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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

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lauf, und ewigen Wechsel zwischen Schlaf und
Wachen des unendlichen Wesens.

"Als geschaffen dieß All hatte, der sich undenkbar
entwickelt stets,
"Sank zurück in sich selbst wieder, Zeit mit Zeit nun
vertauschend er.
"Während der Gott nun wachend ist, da regt strebend
sich hier die Welt,
"Doch wenn ruhigen Sinns er schläft, sodann
schwindend vergeht es all."

Nun wird weiter beschrieben, wie alle irdische
Wesen in den Grund jenes Erhabenen verschlun-
gen werden --

"Weil der, so alles Seins Leben, wohl süß schlum-
mert, der Kraft beraubt."

Und ferner:

So mit Wachen und Schlaf wechselnd, dieß All was
sich bewegt was nicht,
Bringt zum Leben er stets hervor, vertilgt es, selbst
unwandelbar.

Zahllose Weltentwicklungen giebts, Schöpfungen,
Zerstörungen,
Spielend gleichsam wirket er dieß, der höchste Schö-
pfer, für und für.

lauf, und ewigen Wechſel zwiſchen Schlaf und
Wachen des unendlichen Weſens.

„Als geſchaffen dieß All hatte, der ſich undenkbar
entwickelt ſtets,
„Sank zurück in ſich ſelbſt wieder, Zeit mit Zeit nun
vertauſchend er.
„Während der Gott nun wachend iſt, da regt ſtrebend
ſich hier die Welt,
„Doch wenn ruhigen Sinns er ſchläft, ſodann
ſchwindend vergeht es all.“

Nun wird weiter beſchrieben, wie alle irdiſche
Weſen in den Grund jenes Erhabenen verſchlun-
gen werden —

„Weil der, ſo alles Seins Leben, wohl ſüß ſchlum-
mert, der Kraft beraubt.“

Und ferner:

So mit Wachen und Schlaf wechſelnd, dieß All was
ſich bewegt was nicht,
Bringt zum Leben er ſtets hervor, vertilgt es, ſelbſt
unwandelbar.

Zahlloſe Weltentwicklungen giebts, Schöpfungen,
Zerſtörungen,
Spielend gleichſam wirket er dieß, der höchſte Schö-
pfer, für und für.

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[115/0134] lauf, und ewigen Wechſel zwiſchen Schlaf und Wachen des unendlichen Weſens. „Als geſchaffen dieß All hatte, der ſich undenkbar entwickelt ſtets, „Sank zurück in ſich ſelbſt wieder, Zeit mit Zeit nun vertauſchend er. „Während der Gott nun wachend iſt, da regt ſtrebend ſich hier die Welt, „Doch wenn ruhigen Sinns er ſchläft, ſodann ſchwindend vergeht es all.“ Nun wird weiter beſchrieben, wie alle irdiſche Weſen in den Grund jenes Erhabenen verſchlun- gen werden — „Weil der, ſo alles Seins Leben, wohl ſüß ſchlum- mert, der Kraft beraubt.“ Und ferner: So mit Wachen und Schlaf wechſelnd, dieß All was ſich bewegt was nicht, Bringt zum Leben er ſtets hervor, vertilgt es, ſelbſt unwandelbar. Zahlloſe Weltentwicklungen giebts, Schöpfungen, Zerſtörungen, Spielend gleichſam wirket er dieß, der höchſte Schö- pfer, für und für.

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/134>, abgerufen am 23.11.2024.