Vergleichung mit der mosaischen Urkunde veran- laßt. Auch in der Sprache ist die Alterthümlich- keit und der Unterschied von der des Mohabharot sehr merklich.
Wir erinnern zuvor, daß in Jones Ueber- setzung alles, was mit andern Lettern gedruckt ist, Scholien sind, die es wohl besser gewesen wäre, nicht in den Text selbst aufzunehmen. Aber auch ausserdem ist Jones Uebersetzung zuweilen erklärend und schärfer bestimmt als die Urschrift. Denn so metaphysisch die Sprache derselben schon durchgehends ist, so ist doch oft eine kühne Bild- lichkeit unter die abstraktesten Begriffe gemischt, und wenn in einigen Stellen die Entwicklung ganz deutlich und klar ist, so herrscht doch in an- dern wieder eine fast räthselhafte Kürze und Abge- rissenheit. Ich habe mich bemüht, alles grade so unbestimmt ja so geheimnißvoll zu lassen, als es in der Urschrift war, um dem Leser den Eindruck derselben so rein als möglich wiederzugeben.
Es sind nur diejenigen Stellen aus dem ersten Buche hier ausgehoben, welche die Kosmogonie betreffen. Der Gang der Gedanken ist folgender. Im Anfang war alles Finsterniß; der Unbegreif-
18
Vergleichung mit der moſaiſchen Urkunde veran- laßt. Auch in der Sprache iſt die Alterthuͤmlich- keit und der Unterſchied von der des Mohabharot ſehr merklich.
Wir erinnern zuvor, daß in Jones Ueber- ſetzung alles, was mit andern Lettern gedruckt iſt, Scholien ſind, die es wohl beſſer geweſen waͤre, nicht in den Text ſelbſt aufzunehmen. Aber auch auſſerdem iſt Jones Ueberſetzung zuweilen erklaͤrend und ſchaͤrfer beſtimmt als die Urſchrift. Denn ſo metaphyſiſch die Sprache derſelben ſchon durchgehends iſt, ſo iſt doch oft eine kuͤhne Bild- lichkeit unter die abſtrakteſten Begriffe gemiſcht, und wenn in einigen Stellen die Entwicklung ganz deutlich und klar iſt, ſo herrſcht doch in an- dern wieder eine faſt raͤthſelhafte Kuͤrze und Abge- riſſenheit. Ich habe mich bemuͤht, alles grade ſo unbeſtimmt ja ſo geheimnißvoll zu laſſen, als es in der Urſchrift war, um dem Leſer den Eindruck derſelben ſo rein als moͤglich wiederzugeben.
Es ſind nur diejenigen Stellen aus dem erſten Buche hier ausgehoben, welche die Kosmogonie betreffen. Der Gang der Gedanken iſt folgender. Im Anfang war alles Finſterniß; der Unbegreif-
18
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0292"n="273"/>
Vergleichung mit der moſaiſchen Urkunde veran-<lb/>
laßt. Auch in der Sprache iſt die Alterthuͤmlich-<lb/>
keit und der Unterſchied von der des Mohabharot<lb/>ſehr merklich.</p><lb/><p>Wir erinnern zuvor, daß in Jones Ueber-<lb/>ſetzung alles, was mit andern Lettern gedruckt<lb/>
iſt, Scholien ſind, die es wohl beſſer geweſen<lb/>
waͤre, nicht in den Text ſelbſt aufzunehmen. Aber<lb/>
auch auſſerdem iſt Jones Ueberſetzung zuweilen<lb/>
erklaͤrend und ſchaͤrfer beſtimmt als die Urſchrift.<lb/>
Denn ſo metaphyſiſch die Sprache derſelben ſchon<lb/>
durchgehends iſt, ſo iſt doch oft eine kuͤhne Bild-<lb/>
lichkeit unter die abſtrakteſten Begriffe gemiſcht,<lb/>
und wenn in einigen Stellen die Entwicklung<lb/>
ganz deutlich und klar iſt, ſo herrſcht doch in an-<lb/>
dern wieder eine faſt raͤthſelhafte Kuͤrze und Abge-<lb/>
riſſenheit. Ich habe mich bemuͤht, alles grade ſo<lb/>
unbeſtimmt ja ſo geheimnißvoll zu laſſen, als es<lb/>
in der Urſchrift war, um dem Leſer den Eindruck<lb/>
derſelben ſo rein als moͤglich wiederzugeben.</p><lb/><p>Es ſind nur diejenigen Stellen aus dem erſten<lb/>
Buche hier ausgehoben, welche die Kosmogonie<lb/>
betreffen. Der Gang der Gedanken iſt folgender.<lb/>
Im Anfang war alles Finſterniß; der Unbegreif-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">18</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[273/0292]
Vergleichung mit der moſaiſchen Urkunde veran-
laßt. Auch in der Sprache iſt die Alterthuͤmlich-
keit und der Unterſchied von der des Mohabharot
ſehr merklich.
Wir erinnern zuvor, daß in Jones Ueber-
ſetzung alles, was mit andern Lettern gedruckt
iſt, Scholien ſind, die es wohl beſſer geweſen
waͤre, nicht in den Text ſelbſt aufzunehmen. Aber
auch auſſerdem iſt Jones Ueberſetzung zuweilen
erklaͤrend und ſchaͤrfer beſtimmt als die Urſchrift.
Denn ſo metaphyſiſch die Sprache derſelben ſchon
durchgehends iſt, ſo iſt doch oft eine kuͤhne Bild-
lichkeit unter die abſtrakteſten Begriffe gemiſcht,
und wenn in einigen Stellen die Entwicklung
ganz deutlich und klar iſt, ſo herrſcht doch in an-
dern wieder eine faſt raͤthſelhafte Kuͤrze und Abge-
riſſenheit. Ich habe mich bemuͤht, alles grade ſo
unbeſtimmt ja ſo geheimnißvoll zu laſſen, als es
in der Urſchrift war, um dem Leſer den Eindruck
derſelben ſo rein als moͤglich wiederzugeben.
Es ſind nur diejenigen Stellen aus dem erſten
Buche hier ausgehoben, welche die Kosmogonie
betreffen. Der Gang der Gedanken iſt folgender.
Im Anfang war alles Finſterniß; der Unbegreif-
18
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/292>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.