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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

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Schriftstellern, die sämmtlich in einer Geschichte der Kunst keine Erwähnung finden können.

Jndessen erhielt sich doch auch hier wenigstens eine Tradition, man müsse zu den Alten und zur Natur zurückkehren, und dieser Funken zündete bey den Deutschen, nachdem sie sich durch ihre Vorbilder allmählig durchgearbeitet hatten. Winkelmann lehrte das Alterthum als ein Ganzes betrachten, und gab das erste Beyspiel, wie man eine Kunst durch die Geschichte ihrer Bildung begründen solle. Goethe's Universalität gab einen milden Widerschein von der Poesie fast aller Nationen und Zeitalter; eine unerschöpflich lehrreiche Suite von Werken, Studien, Skizzen, Fragmenten, Versuchen in jeder Gattung und in den verschiedensten Formen. Die Philosophie gelangte in wenigen kühnen Schritten dahin, sich selbst und den Geist des Menschen zu verstehen, in dessen Tiefe sie den Urquell der Fantasie und das Jdeal der Schönheit entdecken, und so die Poesie deutlich anerkennen mußte, deren Wesen und Daseyn sie bisher auch nicht geahndet hatte. Philosophie und Poesie, die höchsten Kräfte des Menschen, die selbst zu Athen jede für sich in der höchsten Blüthe doch nur einzeln wirkten, greifen nun in einander, um sich in ewiger Wechselwirkung gegenseitig zu beleben und zu bilden. Das Uebersetzen der Dichter und das Nachbilden ihrer Rhythmen ist zur Kunst und die Kritik zur Wissenschaft geworden, die alte Jrrthümer vernichtet und neue Aussichten in die Kenntniß des Alterthums eröffnet,

Schriftstellern, die saͤmmtlich in einer Geschichte der Kunst keine Erwaͤhnung finden koͤnnen.

Jndessen erhielt sich doch auch hier wenigstens eine Tradition, man muͤsse zu den Alten und zur Natur zuruͤckkehren, und dieser Funken zuͤndete bey den Deutschen, nachdem sie sich durch ihre Vorbilder allmaͤhlig durchgearbeitet hatten. Winkelmann lehrte das Alterthum als ein Ganzes betrachten, und gab das erste Beyspiel, wie man eine Kunst durch die Geschichte ihrer Bildung begruͤnden solle. Goethe's Universalitaͤt gab einen milden Widerschein von der Poesie fast aller Nationen und Zeitalter; eine unerschoͤpflich lehrreiche Suite von Werken, Studien, Skizzen, Fragmenten, Versuchen in jeder Gattung und in den verschiedensten Formen. Die Philosophie gelangte in wenigen kuͤhnen Schritten dahin, sich selbst und den Geist des Menschen zu verstehen, in dessen Tiefe sie den Urquell der Fantasie und das Jdeal der Schoͤnheit entdecken, und so die Poesie deutlich anerkennen mußte, deren Wesen und Daseyn sie bisher auch nicht geahndet hatte. Philosophie und Poesie, die hoͤchsten Kraͤfte des Menschen, die selbst zu Athen jede fuͤr sich in der hoͤchsten Bluͤthe doch nur einzeln wirkten, greifen nun in einander, um sich in ewiger Wechselwirkung gegenseitig zu beleben und zu bilden. Das Uebersetzen der Dichter und das Nachbilden ihrer Rhythmen ist zur Kunst und die Kritik zur Wissenschaft geworden, die alte Jrrthuͤmer vernichtet und neue Aussichten in die Kenntniß des Alterthums eroͤffnet,

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[85/0093] Schriftstellern, die saͤmmtlich in einer Geschichte der Kunst keine Erwaͤhnung finden koͤnnen. Jndessen erhielt sich doch auch hier wenigstens eine Tradition, man muͤsse zu den Alten und zur Natur zuruͤckkehren, und dieser Funken zuͤndete bey den Deutschen, nachdem sie sich durch ihre Vorbilder allmaͤhlig durchgearbeitet hatten. Winkelmann lehrte das Alterthum als ein Ganzes betrachten, und gab das erste Beyspiel, wie man eine Kunst durch die Geschichte ihrer Bildung begruͤnden solle. Goethe's Universalitaͤt gab einen milden Widerschein von der Poesie fast aller Nationen und Zeitalter; eine unerschoͤpflich lehrreiche Suite von Werken, Studien, Skizzen, Fragmenten, Versuchen in jeder Gattung und in den verschiedensten Formen. Die Philosophie gelangte in wenigen kuͤhnen Schritten dahin, sich selbst und den Geist des Menschen zu verstehen, in dessen Tiefe sie den Urquell der Fantasie und das Jdeal der Schoͤnheit entdecken, und so die Poesie deutlich anerkennen mußte, deren Wesen und Daseyn sie bisher auch nicht geahndet hatte. Philosophie und Poesie, die hoͤchsten Kraͤfte des Menschen, die selbst zu Athen jede fuͤr sich in der hoͤchsten Bluͤthe doch nur einzeln wirkten, greifen nun in einander, um sich in ewiger Wechselwirkung gegenseitig zu beleben und zu bilden. Das Uebersetzen der Dichter und das Nachbilden ihrer Rhythmen ist zur Kunst und die Kritik zur Wissenschaft geworden, die alte Jrrthuͤmer vernichtet und neue Aussichten in die Kenntniß des Alterthums eroͤffnet,

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/93>, abgerufen am 09.11.2024.