Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.Melodien des Luftgeistes Ariel von irgend einem erdgebohrnen Kaliban nachgesungen würden. Herr S. hat, wie jeder Uebersetzer von bloß subjektivem Geschmacke seinem Autor gern das beylegt was ihm das vortrefflichste scheint, unverkennbar den Don Quixote in die Manier des Hudibras hinüber zu arbeiten gesucht, so wie der Hudibras wiederum eine verfehlte Nachahmung des auf eben die Art misverstandnen Don Quixote ist. Da nun Herr S. sein Original so nimmt, so möchte ich wohl fragen: wozu er eine ganz neue Uebersetzung noch nöthig finden könnte? Die Bertuchsche hat wenigstens den Vorzug vor der seinigen, daß sie aus einem Stücke ist, indem sie den poetischen Theil ganz wegläßt, da er sich hingegen durch die verunglückte Prätension diesen mit zu übertragen höchst lächerlich gemacht hat. Dieß ist das einzige, wovon ich noch zu reden habe: die eingestreuten Gedichte. Es ist nichts davon ausgelassen, außer ein paar kleine mit abgekniffenen Endsylben auf Sancho und Rocinante unter den voranstehenden Versen. Warum füllte Herr S. diese Lücke der Tieckschen Uebersetzung nicht aus? Die Gedichtchen sind zwar merkwürdig genug um einen Philologen lebhaft zu beschäftigen, aber doch gerade keine Oedipus-Räthsel. Die Sonette sind zum Theil beybehalten: aber hilf Himmel was für Sonette! Die altfränkischen in Alexandrinern (Th. II. S. 294 und 296) möchten noch hingehen; aber Th. I. S. 85 -- 91 finden sie sich mit Versen von jeder Länge, von sechsfüßigen bis zu dreyfüßigen durch einander. Wer ein Melodien des Luftgeistes Ariel von irgend einem erdgebohrnen Kaliban nachgesungen wuͤrden. Herr S. hat, wie jeder Uebersetzer von bloß subjektivem Geschmacke seinem Autor gern das beylegt was ihm das vortrefflichste scheint, unverkennbar den Don Quixote in die Manier des Hudibras hinuͤber zu arbeiten gesucht, so wie der Hudibras wiederum eine verfehlte Nachahmung des auf eben die Art misverstandnen Don Quixote ist. Da nun Herr S. sein Original so nimmt, so moͤchte ich wohl fragen: wozu er eine ganz neue Uebersetzung noch noͤthig finden koͤnnte? Die Bertuchsche hat wenigstens den Vorzug vor der seinigen, daß sie aus einem Stuͤcke ist, indem sie den poetischen Theil ganz weglaͤßt, da er sich hingegen durch die verungluͤckte Praͤtension diesen mit zu uͤbertragen hoͤchst laͤcherlich gemacht hat. Dieß ist das einzige, wovon ich noch zu reden habe: die eingestreuten Gedichte. Es ist nichts davon ausgelassen, außer ein paar kleine mit abgekniffenen Endsylben auf Sancho und Rocinante unter den voranstehenden Versen. Warum fuͤllte Herr S. diese Luͤcke der Tieckschen Uebersetzung nicht aus? Die Gedichtchen sind zwar merkwuͤrdig genug um einen Philologen lebhaft zu beschaͤftigen, aber doch gerade keine Oedipus-Raͤthsel. Die Sonette sind zum Theil beybehalten: aber hilf Himmel was fuͤr Sonette! Die altfraͤnkischen in Alexandrinern (Th. II. S. 294 und 296) moͤchten noch hingehen; aber Th. I. S. 85 — 91 finden sie sich mit Versen von jeder Laͤnge, von sechsfuͤßigen bis zu dreyfuͤßigen durch einander. Wer ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0328" n="316"/> Melodien des Luftgeistes Ariel von irgend einem erdgebohrnen Kaliban nachgesungen wuͤrden. Herr S. hat, wie jeder Uebersetzer von bloß subjektivem Geschmacke seinem Autor gern das beylegt was ihm das vortrefflichste scheint, unverkennbar den Don Quixote in die Manier des Hudibras hinuͤber zu arbeiten gesucht, so wie der Hudibras wiederum eine verfehlte Nachahmung des auf eben die Art misverstandnen Don Quixote ist. Da nun Herr S. sein Original so nimmt, so moͤchte ich wohl fragen: wozu er eine ganz neue Uebersetzung noch noͤthig finden koͤnnte? Die Bertuchsche hat wenigstens den Vorzug vor der seinigen, daß sie aus einem Stuͤcke ist, indem sie den poetischen Theil ganz weglaͤßt, da er sich hingegen durch die verungluͤckte Praͤtension diesen mit zu uͤbertragen hoͤchst laͤcherlich gemacht hat.</p><lb/> <p>Dieß ist das einzige, wovon ich noch zu reden habe: die eingestreuten Gedichte. Es ist nichts davon ausgelassen, außer ein paar kleine mit abgekniffenen Endsylben auf Sancho und Rocinante unter den voranstehenden Versen. Warum fuͤllte Herr S. diese Luͤcke der Tieckschen Uebersetzung nicht aus? Die Gedichtchen sind zwar merkwuͤrdig genug um einen Philologen lebhaft zu beschaͤftigen, aber doch gerade keine Oedipus-Raͤthsel. Die Sonette sind zum Theil beybehalten: aber hilf Himmel was fuͤr Sonette! Die altfraͤnkischen in Alexandrinern (Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 294 und 296) moͤchten noch hingehen; aber Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 85 — 91 finden sie sich mit Versen von jeder Laͤnge, von sechsfuͤßigen bis zu dreyfuͤßigen durch einander. Wer ein </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [316/0328]
Melodien des Luftgeistes Ariel von irgend einem erdgebohrnen Kaliban nachgesungen wuͤrden. Herr S. hat, wie jeder Uebersetzer von bloß subjektivem Geschmacke seinem Autor gern das beylegt was ihm das vortrefflichste scheint, unverkennbar den Don Quixote in die Manier des Hudibras hinuͤber zu arbeiten gesucht, so wie der Hudibras wiederum eine verfehlte Nachahmung des auf eben die Art misverstandnen Don Quixote ist. Da nun Herr S. sein Original so nimmt, so moͤchte ich wohl fragen: wozu er eine ganz neue Uebersetzung noch noͤthig finden koͤnnte? Die Bertuchsche hat wenigstens den Vorzug vor der seinigen, daß sie aus einem Stuͤcke ist, indem sie den poetischen Theil ganz weglaͤßt, da er sich hingegen durch die verungluͤckte Praͤtension diesen mit zu uͤbertragen hoͤchst laͤcherlich gemacht hat.
Dieß ist das einzige, wovon ich noch zu reden habe: die eingestreuten Gedichte. Es ist nichts davon ausgelassen, außer ein paar kleine mit abgekniffenen Endsylben auf Sancho und Rocinante unter den voranstehenden Versen. Warum fuͤllte Herr S. diese Luͤcke der Tieckschen Uebersetzung nicht aus? Die Gedichtchen sind zwar merkwuͤrdig genug um einen Philologen lebhaft zu beschaͤftigen, aber doch gerade keine Oedipus-Raͤthsel. Die Sonette sind zum Theil beybehalten: aber hilf Himmel was fuͤr Sonette! Die altfraͤnkischen in Alexandrinern (Th. II. S. 294 und 296) moͤchten noch hingehen; aber Th. I. S. 85 — 91 finden sie sich mit Versen von jeder Laͤnge, von sechsfuͤßigen bis zu dreyfuͤßigen durch einander. Wer ein
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