzeichen des Unaͤchten sey, sondern daß auch Gold und Edelsteine glaͤnzen, und die vielen Winke benutzt, welche ohne Verdienst, durch bloßes Gluͤck, und gemeiniglich dem Urheber unbewußt, durch bloße Verknuͤpfung des Schimmers in seinen Schriften <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0282" n="270"/> seinen Augen sterben zu sehen, ohne sich uͤberzeugen zu koͤnnen, daß es, wie das Pferd jenes <foreign xml:lang="el">σξολατιξθ</foreign> aus Mangel an Nahrung umgekommen sei. Das Einreiben mit Merkurius uͤbrigens, welches mit diesem Spaͤtling und Sterbling, unmittelbar nach seiner Geburt versucht ward, wird eher seinen Todeskampf vermehren, als ihm das Leben erretten.</p><lb/> <p>Uebrigens ist dasjenige, was den Schriften Herders das große Publikum gewonnen hat, und was einzelne, gebildete Maͤnner fuͤr sie interessirt leicht aufzufinden. Er geht nach Wahrheit, wie der Knabe nach Schmetterlingen. Den Hut in der Hand laͤuft er nach dem bunten, gefluͤgelten Dinge, und ob es selten oder gewoͤhnlich, ihm gilt es gleich. Wenn er sich nahe glaubt, schlaͤgt er den Hut auf die Erde, bisweilen faͤngt er etwas, bisweilen ist es etwas gewoͤhnliches, nur selten der Muͤhe werth, und sehr oft ist nichts unter demselben; ihm aber ist der aufsteigende Staub das Kriterium, daß er etwas gefangen. Dieser Anschein von Thaͤtigkeit, dieses Haschen nach dem bunten, und die große Zuversichtlichkeit in den Behauptungen, bewog die gutmuͤthige Menge, sich ihm hinzugeben; waͤhrend der gebildete Mann, der sehr wohl einsieht, daß nicht Vernunft, sondern Jnstinkt und Schimmer Herder leitet, nicht vergißt, daß Glanz nicht ein Kennzeichen des Unaͤchten sey, sondern daß auch Gold und Edelsteine glaͤnzen, und die vielen Winke benutzt, welche ohne Verdienst, durch bloßes Gluͤck, und gemeiniglich dem Urheber unbewußt, durch bloße Verknuͤpfung des Schimmers in seinen Schriften </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [270/0282]
seinen Augen sterben zu sehen, ohne sich uͤberzeugen zu koͤnnen, daß es, wie das Pferd jenes σξολατιξθ aus Mangel an Nahrung umgekommen sei. Das Einreiben mit Merkurius uͤbrigens, welches mit diesem Spaͤtling und Sterbling, unmittelbar nach seiner Geburt versucht ward, wird eher seinen Todeskampf vermehren, als ihm das Leben erretten.
Uebrigens ist dasjenige, was den Schriften Herders das große Publikum gewonnen hat, und was einzelne, gebildete Maͤnner fuͤr sie interessirt leicht aufzufinden. Er geht nach Wahrheit, wie der Knabe nach Schmetterlingen. Den Hut in der Hand laͤuft er nach dem bunten, gefluͤgelten Dinge, und ob es selten oder gewoͤhnlich, ihm gilt es gleich. Wenn er sich nahe glaubt, schlaͤgt er den Hut auf die Erde, bisweilen faͤngt er etwas, bisweilen ist es etwas gewoͤhnliches, nur selten der Muͤhe werth, und sehr oft ist nichts unter demselben; ihm aber ist der aufsteigende Staub das Kriterium, daß er etwas gefangen. Dieser Anschein von Thaͤtigkeit, dieses Haschen nach dem bunten, und die große Zuversichtlichkeit in den Behauptungen, bewog die gutmuͤthige Menge, sich ihm hinzugeben; waͤhrend der gebildete Mann, der sehr wohl einsieht, daß nicht Vernunft, sondern Jnstinkt und Schimmer Herder leitet, nicht vergißt, daß Glanz nicht ein Kennzeichen des Unaͤchten sey, sondern daß auch Gold und Edelsteine glaͤnzen, und die vielen Winke benutzt, welche ohne Verdienst, durch bloßes Gluͤck, und gemeiniglich dem Urheber unbewußt, durch bloße Verknuͤpfung des Schimmers in seinen Schriften
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