Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.seiner Novellen, besonders die komischen. Jn den letzten Jahren seines Lebens gab er dem herrschenden Geschmack im Drama nach, und nahm es aus diesem Grunde zu nachläßig; auch im zweyten Theil des Don Quixote nahm er Rücksicht auf Urtheile; es blieb ihm ja doch frey, sich selbst zu genügen, und diese an die erste überall angebildete Masse des einzig in zwey getrennten und aus zweyen verbundenen Werks, das hier gleichsam in sich selbst zurückkehrt, mit unergründlichem Verstand in die tiefste Tiefe auszuarbeiten. Den großen Persiles dichtete er mit sinnreicher Künstlichkeit in einer ernsten, dunkeln Manier nach seiner Jdee vom Roman des Heliodor; was er noch dichten wollte, vermuthlich in der Gattung des Ritterbuchs und des dramatisirten Romans, so wie den zweyten Theil der Galatea zu vollenden, verhinderte ihn der Tod. Vor Cervantes war die Prosa der Spanier im Ritterbuch auf eine schöne Art alterthümlich, im Schäferroman blühend, und ahmte im romantischen Drama das unmittelbare Leben in der Sprache des Umgangs scharf und genau nach. Die lieblichste Form für zarte Lieder, voll Musik oder sinnreicher Tändeley, und die Romanze, gemacht um mit Adel und Einfalt edle und rührende alte Geschichte ernst und treu zu erzählen, waren von Alters her in diesem Lande einheimisch Weniger war dem Shakspeare vorgearbeitet; fast nur durch die bunte Mannichfaltigkeit der Engländischen Bühne, für die bald Gelehrte, bald Schauspieler, Vornehme und Hofnarren arbeiteten, wo Mysterien aus der Kindheit des Schauspiels oder seiner Novellen, besonders die komischen. Jn den letzten Jahren seines Lebens gab er dem herrschenden Geschmack im Drama nach, und nahm es aus diesem Grunde zu nachlaͤßig; auch im zweyten Theil des Don Quixote nahm er Ruͤcksicht auf Urtheile; es blieb ihm ja doch frey, sich selbst zu genuͤgen, und diese an die erste uͤberall angebildete Masse des einzig in zwey getrennten und aus zweyen verbundenen Werks, das hier gleichsam in sich selbst zuruͤckkehrt, mit unergruͤndlichem Verstand in die tiefste Tiefe auszuarbeiten. Den großen Persiles dichtete er mit sinnreicher Kuͤnstlichkeit in einer ernsten, dunkeln Manier nach seiner Jdee vom Roman des Heliodor; was er noch dichten wollte, vermuthlich in der Gattung des Ritterbuchs und des dramatisirten Romans, so wie den zweyten Theil der Galatea zu vollenden, verhinderte ihn der Tod. Vor Cervantes war die Prosa der Spanier im Ritterbuch auf eine schoͤne Art alterthuͤmlich, im Schaͤferroman bluͤhend, und ahmte im romantischen Drama das unmittelbare Leben in der Sprache des Umgangs scharf und genau nach. Die lieblichste Form fuͤr zarte Lieder, voll Musik oder sinnreicher Taͤndeley, und die Romanze, gemacht um mit Adel und Einfalt edle und ruͤhrende alte Geschichte ernst und treu zu erzaͤhlen, waren von Alters her in diesem Lande einheimisch Weniger war dem Shakspeare vorgearbeitet; fast nur durch die bunte Mannichfaltigkeit der Englaͤndischen Buͤhne, fuͤr die bald Gelehrte, bald Schauspieler, Vornehme und Hofnarren arbeiteten, wo Mysterien aus der Kindheit des Schauspiels oder <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0089" n="81"/> seiner Novellen, besonders die komischen. Jn den letzten Jahren seines Lebens gab er dem herrschenden Geschmack im Drama nach, und nahm es aus diesem Grunde zu nachlaͤßig; auch im zweyten Theil des Don Quixote nahm er Ruͤcksicht auf Urtheile; es blieb ihm ja doch frey, sich selbst zu genuͤgen, und diese an die erste uͤberall angebildete Masse des einzig in zwey getrennten und aus zweyen verbundenen Werks, das hier gleichsam in sich selbst zuruͤckkehrt, mit unergruͤndlichem Verstand in die tiefste Tiefe auszuarbeiten. Den großen Persiles dichtete er mit sinnreicher Kuͤnstlichkeit in einer ernsten, dunkeln Manier nach seiner Jdee vom Roman des Heliodor; was er noch dichten wollte, vermuthlich in der Gattung des Ritterbuchs und des dramatisirten Romans, so wie den zweyten Theil der Galatea zu vollenden, verhinderte ihn der Tod.</p><lb/> <p>Vor Cervantes war die Prosa der Spanier im Ritterbuch auf eine schoͤne Art alterthuͤmlich, im Schaͤferroman bluͤhend, und ahmte im romantischen Drama das unmittelbare Leben in der Sprache des Umgangs scharf und genau nach. Die lieblichste Form fuͤr zarte Lieder, voll Musik oder sinnreicher Taͤndeley, und die Romanze, gemacht um mit Adel und Einfalt edle und ruͤhrende alte Geschichte ernst und treu zu erzaͤhlen, waren von Alters her in diesem Lande einheimisch Weniger war dem Shakspeare vorgearbeitet; fast nur durch die bunte Mannichfaltigkeit der Englaͤndischen Buͤhne, fuͤr die bald Gelehrte, bald Schauspieler, Vornehme und Hofnarren arbeiteten, wo Mysterien aus der Kindheit des Schauspiels oder </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [81/0089]
seiner Novellen, besonders die komischen. Jn den letzten Jahren seines Lebens gab er dem herrschenden Geschmack im Drama nach, und nahm es aus diesem Grunde zu nachlaͤßig; auch im zweyten Theil des Don Quixote nahm er Ruͤcksicht auf Urtheile; es blieb ihm ja doch frey, sich selbst zu genuͤgen, und diese an die erste uͤberall angebildete Masse des einzig in zwey getrennten und aus zweyen verbundenen Werks, das hier gleichsam in sich selbst zuruͤckkehrt, mit unergruͤndlichem Verstand in die tiefste Tiefe auszuarbeiten. Den großen Persiles dichtete er mit sinnreicher Kuͤnstlichkeit in einer ernsten, dunkeln Manier nach seiner Jdee vom Roman des Heliodor; was er noch dichten wollte, vermuthlich in der Gattung des Ritterbuchs und des dramatisirten Romans, so wie den zweyten Theil der Galatea zu vollenden, verhinderte ihn der Tod.
Vor Cervantes war die Prosa der Spanier im Ritterbuch auf eine schoͤne Art alterthuͤmlich, im Schaͤferroman bluͤhend, und ahmte im romantischen Drama das unmittelbare Leben in der Sprache des Umgangs scharf und genau nach. Die lieblichste Form fuͤr zarte Lieder, voll Musik oder sinnreicher Taͤndeley, und die Romanze, gemacht um mit Adel und Einfalt edle und ruͤhrende alte Geschichte ernst und treu zu erzaͤhlen, waren von Alters her in diesem Lande einheimisch Weniger war dem Shakspeare vorgearbeitet; fast nur durch die bunte Mannichfaltigkeit der Englaͤndischen Buͤhne, fuͤr die bald Gelehrte, bald Schauspieler, Vornehme und Hofnarren arbeiteten, wo Mysterien aus der Kindheit des Schauspiels oder
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |