Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.stehen. Diese Möglichkeit, daß etwas Gutes an einer gewissen Stelle gesagt werden könne; die Ahndung einer Wahrheit an diesem oder jenem Ort, und das Gefühl der Unzulänglichkeit der bisherigen Darstellung, machen daher diese Schriften in einer gewissen Rücksicht interessant; man kann viel dabei lernen, wenn sie auch wenig lehren. So ist zum Beispiel, bei den Einwürfen gegen die kantische Darstellung von Raum und Zeit, trotz aller Unbehülflichkeit, mit welcher Herder zu Werke geht, unverkennbar, daß sie daher entstanden sind, weil er durchaus mit der Fichtischen Darstellung unbekannt gewesen, welche alles dasjenige, was er für so wichtige Einwürfe hält, durch die Erklärung der Kritik sehr schnell vernichtet. Daß übrigens Kant gegen diese Erklärung Fichtes jetzt protestirt, beweist nur, daß die Kritik der reinen Veruunft, in einer Stimmung geschrieben, und daß diese nun für Kant untergegangen, mit einem Worte, daß sie systematische Ahnung eines Systems sey. Jn einem etwas andern Sinne und Zusammenhange sagt dieß schon Fichte, und ahnet und prophezeiht gewissermaßen, Kants letzte Erklärung gegen sich. Philos. Journal 1797. Heft 1. pag. 34. Jndessen thut alles dies weder dem Ruhme noch dem Werthe des Werkes Eintrag. Zur Charakteristik der Metakritik gehört unter andern auch die schlechte Ansicht der Sprache. Aus dem Einzelnen, Hingeworfenen, kann man am meisten für die Sprachlehre lernen, die ernsthaft aufgestellte Ansicht ist unbedeutend. So steht S. 9 folgendes: stehen. Diese Moͤglichkeit, daß etwas Gutes an einer gewissen Stelle gesagt werden koͤnne; die Ahndung einer Wahrheit an diesem oder jenem Ort, und das Gefuͤhl der Unzulaͤnglichkeit der bisherigen Darstellung, machen daher diese Schriften in einer gewissen Ruͤcksicht interessant; man kann viel dabei lernen, wenn sie auch wenig lehren. So ist zum Beispiel, bei den Einwuͤrfen gegen die kantische Darstellung von Raum und Zeit, trotz aller Unbehuͤlflichkeit, mit welcher Herder zu Werke geht, unverkennbar, daß sie daher entstanden sind, weil er durchaus mit der Fichtischen Darstellung unbekannt gewesen, welche alles dasjenige, was er fuͤr so wichtige Einwuͤrfe haͤlt, durch die Erklaͤrung der Kritik sehr schnell vernichtet. Daß uͤbrigens Kant gegen diese Erklaͤrung Fichtes jetzt protestirt, beweist nur, daß die Kritik der reinen Veruunft, in einer Stimmung geschrieben, und daß diese nun fuͤr Kant untergegangen, mit einem Worte, daß sie systematische Ahnung eines Systems sey. Jn einem etwas andern Sinne und Zusammenhange sagt dieß schon Fichte, und ahnet und prophezeiht gewissermaßen, Kants letzte Erklaͤrung gegen sich. Philos. Journal 1797. Heft 1. pag. 34. Jndessen thut alles dies weder dem Ruhme noch dem Werthe des Werkes Eintrag. Zur Charakteristik der Metakritik gehoͤrt unter andern auch die schlechte Ansicht der Sprache. Aus dem Einzelnen, Hingeworfenen, kann man am meisten fuͤr die Sprachlehre lernen, die ernsthaft aufgestellte Ansicht ist unbedeutend. So steht S. 9 folgendes: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0283" n="271"/> stehen. Diese Moͤglichkeit, daß etwas Gutes an einer gewissen Stelle gesagt werden koͤnne; die Ahndung einer Wahrheit an diesem oder jenem Ort, und das Gefuͤhl der Unzulaͤnglichkeit der bisherigen Darstellung, machen daher diese Schriften in einer gewissen Ruͤcksicht interessant; man kann viel dabei lernen, wenn sie auch wenig lehren. So ist zum Beispiel, bei den Einwuͤrfen gegen die kantische Darstellung von Raum und Zeit, trotz aller Unbehuͤlflichkeit, mit welcher Herder zu Werke geht, unverkennbar, daß sie daher entstanden sind, weil er durchaus mit der Fichtischen Darstellung unbekannt gewesen, welche alles dasjenige, was er fuͤr so wichtige Einwuͤrfe haͤlt, durch die Erklaͤrung der Kritik sehr schnell vernichtet. Daß uͤbrigens Kant gegen diese Erklaͤrung Fichtes jetzt protestirt, beweist nur, daß die Kritik der reinen Veruunft, in einer Stimmung geschrieben, und daß diese nun fuͤr Kant untergegangen, mit einem Worte, daß sie systematische Ahnung eines Systems sey. Jn einem etwas andern Sinne und Zusammenhange sagt dieß schon Fichte, und ahnet und prophezeiht gewissermaßen, Kants letzte Erklaͤrung gegen sich. Philos. Journal 1797. Heft 1. pag. 34. Jndessen thut alles dies weder dem Ruhme noch dem Werthe des Werkes Eintrag.</p><lb/> <p>Zur Charakteristik der Metakritik gehoͤrt unter andern auch die schlechte Ansicht der Sprache. Aus dem Einzelnen, Hingeworfenen, kann man am meisten fuͤr die Sprachlehre lernen, die ernsthaft aufgestellte Ansicht ist unbedeutend. So steht S. 9 folgendes: </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [271/0283]
stehen. Diese Moͤglichkeit, daß etwas Gutes an einer gewissen Stelle gesagt werden koͤnne; die Ahndung einer Wahrheit an diesem oder jenem Ort, und das Gefuͤhl der Unzulaͤnglichkeit der bisherigen Darstellung, machen daher diese Schriften in einer gewissen Ruͤcksicht interessant; man kann viel dabei lernen, wenn sie auch wenig lehren. So ist zum Beispiel, bei den Einwuͤrfen gegen die kantische Darstellung von Raum und Zeit, trotz aller Unbehuͤlflichkeit, mit welcher Herder zu Werke geht, unverkennbar, daß sie daher entstanden sind, weil er durchaus mit der Fichtischen Darstellung unbekannt gewesen, welche alles dasjenige, was er fuͤr so wichtige Einwuͤrfe haͤlt, durch die Erklaͤrung der Kritik sehr schnell vernichtet. Daß uͤbrigens Kant gegen diese Erklaͤrung Fichtes jetzt protestirt, beweist nur, daß die Kritik der reinen Veruunft, in einer Stimmung geschrieben, und daß diese nun fuͤr Kant untergegangen, mit einem Worte, daß sie systematische Ahnung eines Systems sey. Jn einem etwas andern Sinne und Zusammenhange sagt dieß schon Fichte, und ahnet und prophezeiht gewissermaßen, Kants letzte Erklaͤrung gegen sich. Philos. Journal 1797. Heft 1. pag. 34. Jndessen thut alles dies weder dem Ruhme noch dem Werthe des Werkes Eintrag.
Zur Charakteristik der Metakritik gehoͤrt unter andern auch die schlechte Ansicht der Sprache. Aus dem Einzelnen, Hingeworfenen, kann man am meisten fuͤr die Sprachlehre lernen, die ernsthaft aufgestellte Ansicht ist unbedeutend. So steht S. 9 folgendes:
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