Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.Doch dies alles möchte dem Rec. noch so hingehen. Allein er beschuldigt mich an vielen Stellen den Sinn des Originals ganz verfehlt zu haben. Er will dieß durch Vergleichung mit dem Englischen Text beweisen; was er aber für den Text des Dichters hält, sind die schlechten und längst verworfnen Emendationen eines Rowe, Theobald, Pope, Warburton und andrer. Er hat also gar keine Notiz davon, was seit mehr als funfzehn Jahren für die Kritik des Shakspeareschen Textes geschehen ist, denn sonst würde er, da er sich den Kopf zerbricht, was ich nur mit meiner Uebersetzung gewollt habe, unter andern Vermuthungen doch auf die Möglichkeit gerathen seyn, daß ich eine andre Leseart vor Augen gehabt haben möchte. Welche philologische Unwissenheit dieß nun wieder voraussetzt, und welche Unverschämtheit, sich dem ungeachtet an eine Beurtheilung zu wagen, leuchtet von selbst ein. Zu völliger Ueberzeugung muß ich die Beyspiele hersetzen. Aus der Rede des Bastard Faulconbridge über seine Standeserhöhung. Und wenn er Jürge heißt, nenn' ich ihn Peter: Denn neugeschaffner Rang vergißt die Namen, Es ist zu aufmerksam und zu gesellig Für die Verwandlung. "Die letzten Zeilen," sagt Rec. "welche so wie sie da "stehen, schlechterdings keinen Sinn geben, können "nur durch das Original Licht erhalten, wo die Stelle "so heißt: Doch dies alles moͤchte dem Rec. noch so hingehen. Allein er beschuldigt mich an vielen Stellen den Sinn des Originals ganz verfehlt zu haben. Er will dieß durch Vergleichung mit dem Englischen Text beweisen; was er aber fuͤr den Text des Dichters haͤlt, sind die schlechten und laͤngst verworfnen Emendationen eines Rowe, Theobald, Pope, Warburton und andrer. Er hat also gar keine Notiz davon, was seit mehr als funfzehn Jahren fuͤr die Kritik des Shakspeareschen Textes geschehen ist, denn sonst wuͤrde er, da er sich den Kopf zerbricht, was ich nur mit meiner Uebersetzung gewollt habe, unter andern Vermuthungen doch auf die Moͤglichkeit gerathen seyn, daß ich eine andre Leseart vor Augen gehabt haben moͤchte. Welche philologische Unwissenheit dieß nun wieder voraussetzt, und welche Unverschaͤmtheit, sich dem ungeachtet an eine Beurtheilung zu wagen, leuchtet von selbst ein. Zu voͤlliger Ueberzeugung muß ich die Beyspiele hersetzen. Aus der Rede des Bastard Faulconbridge uͤber seine Standeserhoͤhung. Und wenn er Juͤrge heißt, nenn' ich ihn Peter: Denn neugeschaffner Rang vergißt die Namen, Es ist zu aufmerksam und zu gesellig Fuͤr die Verwandlung. “Die letzten Zeilen,” sagt Rec. “welche so wie sie da “stehen, schlechterdings keinen Sinn geben, koͤnnen “nur durch das Original Licht erhalten, wo die Stelle “so heißt: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0344" n="332"/> <p>Doch dies alles moͤchte dem Rec. noch so hingehen. Allein er beschuldigt mich an vielen Stellen den Sinn des Originals ganz verfehlt zu haben. Er will dieß durch Vergleichung mit dem Englischen Text beweisen; was er aber fuͤr den Text des Dichters haͤlt, sind die schlechten und laͤngst verworfnen Emendationen eines Rowe, Theobald, Pope, Warburton und andrer. Er hat also gar keine Notiz davon, was seit mehr als funfzehn Jahren fuͤr die Kritik des Shakspeareschen Textes geschehen ist, denn sonst wuͤrde er, da er sich den Kopf zerbricht, was ich nur mit meiner Uebersetzung gewollt habe, unter andern Vermuthungen doch auf die Moͤglichkeit gerathen seyn, daß ich eine andre Leseart vor Augen gehabt haben moͤchte. Welche philologische Unwissenheit dieß nun wieder voraussetzt, und welche Unverschaͤmtheit, sich dem ungeachtet an eine Beurtheilung zu wagen, leuchtet von selbst ein. Zu voͤlliger Ueberzeugung muß ich die Beyspiele hersetzen. Aus der Rede des Bastard Faulconbridge uͤber seine Standeserhoͤhung.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Und wenn er Juͤrge heißt, nenn' ich ihn Peter:</l><lb/> <l>Denn neugeschaffner Rang vergißt die Namen,</l><lb/> <l>Es ist zu aufmerksam und zu gesellig</l><lb/> <l>Fuͤr die Verwandlung.</l> </lg><lb/> <p>“Die letzten Zeilen,” sagt Rec. “welche so wie sie da “stehen, schlechterdings keinen Sinn geben, koͤnnen “nur durch das Original Licht erhalten, wo die Stelle “so heißt:</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [332/0344]
Doch dies alles moͤchte dem Rec. noch so hingehen. Allein er beschuldigt mich an vielen Stellen den Sinn des Originals ganz verfehlt zu haben. Er will dieß durch Vergleichung mit dem Englischen Text beweisen; was er aber fuͤr den Text des Dichters haͤlt, sind die schlechten und laͤngst verworfnen Emendationen eines Rowe, Theobald, Pope, Warburton und andrer. Er hat also gar keine Notiz davon, was seit mehr als funfzehn Jahren fuͤr die Kritik des Shakspeareschen Textes geschehen ist, denn sonst wuͤrde er, da er sich den Kopf zerbricht, was ich nur mit meiner Uebersetzung gewollt habe, unter andern Vermuthungen doch auf die Moͤglichkeit gerathen seyn, daß ich eine andre Leseart vor Augen gehabt haben moͤchte. Welche philologische Unwissenheit dieß nun wieder voraussetzt, und welche Unverschaͤmtheit, sich dem ungeachtet an eine Beurtheilung zu wagen, leuchtet von selbst ein. Zu voͤlliger Ueberzeugung muß ich die Beyspiele hersetzen. Aus der Rede des Bastard Faulconbridge uͤber seine Standeserhoͤhung.
Und wenn er Juͤrge heißt, nenn' ich ihn Peter:
Denn neugeschaffner Rang vergißt die Namen,
Es ist zu aufmerksam und zu gesellig
Fuͤr die Verwandlung.
“Die letzten Zeilen,” sagt Rec. “welche so wie sie da “stehen, schlechterdings keinen Sinn geben, koͤnnen “nur durch das Original Licht erhalten, wo die Stelle “so heißt:
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Zitationshilfe: | Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/344>, abgerufen am 27.07.2024. |