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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

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Sprache; sei es nun, daß diese Priester aus dem
Mutterlande selbst unmittelbar dahin gekommen,
was nicht undenkbar ist, oder daß südlich von
Aegypten ein älteres gebildetes Aethiopien gewesen
sei, und die ägyptische Bildung erst von daher
abgeleitet worden.

Daß noch ganz andre Ursachen und Bewe-
gungsgründe zur Auswanderung mitgewirkt haben
möchten, als der bloße Andrang einer überströ-
menden Bevölkerung, ist schon früher angedeutet
worden. Wir wollen nur eines erwähnen. Welche
unübersehliche und ungeheure Veränderung und
Zerstörung mußte nicht das erste Verbrechen,
Mord und Krieg, der erste bestimmte Abfall von
Gott, in dem Bewußtsein des Menschen hervor-
bringen? Angst und wüste Begierde war die ge-
wisse Folge; und was zuvor ein stilles Sinnen,
ein ruhiges Denken und unmittelbares Schauen
gewesen war, ward nun wilde Einbildung, Schreck-
niß und Lüge. Was mußte nicht alles vorgehen,
ehe das gottbefreundete Wesen sich entschliessen
mochte, am Leichnam ermordeter Thiere eine greuel-
volle Nahrung zu suchen? Der Abscheu der Brah-
minen vor thierischer Nahrung hat ein so altes

Sprache; ſei es nun, daß dieſe Prieſter aus dem
Mutterlande ſelbſt unmittelbar dahin gekommen,
was nicht undenkbar iſt, oder daß ſuͤdlich von
Aegypten ein aͤlteres gebildetes Aethiopien geweſen
ſei, und die aͤgyptiſche Bildung erſt von daher
abgeleitet worden.

Daß noch ganz andre Urſachen und Bewe-
gungsgruͤnde zur Auswanderung mitgewirkt haben
moͤchten, als der bloße Andrang einer uͤberſtroͤ-
menden Bevoͤlkerung, iſt ſchon fruͤher angedeutet
worden. Wir wollen nur eines erwaͤhnen. Welche
unuͤberſehliche und ungeheure Veraͤnderung und
Zerſtoͤrung mußte nicht das erſte Verbrechen,
Mord und Krieg, der erſte beſtimmte Abfall von
Gott, in dem Bewußtſein des Menſchen hervor-
bringen? Angſt und wuͤſte Begierde war die ge-
wiſſe Folge; und was zuvor ein ſtilles Sinnen,
ein ruhiges Denken und unmittelbares Schauen
geweſen war, ward nun wilde Einbildung, Schreck-
niß und Luͤge. Was mußte nicht alles vorgehen,
ehe das gottbefreundete Weſen ſich entſchlieſſen
mochte, am Leichnam ermordeter Thiere eine greuel-
volle Nahrung zu ſuchen? Der Abſcheu der Brah-
minen vor thieriſcher Nahrung hat ein ſo altes

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[180/0199] Sprache; ſei es nun, daß dieſe Prieſter aus dem Mutterlande ſelbſt unmittelbar dahin gekommen, was nicht undenkbar iſt, oder daß ſuͤdlich von Aegypten ein aͤlteres gebildetes Aethiopien geweſen ſei, und die aͤgyptiſche Bildung erſt von daher abgeleitet worden. Daß noch ganz andre Urſachen und Bewe- gungsgruͤnde zur Auswanderung mitgewirkt haben moͤchten, als der bloße Andrang einer uͤberſtroͤ- menden Bevoͤlkerung, iſt ſchon fruͤher angedeutet worden. Wir wollen nur eines erwaͤhnen. Welche unuͤberſehliche und ungeheure Veraͤnderung und Zerſtoͤrung mußte nicht das erſte Verbrechen, Mord und Krieg, der erſte beſtimmte Abfall von Gott, in dem Bewußtſein des Menſchen hervor- bringen? Angſt und wuͤſte Begierde war die ge- wiſſe Folge; und was zuvor ein ſtilles Sinnen, ein ruhiges Denken und unmittelbares Schauen geweſen war, ward nun wilde Einbildung, Schreck- niß und Luͤge. Was mußte nicht alles vorgehen, ehe das gottbefreundete Weſen ſich entſchlieſſen mochte, am Leichnam ermordeter Thiere eine greuel- volle Nahrung zu ſuchen? Der Abſcheu der Brah- minen vor thieriſcher Nahrung hat ein ſo altes

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/199>, abgerufen am 21.11.2024.