Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.Als er den Heilgen nicht erblickt, auch sodann dies gesprochen war, Er sie sahe so voll Anmuth, die süßlächelnde, liebliche, Die in der Reitze Glanz strahlte, wie in Andacht und Demuth auch, Der Tugend Schöne besitzend, sprach er also der Erde Fürst: "Wer bist du, Holde, und wessen? weshalb zogst in den Wald du hier? Mit so hoher Gestalt begabt, und wo kamest du Schöne her? Durch deiner Schöne Anschauen hast die Seele du mir geraubt; Dich zu kennen verlangt mich; sag es, liebliche, alles mir." -- Als nun der König dieß gesagt, gab darauf in der Hütte dort Lächelnd das Mädchen die Rede wieder, sprach sie mit holdem Laut: Für des Konvo, des göttlichen, Tochter gelt ich, erhabner Fürst! Des festgesinnten Büßenden, des Weisen, der das Recht erkennt. Als er den Heilgen nicht erblickt, auch ſodann dies geſprochen war, Er ſie ſahe ſo voll Anmuth, die ſüßlächelnde, liebliche, Die in der Reitze Glanz ſtrahlte, wie in Andacht und Demuth auch, Der Tugend Schöne beſitzend, ſprach er alſo der Erde Fürſt: „Wer biſt du, Holde, und weſſen? weshalb zogſt in den Wald du hier? Mit ſo hoher Geſtalt begabt, und wo kameſt du Schöne her? Durch deiner Schöne Anſchauen haſt die Seele du mir geraubt; Dich zu kennen verlangt mich; ſag es, liebliche, alles mir.“ — Als nun der König dieß geſagt, gab darauf in der Hütte dort Lächelnd das Mädchen die Rede wieder, ſprach ſie mit holdem Laut: Für des Konvo, des göttlichen, Tochter gelt ich, erhabner Fürſt! Des feſtgeſinnten Büßenden, des Weiſen, der das Recht erkennt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0330" n="311"/> <lg type="poem"> <l>Als er den Heilgen nicht erblickt, auch ſodann</l><lb/> <l>dies geſprochen war,</l><lb/> <l>Er ſie ſahe ſo voll Anmuth, die ſüßlächelnde,</l><lb/> <l>liebliche,</l><lb/> <l>Die in der Reitze Glanz ſtrahlte, wie in Andacht</l><lb/> <l>und Demuth auch,</l><lb/> <l>Der Tugend Schöne beſitzend, ſprach er alſo der</l><lb/> <l>Erde Fürſt:</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <l>„Wer biſt du, Holde, und weſſen? weshalb zogſt</l><lb/> <l>in den Wald du hier?</l><lb/> <l>Mit ſo hoher Geſtalt begabt, und wo kameſt du</l><lb/> <l>Schöne her?</l><lb/> <l>Durch deiner Schöne Anſchauen haſt die Seele</l><lb/> <l>du mir geraubt;</l><lb/> <l>Dich zu kennen verlangt mich; ſag es, liebliche,</l><lb/> <l>alles mir.“ —</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <l>Als nun der König dieß geſagt, gab darauf in der</l><lb/> <l>Hütte dort</l><lb/> <l>Lächelnd das Mädchen die Rede wieder, ſprach ſie</l><lb/> <l>mit holdem Laut:</l><lb/> <l>Für des <hi rendition="#g">Konvo</hi>, des göttlichen, Tochter gelt ich,</l><lb/> <l>erhabner Fürſt!</l><lb/> <l>Des feſtgeſinnten Büßenden, des Weiſen, der das</l><lb/> <l>Recht erkennt.</l> </lg><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [311/0330]
Als er den Heilgen nicht erblickt, auch ſodann
dies geſprochen war,
Er ſie ſahe ſo voll Anmuth, die ſüßlächelnde,
liebliche,
Die in der Reitze Glanz ſtrahlte, wie in Andacht
und Demuth auch,
Der Tugend Schöne beſitzend, ſprach er alſo der
Erde Fürſt:
„Wer biſt du, Holde, und weſſen? weshalb zogſt
in den Wald du hier?
Mit ſo hoher Geſtalt begabt, und wo kameſt du
Schöne her?
Durch deiner Schöne Anſchauen haſt die Seele
du mir geraubt;
Dich zu kennen verlangt mich; ſag es, liebliche,
alles mir.“ —
Als nun der König dieß geſagt, gab darauf in der
Hütte dort
Lächelnd das Mädchen die Rede wieder, ſprach ſie
mit holdem Laut:
Für des Konvo, des göttlichen, Tochter gelt ich,
erhabner Fürſt!
Des feſtgeſinnten Büßenden, des Weiſen, der das
Recht erkennt.
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