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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

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Alles kommt und geht. Auch in die Locke der Jugend mischt sich näher und näher das ernstere Alter; und der Pulsschlag des Lebens gebietet ihren frohen leicht dahin kreisenden Tänzen. Aber erhelle dein Auge am Lichte des Tages, daß du die stille Weisheit der Natur vernehmest. Dann fürchtest du nicht den Wechsel des Daseyns. Du siehest ihn. Deute die Natur, und du begreifest dein Leben im Ewigen und Bleibenden. Nimmer nähmest du den Wandel der Erscheinungen wahr, wenn du selbst im Anschauen das Veränderliche wärest. Du aber übersiehest die Momente der Natur in ihrem ewigen Kreislaufe, und hältst sie in deinem Blicke wie eine Gegenwart. Wo wäre dieser Blick, wenn der Strom der Momente nicht vorüberginge an ihm, und du daständest frei in deiner ewigen Gottheit? Fühle sie in dir als unendliche That des vereinten bleibenden Lebens; und jede Erscheinung der Gegenwart winkt dir die That, und du siehest durch alle Räume der Unendlichkeit das Göttliche nur wandeln.

Jn diesem hohen Gefühle schwebe dahin mit den Wogen, und mische gern in deinen Betrachtungen Ernst und Ergötzen, daß eine tiefere Rührung dein Auge verschöne wenn die leicht wandelnde Freude vom Munde dir lächelt. Es sind deine Bildungen, wohin du blikkest; denn nur aus freier Anschauung geht die Wahrheit hervor, die rund um dich her in lieblichem Farbenschmucke glänzet. Darum kenne die Natur, was sie durch freie Behandlung des Menschen geworden, und wisse, es ist das einzige, wodurch der Geist zu

Alles kommt und geht. Auch in die Locke der Jugend mischt sich naͤher und naͤher das ernstere Alter; und der Pulsschlag des Lebens gebietet ihren frohen leicht dahin kreisenden Taͤnzen. Aber erhelle dein Auge am Lichte des Tages, daß du die stille Weisheit der Natur vernehmest. Dann fuͤrchtest du nicht den Wechsel des Daseyns. Du siehest ihn. Deute die Natur, und du begreifest dein Leben im Ewigen und Bleibenden. Nimmer naͤhmest du den Wandel der Erscheinungen wahr, wenn du selbst im Anschauen das Veraͤnderliche waͤrest. Du aber uͤbersiehest die Momente der Natur in ihrem ewigen Kreislaufe, und haͤltst sie in deinem Blicke wie eine Gegenwart. Wo waͤre dieser Blick, wenn der Strom der Momente nicht voruͤberginge an ihm, und du dastaͤndest frei in deiner ewigen Gottheit? Fuͤhle sie in dir als unendliche That des vereinten bleibenden Lebens; und jede Erscheinung der Gegenwart winkt dir die That, und du siehest durch alle Raͤume der Unendlichkeit das Goͤttliche nur wandeln.

Jn diesem hohen Gefuͤhle schwebe dahin mit den Wogen, und mische gern in deinen Betrachtungen Ernst und Ergoͤtzen, daß eine tiefere Ruͤhrung dein Auge verschoͤne wenn die leicht wandelnde Freude vom Munde dir laͤchelt. Es sind deine Bildungen, wohin du blikkest; denn nur aus freier Anschauung geht die Wahrheit hervor, die rund um dich her in lieblichem Farbenschmucke glaͤnzet. Darum kenne die Natur, was sie durch freie Behandlung des Menschen geworden, und wisse, es ist das einzige, wodurch der Geist zu

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[52/0060] Alles kommt und geht. Auch in die Locke der Jugend mischt sich naͤher und naͤher das ernstere Alter; und der Pulsschlag des Lebens gebietet ihren frohen leicht dahin kreisenden Taͤnzen. Aber erhelle dein Auge am Lichte des Tages, daß du die stille Weisheit der Natur vernehmest. Dann fuͤrchtest du nicht den Wechsel des Daseyns. Du siehest ihn. Deute die Natur, und du begreifest dein Leben im Ewigen und Bleibenden. Nimmer naͤhmest du den Wandel der Erscheinungen wahr, wenn du selbst im Anschauen das Veraͤnderliche waͤrest. Du aber uͤbersiehest die Momente der Natur in ihrem ewigen Kreislaufe, und haͤltst sie in deinem Blicke wie eine Gegenwart. Wo waͤre dieser Blick, wenn der Strom der Momente nicht voruͤberginge an ihm, und du dastaͤndest frei in deiner ewigen Gottheit? Fuͤhle sie in dir als unendliche That des vereinten bleibenden Lebens; und jede Erscheinung der Gegenwart winkt dir die That, und du siehest durch alle Raͤume der Unendlichkeit das Goͤttliche nur wandeln. Jn diesem hohen Gefuͤhle schwebe dahin mit den Wogen, und mische gern in deinen Betrachtungen Ernst und Ergoͤtzen, daß eine tiefere Ruͤhrung dein Auge verschoͤne wenn die leicht wandelnde Freude vom Munde dir laͤchelt. Es sind deine Bildungen, wohin du blikkest; denn nur aus freier Anschauung geht die Wahrheit hervor, die rund um dich her in lieblichem Farbenschmucke glaͤnzet. Darum kenne die Natur, was sie durch freie Behandlung des Menschen geworden, und wisse, es ist das einzige, wodurch der Geist zu

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/60>, abgerufen am 24.11.2024.