Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.Nur in der Mitte des Todes entzündet sich der Blitz des ewigen Lebens. Trennt die Religion ganz von der Moral, so habt ihr die eigentliche Energie des Bösen im Menschen, das furchtbare, grausame, wüthende und unmenschliche Prinzip, was ursprünglich in seinem Geiste liegt. Hier straft sich die Trennung des Untheilbaren am schrecklichsten. Zunächst rede ich nur mit denen die schon nach dem Orient sehen. Du vermuthest Höheres auch in mir, und fragst, warum ich eben an der Gränze schweige? -- Es geschieht, weil es noch so früh am Tage ist. Nicht Herrmann und Wodan sind die Nationalgötter der Deutschen, sondern die Kunst und die Wissenschaft. Gedenke noch einmal an Keppler, Dürer, Luther, Böhme; und dann an Lessing, Winkelmann, Goethe, Fichte. Nicht auf die Sitten allein ist die Tugend anwendbar; sie gilt auch für Kunst und Wissenschaft, die ihre Rechte und Pflichten haben. Und dieser Geist, diese Kraft der Tugend unterscheidet eben den Deutschen in der Behandlung der Kunst und der Wissenschaft. Worauf bin ich stolz und darf ich stolz seyn als Künstler? -- Auf den Entschluß, der mich auf ewig von Nur in der Mitte des Todes entzuͤndet sich der Blitz des ewigen Lebens. Trennt die Religion ganz von der Moral, so habt ihr die eigentliche Energie des Boͤsen im Menschen, das furchtbare, grausame, wuͤthende und unmenschliche Prinzip, was urspruͤnglich in seinem Geiste liegt. Hier straft sich die Trennung des Untheilbaren am schrecklichsten. Zunaͤchst rede ich nur mit denen die schon nach dem Orient sehen. Du vermuthest Hoͤheres auch in mir, und fragst, warum ich eben an der Graͤnze schweige? — Es geschieht, weil es noch so fruͤh am Tage ist. Nicht Herrmann und Wodan sind die Nationalgoͤtter der Deutschen, sondern die Kunst und die Wissenschaft. Gedenke noch einmal an Keppler, Duͤrer, Luther, Boͤhme; und dann an Lessing, Winkelmann, Goethe, Fichte. Nicht auf die Sitten allein ist die Tugend anwendbar; sie gilt auch fuͤr Kunst und Wissenschaft, die ihre Rechte und Pflichten haben. Und dieser Geist, diese Kraft der Tugend unterscheidet eben den Deutschen in der Behandlung der Kunst und der Wissenschaft. Worauf bin ich stolz und darf ich stolz seyn als Kuͤnstler? — Auf den Entschluß, der mich auf ewig von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0036" n="28"/> Nur in der Mitte des Todes entzuͤndet sich der Blitz des ewigen Lebens.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Trennt die Religion ganz von der Moral, so habt ihr die eigentliche Energie des Boͤsen im Menschen, das furchtbare, grausame, wuͤthende und unmenschliche Prinzip, was urspruͤnglich in seinem Geiste liegt. Hier straft sich die Trennung des Untheilbaren am schrecklichsten.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Zunaͤchst rede ich nur mit denen die schon nach dem Orient sehen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Du vermuthest Hoͤheres auch in mir, und fragst, warum ich eben an der Graͤnze schweige? — Es geschieht, weil es noch so fruͤh am Tage ist.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Nicht Herrmann und Wodan sind die Nationalgoͤtter der Deutschen, sondern die Kunst und die Wissenschaft. Gedenke noch einmal an Keppler, Duͤrer, Luther, Boͤhme; und dann an Lessing, Winkelmann, Goethe, Fichte. Nicht auf die Sitten allein ist die Tugend anwendbar; sie gilt auch fuͤr Kunst und Wissenschaft, die ihre Rechte und Pflichten haben. Und dieser Geist, diese Kraft der Tugend unterscheidet eben den Deutschen in der Behandlung der Kunst und der Wissenschaft.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Worauf bin ich stolz und darf ich stolz seyn als Kuͤnstler? — Auf den Entschluß, der mich auf ewig von </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [28/0036]
Nur in der Mitte des Todes entzuͤndet sich der Blitz des ewigen Lebens.
Trennt die Religion ganz von der Moral, so habt ihr die eigentliche Energie des Boͤsen im Menschen, das furchtbare, grausame, wuͤthende und unmenschliche Prinzip, was urspruͤnglich in seinem Geiste liegt. Hier straft sich die Trennung des Untheilbaren am schrecklichsten.
Zunaͤchst rede ich nur mit denen die schon nach dem Orient sehen.
Du vermuthest Hoͤheres auch in mir, und fragst, warum ich eben an der Graͤnze schweige? — Es geschieht, weil es noch so fruͤh am Tage ist.
Nicht Herrmann und Wodan sind die Nationalgoͤtter der Deutschen, sondern die Kunst und die Wissenschaft. Gedenke noch einmal an Keppler, Duͤrer, Luther, Boͤhme; und dann an Lessing, Winkelmann, Goethe, Fichte. Nicht auf die Sitten allein ist die Tugend anwendbar; sie gilt auch fuͤr Kunst und Wissenschaft, die ihre Rechte und Pflichten haben. Und dieser Geist, diese Kraft der Tugend unterscheidet eben den Deutschen in der Behandlung der Kunst und der Wissenschaft.
Worauf bin ich stolz und darf ich stolz seyn als Kuͤnstler? — Auf den Entschluß, der mich auf ewig von
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