art für Beweise der Gleichheit nehmen, ist wohl kaum nöthig, weiter zu erwähnen.
Selbst in solchen Sprachen, die am weite- sten von der Familie der indischen, griechischen und germanischen entfernt liegen, findet man leicht noch irgend eine geringe Uebereinstimmung, wie die Endung der Adjective im Baskischen auf ezco, die im Spanischen nur selten vorkömmt, der deutschen auf isch, der griechischen in ikos gleicht. Die alten Völker sind durch Wande- rung, Kolonien, Krieg und Handel zu sehr durch einander geworfen, als daß sich nicht solche ganz einzelne Spuren fast überall finden sollten.
Ich würde überhaupt den Leser zu ermüden und zu verwirren fürchten, wenn ich alles, was gesammelt und vorgearbeitet war, mittheilen woll- te. Genug, wenn hier nur in das Ganze Ord- nung gebracht und befriedigend angezeigt ist, nach welchen Grundsätzen etwa eine vergleichende Grammatik und ein durchaus historischer Stamm- baum, eine wahre Entstehungsgeschichte der Spra- che, statt der ehemaligen erdichteten Theorieen vom Ursprunge derselben, zu entwerfen wäre.
art fuͤr Beweiſe der Gleichheit nehmen, iſt wohl kaum noͤthig, weiter zu erwaͤhnen.
Selbſt in ſolchen Sprachen, die am weite- ſten von der Familie der indiſchen, griechiſchen und germaniſchen entfernt liegen, findet man leicht noch irgend eine geringe Uebereinſtimmung, wie die Endung der Adjective im Baſkiſchen auf ezco, die im Spaniſchen nur ſelten vorkoͤmmt, der deutſchen auf iſch, der griechiſchen in ικος gleicht. Die alten Voͤlker ſind durch Wande- rung, Kolonien, Krieg und Handel zu ſehr durch einander geworfen, als daß ſich nicht ſolche ganz einzelne Spuren faſt uͤberall finden ſollten.
Ich wuͤrde uͤberhaupt den Leſer zu ermuͤden und zu verwirren fuͤrchten, wenn ich alles, was geſammelt und vorgearbeitet war, mittheilen woll- te. Genug, wenn hier nur in das Ganze Ord- nung gebracht und befriedigend angezeigt iſt, nach welchen Grundſaͤtzen etwa eine vergleichende Grammatik und ein durchaus hiſtoriſcher Stamm- baum, eine wahre Entſtehungsgeſchichte der Spra- che, ſtatt der ehemaligen erdichteten Theorieen vom Urſprunge derſelben, zu entwerfen waͤre.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0103"n="84"/>
art fuͤr Beweiſe der Gleichheit nehmen, iſt wohl<lb/>
kaum noͤthig, weiter zu erwaͤhnen.</p><lb/><p>Selbſt in ſolchen Sprachen, die am weite-<lb/>ſten von der Familie der indiſchen, griechiſchen<lb/>
und germaniſchen entfernt liegen, findet man<lb/>
leicht noch irgend eine geringe Uebereinſtimmung,<lb/>
wie die Endung der Adjective im Baſkiſchen auf<lb/><hirendition="#g">ezco</hi>, die im Spaniſchen nur ſelten vorkoͤmmt,<lb/>
der deutſchen auf <hirendition="#g">iſch</hi>, der griechiſchen in ικος<lb/>
gleicht. Die alten Voͤlker ſind durch Wande-<lb/>
rung, Kolonien, Krieg und Handel zu ſehr durch<lb/>
einander geworfen, als daß ſich nicht ſolche ganz<lb/>
einzelne Spuren faſt uͤberall finden ſollten.</p><lb/><p>Ich wuͤrde uͤberhaupt den Leſer zu ermuͤden<lb/>
und zu verwirren fuͤrchten, wenn ich alles, was<lb/>
geſammelt und vorgearbeitet war, mittheilen woll-<lb/>
te. Genug, wenn hier nur in das Ganze Ord-<lb/>
nung gebracht und befriedigend angezeigt iſt,<lb/>
nach welchen Grundſaͤtzen etwa eine vergleichende<lb/>
Grammatik und ein durchaus hiſtoriſcher Stamm-<lb/>
baum, eine wahre Entſtehungsgeſchichte der Spra-<lb/>
che, ſtatt der ehemaligen erdichteten Theorieen<lb/>
vom Urſprunge derſelben, zu entwerfen waͤre.<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[84/0103]
art fuͤr Beweiſe der Gleichheit nehmen, iſt wohl
kaum noͤthig, weiter zu erwaͤhnen.
Selbſt in ſolchen Sprachen, die am weite-
ſten von der Familie der indiſchen, griechiſchen
und germaniſchen entfernt liegen, findet man
leicht noch irgend eine geringe Uebereinſtimmung,
wie die Endung der Adjective im Baſkiſchen auf
ezco, die im Spaniſchen nur ſelten vorkoͤmmt,
der deutſchen auf iſch, der griechiſchen in ικος
gleicht. Die alten Voͤlker ſind durch Wande-
rung, Kolonien, Krieg und Handel zu ſehr durch
einander geworfen, als daß ſich nicht ſolche ganz
einzelne Spuren faſt uͤberall finden ſollten.
Ich wuͤrde uͤberhaupt den Leſer zu ermuͤden
und zu verwirren fuͤrchten, wenn ich alles, was
geſammelt und vorgearbeitet war, mittheilen woll-
te. Genug, wenn hier nur in das Ganze Ord-
nung gebracht und befriedigend angezeigt iſt,
nach welchen Grundſaͤtzen etwa eine vergleichende
Grammatik und ein durchaus hiſtoriſcher Stamm-
baum, eine wahre Entſtehungsgeſchichte der Spra-
che, ſtatt der ehemaligen erdichteten Theorieen
vom Urſprunge derſelben, zu entwerfen waͤre.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/103>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.