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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

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ster der Vorwelt, die nachher unter die Sterne
versetzt wurden; den Kashyopo, und alle
durch ihn von der Diti und Aditi, der Nacht
und der Heitre, abstammenden Geschlechter, bis
auf die beiden Stämme der Sonnenkinder, und
der Söhne des Mondes.

Wir begnügen uns hier mit der bloßen
Möglichkeit, daß die indischen Altväter nur ver-
götterte Menschen seien, ohne im geringsten der
Meinung einer sinnbildlichen Bedeutung im vor-
aus widersprechen zu wollen. Das wirklich hi-
storische floß oft mit den Ideen von Emanation,
die Genealogie der Altväter und Helden mit der
Kosmogonie der Natur zusammen; die sieben
Monu's z. B. sind eben so viele Aeonen, un-
tergeordnete Weltschöpfer und Weltordner, Ent-
wicklungsperioden und Erscheinungs-Epochen des
höchsten Altvaters. Wollte man aber darum
alles historische in dieser Sage läugnen?

Die weitere Untersuchung würde uns jetzt
zu sehr ins Einzelne führen, und wird sich künf-
tig bei reicheren Quellen fruchtbarer behandeln
lassen. In dieser Darstellung der hauptsächli-
chen Epochen der orientalischen Denkart beschrän-

ſter der Vorwelt, die nachher unter die Sterne
verſetzt wurden; den Kaſhyopo, und alle
durch ihn von der Diti und Aditi, der Nacht
und der Heitre, abſtammenden Geſchlechter, bis
auf die beiden Staͤmme der Sonnenkinder, und
der Soͤhne des Mondes.

Wir begnuͤgen uns hier mit der bloßen
Moͤglichkeit, daß die indiſchen Altvaͤter nur ver-
goͤtterte Menſchen ſeien, ohne im geringſten der
Meinung einer ſinnbildlichen Bedeutung im vor-
aus widerſprechen zu wollen. Das wirklich hi-
ſtoriſche floß oft mit den Ideen von Emanation,
die Genealogie der Altvaͤter und Helden mit der
Kosmogonie der Natur zuſammen; die ſieben
Monu’s z. B. ſind eben ſo viele Aeonen, un-
tergeordnete Weltſchoͤpfer und Weltordner, Ent-
wicklungsperioden und Erſcheinungs-Epochen des
hoͤchſten Altvaters. Wollte man aber darum
alles hiſtoriſche in dieſer Sage laͤugnen?

Die weitere Unterſuchung wuͤrde uns jetzt
zu ſehr ins Einzelne fuͤhren, und wird ſich kuͤnf-
tig bei reicheren Quellen fruchtbarer behandeln
laſſen. In dieſer Darſtellung der hauptſaͤchli-
chen Epochen der orientaliſchen Denkart beſchraͤn-

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[109/0128] ſter der Vorwelt, die nachher unter die Sterne verſetzt wurden; den Kaſhyopo, und alle durch ihn von der Diti und Aditi, der Nacht und der Heitre, abſtammenden Geſchlechter, bis auf die beiden Staͤmme der Sonnenkinder, und der Soͤhne des Mondes. Wir begnuͤgen uns hier mit der bloßen Moͤglichkeit, daß die indiſchen Altvaͤter nur ver- goͤtterte Menſchen ſeien, ohne im geringſten der Meinung einer ſinnbildlichen Bedeutung im vor- aus widerſprechen zu wollen. Das wirklich hi- ſtoriſche floß oft mit den Ideen von Emanation, die Genealogie der Altvaͤter und Helden mit der Kosmogonie der Natur zuſammen; die ſieben Monu’s z. B. ſind eben ſo viele Aeonen, un- tergeordnete Weltſchoͤpfer und Weltordner, Ent- wicklungsperioden und Erſcheinungs-Epochen des hoͤchſten Altvaters. Wollte man aber darum alles hiſtoriſche in dieſer Sage laͤugnen? Die weitere Unterſuchung wuͤrde uns jetzt zu ſehr ins Einzelne fuͤhren, und wird ſich kuͤnf- tig bei reicheren Quellen fruchtbarer behandeln laſſen. In dieſer Darſtellung der hauptſaͤchli- chen Epochen der orientaliſchen Denkart beſchraͤn-

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/128>, abgerufen am 23.11.2024.