Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

den wichtigsten Epochen orientalischer Denkart
im zweiten Buche vorangehen lassen; das gegen-
wärtige dritte und letzte aber bestimmen wir der
Andeutung wenigstens einiger historischen Folge-
rungen und Betrachtungen, die sich am unmit-
telbarsten aus jenen beiden festen Grundlagen
ergeben, worauf sich künftig endlich einmal ein
dauerhafteres und vollständigeres Gebäude alter
Geschichte wird aufführen lassen, als wir bisher
hatten.

Statt uns in einzelnen Vergleichungen der
verschiedenen Mythologien mit der indischen zu
verlieren, suchten wir vielmehr einen allgemeinen
Umriß der ältesten orientalischen Denkart nach
den sichersten Urkunden zu entwerfen. Dieser
Begriff des Ganzen kann allein das verworrene
Dunkel erhellen, und dürfte, wenn man die
Nachweisung der geschichtlichen Genealogie der
Sprachen hinzunimmt, den Leitfaden geben, um
aus dem alten Labyrinth den Rückweg an das
Licht zu finden. Die unendliche Mannichfaltig-
keit individueller Entwicklungen der Mythologie
setzen wir auch hier bei Seite; aber so wenig
die ganze Fülle der Fantasie sich auf Begriffe

den wichtigſten Epochen orientaliſcher Denkart
im zweiten Buche vorangehen laſſen; das gegen-
waͤrtige dritte und letzte aber beſtimmen wir der
Andeutung wenigſtens einiger hiſtoriſchen Folge-
rungen und Betrachtungen, die ſich am unmit-
telbarſten aus jenen beiden feſten Grundlagen
ergeben, worauf ſich kuͤnftig endlich einmal ein
dauerhafteres und vollſtaͤndigeres Gebaͤude alter
Geſchichte wird auffuͤhren laſſen, als wir bisher
hatten.

Statt uns in einzelnen Vergleichungen der
verſchiedenen Mythologien mit der indiſchen zu
verlieren, ſuchten wir vielmehr einen allgemeinen
Umriß der aͤlteſten orientaliſchen Denkart nach
den ſicherſten Urkunden zu entwerfen. Dieſer
Begriff des Ganzen kann allein das verworrene
Dunkel erhellen, und duͤrfte, wenn man die
Nachweiſung der geſchichtlichen Genealogie der
Sprachen hinzunimmt, den Leitfaden geben, um
aus dem alten Labyrinth den Ruͤckweg an das
Licht zu finden. Die unendliche Mannichfaltig-
keit individueller Entwicklungen der Mythologie
ſetzen wir auch hier bei Seite; aber ſo wenig
die ganze Fuͤlle der Fantaſie ſich auf Begriffe

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0177" n="158"/>
den wichtig&#x017F;ten Epochen orientali&#x017F;cher Denkart<lb/>
im zweiten Buche vorangehen la&#x017F;&#x017F;en; das gegen-<lb/>
wa&#x0364;rtige dritte und letzte aber be&#x017F;timmen wir der<lb/>
Andeutung wenig&#x017F;tens einiger hi&#x017F;tori&#x017F;chen Folge-<lb/>
rungen und Betrachtungen, die &#x017F;ich am unmit-<lb/>
telbar&#x017F;ten aus jenen beiden fe&#x017F;ten Grundlagen<lb/>
ergeben, worauf &#x017F;ich ku&#x0364;nftig endlich einmal ein<lb/>
dauerhafteres und voll&#x017F;ta&#x0364;ndigeres Geba&#x0364;ude alter<lb/>
Ge&#x017F;chichte wird auffu&#x0364;hren la&#x017F;&#x017F;en, als wir bisher<lb/>
hatten.</p><lb/>
          <p>Statt uns in einzelnen Vergleichungen der<lb/>
ver&#x017F;chiedenen Mythologien mit der indi&#x017F;chen zu<lb/>
verlieren, &#x017F;uchten wir vielmehr einen allgemeinen<lb/>
Umriß der a&#x0364;lte&#x017F;ten orientali&#x017F;chen Denkart nach<lb/>
den &#x017F;icher&#x017F;ten Urkunden zu entwerfen. Die&#x017F;er<lb/>
Begriff des Ganzen kann allein das verworrene<lb/>
Dunkel erhellen, und du&#x0364;rfte, wenn man die<lb/>
Nachwei&#x017F;ung der ge&#x017F;chichtlichen Genealogie der<lb/>
Sprachen hinzunimmt, den Leitfaden geben, um<lb/>
aus dem alten Labyrinth den Ru&#x0364;ckweg an das<lb/>
Licht zu finden. Die unendliche Mannichfaltig-<lb/>
keit individueller Entwicklungen der Mythologie<lb/>
&#x017F;etzen wir auch hier bei Seite; aber &#x017F;o wenig<lb/>
die ganze Fu&#x0364;lle der Fanta&#x017F;ie &#x017F;ich auf Begriffe<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0177] den wichtigſten Epochen orientaliſcher Denkart im zweiten Buche vorangehen laſſen; das gegen- waͤrtige dritte und letzte aber beſtimmen wir der Andeutung wenigſtens einiger hiſtoriſchen Folge- rungen und Betrachtungen, die ſich am unmit- telbarſten aus jenen beiden feſten Grundlagen ergeben, worauf ſich kuͤnftig endlich einmal ein dauerhafteres und vollſtaͤndigeres Gebaͤude alter Geſchichte wird auffuͤhren laſſen, als wir bisher hatten. Statt uns in einzelnen Vergleichungen der verſchiedenen Mythologien mit der indiſchen zu verlieren, ſuchten wir vielmehr einen allgemeinen Umriß der aͤlteſten orientaliſchen Denkart nach den ſicherſten Urkunden zu entwerfen. Dieſer Begriff des Ganzen kann allein das verworrene Dunkel erhellen, und duͤrfte, wenn man die Nachweiſung der geſchichtlichen Genealogie der Sprachen hinzunimmt, den Leitfaden geben, um aus dem alten Labyrinth den Ruͤckweg an das Licht zu finden. Die unendliche Mannichfaltig- keit individueller Entwicklungen der Mythologie ſetzen wir auch hier bei Seite; aber ſo wenig die ganze Fuͤlle der Fantaſie ſich auf Begriffe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/177
Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/177>, abgerufen am 21.11.2024.