Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.Und wie dankbar bin ich ihm für jede Befestigung meiner Grundsätze, die es mich lehrt, für alle neue Ansichten und Anwendungen, die es mir eröffnet hat! Weiß ich doch nun, so weit ich es zu wissen brauche im Allgemeinen -- und auf das Einzelne, wo ich mir freilich oft mit meinen eignen Gedanken nachhelfen mußte, lege ich eben keinen Werth -- wie ich zur Sinnenwelt komme, und was sie mir ist, und wie alle Herrschaft, die sie über mich auszuüben und aller Widerstand den sie mir entgegenzusetzen scheint, eben nur ein Schein ist; ist mir doch alles, was ich von Gewißheit brauche für mein Handeln und Leben, nun auf immer gesichert gegen alle Sophistereien, die ich mir selbst machen, oder die bis zu mir kommen könnten. Das ist mein Gewinn: wenn ich aber sagen wollte, daß ich den Zusammenhang alles Einzelnen, und die Gesetze nach denen es hier entwickelt und dargestellt ist, kurz daß ich das Seyn und Gewordenseyn des Buches so ganz verstände, wie ich es wünsche, so würde ich mich selbst nur betügen. Jch will mir meine Zweifel und Bedenklichkeiten noch einmal zurückrufen, vielleicht verschwinden sie mir, indem ich sie recht fest zu halten suche. -- Noch kann ich immer nicht ganz von der Störung loskommen, welche die Ueberschrift mir gemacht hat, und mehr oder weniger schlingt sich diese in alles hinein, was mir sonst unklar und zweifelhaft ist. Wie kann doch einer, der an Freiheit und Selbstständigkeit glaubt, oder auch nur glauben will, nach einer Bestimmung des Menschen fragen? und was kann diese Frage noch Und wie dankbar bin ich ihm fuͤr jede Befestigung meiner Grundsaͤtze, die es mich lehrt, fuͤr alle neue Ansichten und Anwendungen, die es mir eroͤffnet hat! Weiß ich doch nun, so weit ich es zu wissen brauche im Allgemeinen — und auf das Einzelne, wo ich mir freilich oft mit meinen eignen Gedanken nachhelfen mußte, lege ich eben keinen Werth — wie ich zur Sinnenwelt komme, und was sie mir ist, und wie alle Herrschaft, die sie uͤber mich auszuuͤben und aller Widerstand den sie mir entgegenzusetzen scheint, eben nur ein Schein ist; ist mir doch alles, was ich von Gewißheit brauche fuͤr mein Handeln und Leben, nun auf immer gesichert gegen alle Sophistereien, die ich mir selbst machen, oder die bis zu mir kommen koͤnnten. Das ist mein Gewinn: wenn ich aber sagen wollte, daß ich den Zusammenhang alles Einzelnen, und die Gesetze nach denen es hier entwickelt und dargestellt ist, kurz daß ich das Seyn und Gewordenseyn des Buches so ganz verstaͤnde, wie ich es wuͤnsche, so wuͤrde ich mich selbst nur betuͤgen. Jch will mir meine Zweifel und Bedenklichkeiten noch einmal zuruͤckrufen, vielleicht verschwinden sie mir, indem ich sie recht fest zu halten suche. — Noch kann ich immer nicht ganz von der Stoͤrung loskommen, welche die Ueberschrift mir gemacht hat, und mehr oder weniger schlingt sich diese in alles hinein, was mir sonst unklar und zweifelhaft ist. Wie kann doch einer, der an Freiheit und Selbststaͤndigkeit glaubt, oder auch nur glauben will, nach einer Bestimmung des Menschen fragen? und was kann diese Frage noch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0300" n="288"/> Und wie dankbar bin ich ihm fuͤr jede Befestigung meiner Grundsaͤtze, die es mich lehrt, fuͤr alle neue Ansichten und Anwendungen, die es mir eroͤffnet hat! Weiß ich doch nun, so weit ich es zu wissen brauche im Allgemeinen — und auf das Einzelne, wo ich mir freilich oft mit meinen eignen Gedanken nachhelfen mußte, lege ich eben keinen Werth — wie ich zur Sinnenwelt komme, und was sie mir ist, und wie alle Herrschaft, die sie uͤber mich auszuuͤben und aller Widerstand den sie mir entgegenzusetzen scheint, eben nur ein Schein ist; ist mir doch alles, was ich von Gewißheit brauche fuͤr mein Handeln und Leben, nun auf immer gesichert gegen alle Sophistereien, die ich mir selbst machen, oder die bis zu mir kommen koͤnnten. Das ist mein Gewinn: wenn ich aber sagen wollte, daß ich den Zusammenhang alles Einzelnen, und die Gesetze nach denen es hier entwickelt und dargestellt ist, kurz daß ich das Seyn und Gewordenseyn des Buches so ganz verstaͤnde, wie ich es wuͤnsche, so wuͤrde ich mich selbst nur betuͤgen. Jch will mir meine Zweifel und Bedenklichkeiten noch einmal zuruͤckrufen, vielleicht verschwinden sie mir, indem ich sie recht fest zu halten suche. — Noch kann ich immer nicht ganz von der Stoͤrung loskommen, welche die Ueberschrift mir gemacht hat, und mehr oder weniger schlingt sich diese in alles hinein, was mir sonst unklar und zweifelhaft ist. Wie kann doch einer, der an Freiheit und Selbststaͤndigkeit glaubt, oder auch nur glauben will, nach einer <hi rendition="#g">Bestimmung</hi> des Menschen fragen? und was kann diese Frage noch </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [288/0300]
Und wie dankbar bin ich ihm fuͤr jede Befestigung meiner Grundsaͤtze, die es mich lehrt, fuͤr alle neue Ansichten und Anwendungen, die es mir eroͤffnet hat! Weiß ich doch nun, so weit ich es zu wissen brauche im Allgemeinen — und auf das Einzelne, wo ich mir freilich oft mit meinen eignen Gedanken nachhelfen mußte, lege ich eben keinen Werth — wie ich zur Sinnenwelt komme, und was sie mir ist, und wie alle Herrschaft, die sie uͤber mich auszuuͤben und aller Widerstand den sie mir entgegenzusetzen scheint, eben nur ein Schein ist; ist mir doch alles, was ich von Gewißheit brauche fuͤr mein Handeln und Leben, nun auf immer gesichert gegen alle Sophistereien, die ich mir selbst machen, oder die bis zu mir kommen koͤnnten. Das ist mein Gewinn: wenn ich aber sagen wollte, daß ich den Zusammenhang alles Einzelnen, und die Gesetze nach denen es hier entwickelt und dargestellt ist, kurz daß ich das Seyn und Gewordenseyn des Buches so ganz verstaͤnde, wie ich es wuͤnsche, so wuͤrde ich mich selbst nur betuͤgen. Jch will mir meine Zweifel und Bedenklichkeiten noch einmal zuruͤckrufen, vielleicht verschwinden sie mir, indem ich sie recht fest zu halten suche. — Noch kann ich immer nicht ganz von der Stoͤrung loskommen, welche die Ueberschrift mir gemacht hat, und mehr oder weniger schlingt sich diese in alles hinein, was mir sonst unklar und zweifelhaft ist. Wie kann doch einer, der an Freiheit und Selbststaͤndigkeit glaubt, oder auch nur glauben will, nach einer Bestimmung des Menschen fragen? und was kann diese Frage noch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |