Der Begriff von der Zwecklosigkeit der Welt und einer blos spielenden Thätigkeit Gottes, hängt wesentlich zusammen mit jener Ansicht eines ewi- gen Kreislaufs. In spätern Systemen ist dieß die stets wechselnde Contraction und Ausdehnung der höchsten Grundkraft, das Pulsiren der Welt- seele.
Der Fatalismus hat sich bei den orientali- schen Völkern zu einem sehr künstlich weit ver- breiteten System entfaltet. Die Astrologie, sammt aller ihrer Begleitung von Vorbedeutungen, Augurien, unglücklichen Tagen, Beschwörungen und dunkeln magischen Künsten, ist diese merk- würdige Erscheinung des Alterthums, die noch bis auf sehr neue Zeiten ihren unermeßlich gro- ßen Einfluß erstreckt. Nicht blos als dichterische Bewundrung der Naturschönheit, sondern genau in dieser Umgebung finden wir den Gestirndienst bei den Aegyptern, mit einem dem Anschein nach rohen Thierdienst verwebt. Daß der Mensch von der Verehrung der Gottheit zur Anbetung der wilden Naturkraft, vom Schöpfer zu seinen Werken herabsinken und verirren könne, dafür giebt es in seinem Geist und Herzen so viele
Der Begriff von der Zweckloſigkeit der Welt und einer blos ſpielenden Thaͤtigkeit Gottes, haͤngt weſentlich zuſammen mit jener Anſicht eines ewi- gen Kreislaufs. In ſpaͤtern Syſtemen iſt dieß die ſtets wechſelnde Contraction und Ausdehnung der hoͤchſten Grundkraft, das Pulſiren der Welt- ſeele.
Der Fatalismus hat ſich bei den orientali- ſchen Voͤlkern zu einem ſehr kuͤnſtlich weit ver- breiteten Syſtem entfaltet. Die Aſtrologie, ſammt aller ihrer Begleitung von Vorbedeutungen, Augurien, ungluͤcklichen Tagen, Beſchwoͤrungen und dunkeln magiſchen Kuͤnſten, iſt dieſe merk- wuͤrdige Erſcheinung des Alterthums, die noch bis auf ſehr neue Zeiten ihren unermeßlich gro- ßen Einfluß erſtreckt. Nicht blos als dichteriſche Bewundrung der Naturſchoͤnheit, ſondern genau in dieſer Umgebung finden wir den Geſtirndienſt bei den Aegyptern, mit einem dem Anſchein nach rohen Thierdienſt verwebt. Daß der Menſch von der Verehrung der Gottheit zur Anbetung der wilden Naturkraft, vom Schoͤpfer zu ſeinen Werken herabſinken und verirren koͤnne, dafuͤr giebt es in ſeinem Geiſt und Herzen ſo viele
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Der Begriff von der Zweckloſigkeit der Welt und
einer blos ſpielenden Thaͤtigkeit Gottes, haͤngt
weſentlich zuſammen mit jener Anſicht eines ewi-
gen Kreislaufs. In ſpaͤtern Syſtemen iſt dieß
die ſtets wechſelnde Contraction und Ausdehnung
der hoͤchſten Grundkraft, das Pulſiren der Welt-
ſeele.
Der Fatalismus hat ſich bei den orientali-
ſchen Voͤlkern zu einem ſehr kuͤnſtlich weit ver-
breiteten Syſtem entfaltet. Die Aſtrologie, ſammt
aller ihrer Begleitung von Vorbedeutungen,
Augurien, ungluͤcklichen Tagen, Beſchwoͤrungen
und dunkeln magiſchen Kuͤnſten, iſt dieſe merk-
wuͤrdige Erſcheinung des Alterthums, die noch
bis auf ſehr neue Zeiten ihren unermeßlich gro-
ßen Einfluß erſtreckt. Nicht blos als dichteriſche
Bewundrung der Naturſchoͤnheit, ſondern genau
in dieſer Umgebung finden wir den Geſtirndienſt
bei den Aegyptern, mit einem dem Anſchein nach
rohen Thierdienſt verwebt. Daß der Menſch
von der Verehrung der Gottheit zur Anbetung
der wilden Naturkraft, vom Schoͤpfer zu ſeinen
Werken herabſinken und verirren koͤnne, dafuͤr
giebt es in ſeinem Geiſt und Herzen ſo viele
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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/135>, abgerufen am 23.11.2024.
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