Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.hervorgehen lassen wollen; sie dürften wohl et- Nicht als Unterricht des Vaters in Bild hervorgehen laſſen wollen; ſie duͤrften wohl et- Nicht als Unterricht des Vaters in Bild <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0124" n="105"/> hervorgehen laſſen wollen; ſie duͤrften wohl et-<lb/> was ganz anders an die Stelle desjenigen ſetzen,<lb/> deſſen Begriff ſie verlohren haben. Mit einem<lb/> Worte: als natuͤrliche Entwicklung der Vernunft<lb/> betrachtet, iſt das indiſche Syſtem der Emana-<lb/> tion durchaus unerklaͤrlich; als misverſtandene<lb/> Offenbarung, iſt alles darin ganz begreiflich.<lb/> So haͤtten wir alſo ſchon in der blos geſchicht-<lb/> lichen Anſicht hinreichenden Anlaß zu vermuthen<lb/> und vorauszuſetzen, was vielleicht andre und<lb/> hoͤhere Gruͤnde uns als gewiß anzunehmen be-<lb/> wegen muͤſſen; daß derſelbe, der den Menſchen<lb/> ſo herrlich begabt und gebildet hatte, dem Neu-<lb/> geſchaffenen einen Blick in die unendliche Tiefe<lb/> ſeines Weſens vergoͤnnt und ihn dadurch aus<lb/> der Kette der ſterblichen Weſen fuͤr immer empor<lb/> geruͤckt, und mit der unſichtbaren Welt in Ver-<lb/> bindung geſetzt habe, ihm das hohe aber gefaͤhr-<lb/> liche Geſchenk ewigen Gluͤcks oder Ungluͤcks<lb/> verleihend.</p><lb/> <p>Nicht als Unterricht des Vaters in Bild<lb/> und ausdruͤcklichem Wort denke man ſich dieſe<lb/> urſpruͤngliche Offenbarung, wiewohl auch dies<lb/> kein ganz leeres und unwuͤrdiges Gleichniß<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [105/0124]
hervorgehen laſſen wollen; ſie duͤrften wohl et-
was ganz anders an die Stelle desjenigen ſetzen,
deſſen Begriff ſie verlohren haben. Mit einem
Worte: als natuͤrliche Entwicklung der Vernunft
betrachtet, iſt das indiſche Syſtem der Emana-
tion durchaus unerklaͤrlich; als misverſtandene
Offenbarung, iſt alles darin ganz begreiflich.
So haͤtten wir alſo ſchon in der blos geſchicht-
lichen Anſicht hinreichenden Anlaß zu vermuthen
und vorauszuſetzen, was vielleicht andre und
hoͤhere Gruͤnde uns als gewiß anzunehmen be-
wegen muͤſſen; daß derſelbe, der den Menſchen
ſo herrlich begabt und gebildet hatte, dem Neu-
geſchaffenen einen Blick in die unendliche Tiefe
ſeines Weſens vergoͤnnt und ihn dadurch aus
der Kette der ſterblichen Weſen fuͤr immer empor
geruͤckt, und mit der unſichtbaren Welt in Ver-
bindung geſetzt habe, ihm das hohe aber gefaͤhr-
liche Geſchenk ewigen Gluͤcks oder Ungluͤcks
verleihend.
Nicht als Unterricht des Vaters in Bild
und ausdruͤcklichem Wort denke man ſich dieſe
urſpruͤngliche Offenbarung, wiewohl auch dies
kein ganz leeres und unwuͤrdiges Gleichniß
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Zitationshilfe: | Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/124>, abgerufen am 16.07.2024. |