manso die Moral, und Nyayo die Dialektik, da hingegen andre sie als eben so viele Philosophien und Systeme erwähnen; in welchem Falle die Nyayo als eine der ältesten, die nebst der Mi- manso allein in Monu's Gesetzbuch erwähnt und mit ihr unter die Upanga's gerechnet wird, eine besondre Aufmerksamkeit verdienen würde. Der moralische Geist der Mimanso, und die spekula- tive Beschaffenheit der Sankhyo stimmen über- ein mit der Stelle, die wir ihnen in der Ord- nung der Systeme angewiesen haben. Es wird darüber bald eine bestimmtere Entscheidung mög- lich sein, je mehr indische Urschriften wir kennen lernen. Für jetzt ist es schon viel, daß wir die älteste indische Ansicht, die der ganzen Verfassung zum Grunde liegt, aus Monu's Gesetzbuch ziem- lich vollständig, und die Vedanto-Lehre, die als die jüngste das ganze System der indischen Lite- ratur beschließt, aus dem Bhogvotgita für den wesentlichen Charakter hinreichend kennen.
Man kann sich überhaupt das Ganze der indischen Literatur zur leichtern Uebersicht vor- läufig in vier Epochen eintheilen; die älteste Epoche umfaßt die Veda's und was sich zunächst
manſo die Moral, und Nyayo die Dialektik, da hingegen andre ſie als eben ſo viele Philoſophien und Syſteme erwaͤhnen; in welchem Falle die Nyayo als eine der aͤlteſten, die nebſt der Mi- manſo allein in Monu’s Geſetzbuch erwaͤhnt und mit ihr unter die Upanga’s gerechnet wird, eine beſondre Aufmerkſamkeit verdienen wuͤrde. Der moraliſche Geiſt der Mimanſo, und die ſpekula- tive Beſchaffenheit der Sankhyo ſtimmen uͤber- ein mit der Stelle, die wir ihnen in der Ord- nung der Syſteme angewieſen haben. Es wird daruͤber bald eine beſtimmtere Entſcheidung moͤg- lich ſein, je mehr indiſche Urſchriften wir kennen lernen. Fuͤr jetzt iſt es ſchon viel, daß wir die aͤlteſte indiſche Anſicht, die der ganzen Verfaſſung zum Grunde liegt, aus Monu’s Geſetzbuch ziem- lich vollſtaͤndig, und die Vedanto-Lehre, die als die juͤngſte das ganze Syſtem der indiſchen Lite- ratur beſchließt, aus dem Bhogvotgita fuͤr den weſentlichen Charakter hinreichend kennen.
Man kann ſich uͤberhaupt das Ganze der indiſchen Literatur zur leichtern Ueberſicht vor- laͤufig in vier Epochen eintheilen; die aͤlteſte Epoche umfaßt die Veda’s und was ſich zunaͤchſt
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manſo die Moral, und Nyayo die Dialektik, da
hingegen andre ſie als eben ſo viele Philoſophien
und Syſteme erwaͤhnen; in welchem Falle die
Nyayo als eine der aͤlteſten, die nebſt der Mi-
manſo allein in Monu’s Geſetzbuch erwaͤhnt und
mit ihr unter die Upanga’s gerechnet wird, eine
beſondre Aufmerkſamkeit verdienen wuͤrde. Der
moraliſche Geiſt der Mimanſo, und die ſpekula-
tive Beſchaffenheit der Sankhyo ſtimmen uͤber-
ein mit der Stelle, die wir ihnen in der Ord-
nung der Syſteme angewieſen haben. Es wird
daruͤber bald eine beſtimmtere Entſcheidung moͤg-
lich ſein, je mehr indiſche Urſchriften wir kennen
lernen. Fuͤr jetzt iſt es ſchon viel, daß wir die
aͤlteſte indiſche Anſicht, die der ganzen Verfaſſung
zum Grunde liegt, aus Monu’s Geſetzbuch ziem-
lich vollſtaͤndig, und die Vedanto-Lehre, die als
die juͤngſte das ganze Syſtem der indiſchen Lite-
ratur beſchließt, aus dem Bhogvotgita fuͤr den
weſentlichen Charakter hinreichend kennen.
Man kann ſich uͤberhaupt das Ganze der
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laͤufig in vier Epochen eintheilen; die aͤlteſte
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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/168>, abgerufen am 21.11.2024.
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