Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.wir diesen durchs Auge erkennen: so hat Kant ihn Anschauung genannt, ob ihm gleich der hier angedeutete Grund, vielleicht nur dunkel vorschwebte. Der zweyte von Kant näher bestimmte Ausdruck ist a priori, und da wir hier unvermerkt auf ein einzelnes Faktum gekommen sind: so wollen wir ein wenig länger dabei verweilen. Jeder, auch der oberflächliche Kenner der Kantischen Kritik weiß, von welcher Wichtigkeit zwey Begriffe in der kritischen Philosophie sind, die Begriffe a priori und synthetisch mit ihren Correlaten a posteriori und analytisch. Ueber die Wichtigkeit der Eintheilung der Urtheile in analytische und synthetische spricht Kant selbst Prolog. S. 30. Nun hieß zu einer gewissen Zeit und in einer bestimmten Schule auch das a priori, was sich nothwendig aus Begriffen, ohne Zuziehung einer einzelnen Erfahrung ergab. Diesen Sprachgebrauch hat Kant sehr wohl gewußt, man sehe S. 2 der Kritik. Daß er das nun selbst sagt, daß er gleich damit beginnt:"Jener Ausdruck a priori ist noch nicht bestimmt genug,um den ganzen Sinu,der vorgelegten Frage angemessen,zu bezeichnen" -- daß er fortfährt: "Wir werden also im Verfolg unter Erkenntnisse a priori verstehen" etc.; und daß er sich also seinen Sprachgebrauch schafft, dies wird nirgends in der Metakritik gesagt, wohl aber S. 45 sehr vornehm belehrend angeführt: "Erkenntniß a priori ist ein solches, das ich aus mir beiwohnenden Begriffen, wir diesen durchs Auge erkennen: so hat Kant ihn Anschauung genannt, ob ihm gleich der hier angedeutete Grund, vielleicht nur dunkel vorschwebte. Der zweyte von Kant naͤher bestimmte Ausdruck ist a priori, und da wir hier unvermerkt auf ein einzelnes Faktum gekommen sind: so wollen wir ein wenig laͤnger dabei verweilen. Jeder, auch der oberflaͤchliche Kenner der Kantischen Kritik weiß, von welcher Wichtigkeit zwey Begriffe in der kritischen Philosophie sind, die Begriffe a priori und synthetisch mit ihren Correlaten a posteriori und analytisch. Ueber die Wichtigkeit der Eintheilung der Urtheile in analytische und synthetische spricht Kant selbst Prolog. S. 30. Nun hieß zu einer gewissen Zeit und in einer bestimmten Schule auch das a priori, was sich nothwendig aus Begriffen, ohne Zuziehung einer einzelnen Erfahrung ergab. Diesen Sprachgebrauch hat Kant sehr wohl gewußt, man sehe S. 2 der Kritik. Daß er das nun selbst sagt, daß er gleich damit beginnt:“Jener Ausdruck a priori ist noch nicht bestimmt genug,um den ganzen Sinu,der vorgelegten Frage angemessen,zu bezeichnen” — daß er fortfaͤhrt: “Wir werden also im Verfolg unter Erkenntnisse a priori verstehen” ꝛc.; und daß er sich also seinen Sprachgebrauch schafft, dies wird nirgends in der Metakritik gesagt, wohl aber S. 45 sehr vornehm belehrend angefuͤhrt: “Erkenntniß a priori ist ein solches, das ich aus mir beiwohnenden Begriffen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0286" n="274"/> wir diesen durchs Auge erkennen: so hat Kant ihn <hi rendition="#g">Anschauung</hi> genannt, ob ihm gleich der hier angedeutete Grund, vielleicht nur dunkel vorschwebte. Der zweyte von Kant naͤher bestimmte Ausdruck ist a priori, und da wir hier unvermerkt auf ein einzelnes Faktum gekommen sind: so wollen wir ein wenig laͤnger dabei verweilen.</p><lb/> <p>Jeder, auch der oberflaͤchliche Kenner der Kantischen Kritik weiß, von welcher Wichtigkeit zwey Begriffe in der kritischen Philosophie sind, die Begriffe <hi rendition="#g">a priori</hi> und <hi rendition="#g">synthetisch</hi> mit ihren Correlaten <hi rendition="#g">a posteriori</hi> und <hi rendition="#g">analytisch</hi>. Ueber die Wichtigkeit der Eintheilung der Urtheile in analytische und synthetische spricht Kant selbst Prolog. S. 30. Nun hieß zu einer gewissen Zeit und in einer bestimmten Schule auch das a priori, was sich nothwendig aus Begriffen, ohne Zuziehung einer <hi rendition="#g">einzelnen</hi> Erfahrung ergab. Diesen Sprachgebrauch hat Kant sehr wohl gewußt, man sehe S. 2 der Kritik. Daß er das nun selbst sagt, daß er gleich damit beginnt:“<hi rendition="#g">Jener Ausdruck a priori ist noch nicht bestimmt genug</hi>,<hi rendition="#g">um den ganzen Sinu</hi>,<hi rendition="#g">der vorgelegten Frage angemessen</hi>,<hi rendition="#g">zu bezeichnen</hi>” — daß er fortfaͤhrt: “<hi rendition="#g">Wir werden also im Verfolg unter Erkenntnisse a priori verstehen</hi>” ꝛc.; und daß er sich also seinen Sprachgebrauch schafft, dies wird nirgends in der Metakritik gesagt, wohl aber S. 45 sehr vornehm belehrend angefuͤhrt: “<hi rendition="#g">Erkenntniß a priori ist ein solches, das ich aus mir beiwohnenden Begriffen</hi>, </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [274/0286]
wir diesen durchs Auge erkennen: so hat Kant ihn Anschauung genannt, ob ihm gleich der hier angedeutete Grund, vielleicht nur dunkel vorschwebte. Der zweyte von Kant naͤher bestimmte Ausdruck ist a priori, und da wir hier unvermerkt auf ein einzelnes Faktum gekommen sind: so wollen wir ein wenig laͤnger dabei verweilen.
Jeder, auch der oberflaͤchliche Kenner der Kantischen Kritik weiß, von welcher Wichtigkeit zwey Begriffe in der kritischen Philosophie sind, die Begriffe a priori und synthetisch mit ihren Correlaten a posteriori und analytisch. Ueber die Wichtigkeit der Eintheilung der Urtheile in analytische und synthetische spricht Kant selbst Prolog. S. 30. Nun hieß zu einer gewissen Zeit und in einer bestimmten Schule auch das a priori, was sich nothwendig aus Begriffen, ohne Zuziehung einer einzelnen Erfahrung ergab. Diesen Sprachgebrauch hat Kant sehr wohl gewußt, man sehe S. 2 der Kritik. Daß er das nun selbst sagt, daß er gleich damit beginnt:“Jener Ausdruck a priori ist noch nicht bestimmt genug,um den ganzen Sinu,der vorgelegten Frage angemessen,zu bezeichnen” — daß er fortfaͤhrt: “Wir werden also im Verfolg unter Erkenntnisse a priori verstehen” ꝛc.; und daß er sich also seinen Sprachgebrauch schafft, dies wird nirgends in der Metakritik gesagt, wohl aber S. 45 sehr vornehm belehrend angefuͤhrt: “Erkenntniß a priori ist ein solches, das ich aus mir beiwohnenden Begriffen,
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Zitationshilfe: | Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/286>, abgerufen am 27.07.2024. |