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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

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Gepräge, daß er wohl als ein übrig gebliebenes
Erbtheil des frühesten Zustandes angesehen wer-
den könnte. Hat nicht dieselbe innre Furcht, die
den Gefallnen antrieb, in den Eingeweiden des
Opferthiers nach dunkeln Anzeichen bevorstehenden
Unheils angstvoll zu forschen, und aus dem In-
nern der Erde die Metalle hervorzureissen, in
denen er, noch nah an der Zeit, da man das
Wesen der Naturdinge unmittelbar in Gott er-
blickte und begriff, bald die irdischen Gestirne und
Lenker seines künftigen Geschicks, die Mittel
friedlicher Nahrung, aber auch die Werkzeuge neuer
Verbrechen und Kriege erkannte; hat nicht eben
diese Unruhe den fliehenden, gleich dem ersten
mit Blut gezeichneten Mörder, noch weiter ver-
folgt und bis an die äussersten Enden der Erde
umher getrieben? -- Doch wir wollen uns
hier nicht auf solche Thatsachen gründen, für
die es wohl eine andre aber keine eigentlich histo-
rische Gewißheit geben kann, weil sie älter sind
als alle Geschichte, die erst dann entstehen konnte,
nachdem jene erschreckte Einbildungskraft, wovon
wir in den ältesten Denkmalen des menschlichen

Gepraͤge, daß er wohl als ein uͤbrig gebliebenes
Erbtheil des fruͤheſten Zuſtandes angeſehen wer-
den koͤnnte. Hat nicht dieſelbe innre Furcht, die
den Gefallnen antrieb, in den Eingeweiden des
Opferthiers nach dunkeln Anzeichen bevorſtehenden
Unheils angſtvoll zu forſchen, und aus dem In-
nern der Erde die Metalle hervorzureiſſen, in
denen er, noch nah an der Zeit, da man das
Weſen der Naturdinge unmittelbar in Gott er-
blickte und begriff, bald die irdiſchen Geſtirne und
Lenker ſeines kuͤnftigen Geſchicks, die Mittel
friedlicher Nahrung, aber auch die Werkzeuge neuer
Verbrechen und Kriege erkannte; hat nicht eben
dieſe Unruhe den fliehenden, gleich dem erſten
mit Blut gezeichneten Moͤrder, noch weiter ver-
folgt und bis an die aͤuſſerſten Enden der Erde
umher getrieben? — Doch wir wollen uns
hier nicht auf ſolche Thatſachen gruͤnden, fuͤr
die es wohl eine andre aber keine eigentlich hiſto-
riſche Gewißheit geben kann, weil ſie aͤlter ſind
als alle Geſchichte, die erſt dann entſtehen konnte,
nachdem jene erſchreckte Einbildungskraft, wovon
wir in den aͤlteſten Denkmalen des menſchlichen

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[181/0200] Gepraͤge, daß er wohl als ein uͤbrig gebliebenes Erbtheil des fruͤheſten Zuſtandes angeſehen wer- den koͤnnte. Hat nicht dieſelbe innre Furcht, die den Gefallnen antrieb, in den Eingeweiden des Opferthiers nach dunkeln Anzeichen bevorſtehenden Unheils angſtvoll zu forſchen, und aus dem In- nern der Erde die Metalle hervorzureiſſen, in denen er, noch nah an der Zeit, da man das Weſen der Naturdinge unmittelbar in Gott er- blickte und begriff, bald die irdiſchen Geſtirne und Lenker ſeines kuͤnftigen Geſchicks, die Mittel friedlicher Nahrung, aber auch die Werkzeuge neuer Verbrechen und Kriege erkannte; hat nicht eben dieſe Unruhe den fliehenden, gleich dem erſten mit Blut gezeichneten Moͤrder, noch weiter ver- folgt und bis an die aͤuſſerſten Enden der Erde umher getrieben? — Doch wir wollen uns hier nicht auf ſolche Thatſachen gruͤnden, fuͤr die es wohl eine andre aber keine eigentlich hiſto- riſche Gewißheit geben kann, weil ſie aͤlter ſind als alle Geſchichte, die erſt dann entſtehen konnte, nachdem jene erſchreckte Einbildungskraft, wovon wir in den aͤlteſten Denkmalen des menſchlichen

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/200>, abgerufen am 21.11.2024.