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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

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Bewohner des westlichen Mittelasiens in dem Grade
annehmen, als dieß beim asiatischen Stamm ge-
schieht. Dieß würde also eine größere physische
Biegsamkeit und Bildsamkeit zur Abartung viel-
leicht nicht minder als zur Veredlung bei dem
asiatischen Menschenstamm voraussetzen, als bei
jenem; da die asiatische Abstammung weißer
Stämme in Europa und der schwarzen Bewoh-
ner des südlichsten Indiens, so wie der indischen
Inseln, durch Sprache und alle mögliche andre
Beweisgründe, historisch erwiesen ist.

In diesen Völkerschichten nun sehen wir,
wie der Naturforscher im innern Bau der Ge-
birge, einen Theil der verlohrnen Urgeschichte
gleichsam in einem Grundriß vor Augen, der uns
hier und da mit der überraschendsten Klarheit an-
spricht, an andern Stellen aber unverständlich
bleibt, weil wir wohl das Allgemeine und den
Zusammenhang des Ganzen zu vermuthen und
uns zu denken, aber nie die ganze Fülle alles
Einzelnen zu errathen vermögen.

Ein andrer für die Aufmerksamkeit des Ge-
schichtforschers fast noch wichtigerer Gegenstand,
ist die Mischung der Völker, die vorzüglich im

Bewohner des weſtlichen Mittelaſiens in dem Grade
annehmen, als dieß beim aſiatiſchen Stamm ge-
ſchieht. Dieß wuͤrde alſo eine groͤßere phyſiſche
Biegſamkeit und Bildſamkeit zur Abartung viel-
leicht nicht minder als zur Veredlung bei dem
aſiatiſchen Menſchenſtamm vorausſetzen, als bei
jenem; da die aſiatiſche Abſtammung weißer
Staͤmme in Europa und der ſchwarzen Bewoh-
ner des ſuͤdlichſten Indiens, ſo wie der indiſchen
Inſeln, durch Sprache und alle moͤgliche andre
Beweisgruͤnde, hiſtoriſch erwieſen iſt.

In dieſen Voͤlkerſchichten nun ſehen wir,
wie der Naturforſcher im innern Bau der Ge-
birge, einen Theil der verlohrnen Urgeſchichte
gleichſam in einem Grundriß vor Augen, der uns
hier und da mit der uͤberraſchendſten Klarheit an-
ſpricht, an andern Stellen aber unverſtaͤndlich
bleibt, weil wir wohl das Allgemeine und den
Zuſammenhang des Ganzen zu vermuthen und
uns zu denken, aber nie die ganze Fuͤlle alles
Einzelnen zu errathen vermoͤgen.

Ein andrer fuͤr die Aufmerkſamkeit des Ge-
ſchichtforſchers faſt noch wichtigerer Gegenſtand,
iſt die Miſchung der Voͤlker, die vorzuͤglich im

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[169/0188] Bewohner des weſtlichen Mittelaſiens in dem Grade annehmen, als dieß beim aſiatiſchen Stamm ge- ſchieht. Dieß wuͤrde alſo eine groͤßere phyſiſche Biegſamkeit und Bildſamkeit zur Abartung viel- leicht nicht minder als zur Veredlung bei dem aſiatiſchen Menſchenſtamm vorausſetzen, als bei jenem; da die aſiatiſche Abſtammung weißer Staͤmme in Europa und der ſchwarzen Bewoh- ner des ſuͤdlichſten Indiens, ſo wie der indiſchen Inſeln, durch Sprache und alle moͤgliche andre Beweisgruͤnde, hiſtoriſch erwieſen iſt. In dieſen Voͤlkerſchichten nun ſehen wir, wie der Naturforſcher im innern Bau der Ge- birge, einen Theil der verlohrnen Urgeſchichte gleichſam in einem Grundriß vor Augen, der uns hier und da mit der uͤberraſchendſten Klarheit an- ſpricht, an andern Stellen aber unverſtaͤndlich bleibt, weil wir wohl das Allgemeine und den Zuſammenhang des Ganzen zu vermuthen und uns zu denken, aber nie die ganze Fuͤlle alles Einzelnen zu errathen vermoͤgen. Ein andrer fuͤr die Aufmerkſamkeit des Ge- ſchichtforſchers faſt noch wichtigerer Gegenſtand, iſt die Miſchung der Voͤlker, die vorzuͤglich im

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/188>, abgerufen am 21.11.2024.