etwas andres hinzugenommen werden, was diese Verschiedenheit völlig erklärt; etwas, das sich theils grammatisch genau nachweisen läßt, theils aber durch historische Begebenheiten erklärt und wahrscheinlich gemacht wird.
Es haben alle diese abgeleiteten Sprachen, so wie die Völker selbst, eine mannichfache und zwar zum Theil ganz verschiedne Einmischung des Fremdartigen erfahren. Dieß hat sie noth- wendig unter sich noch mehr entfremden müssen. Ich rede nicht bloß von solchen Einmischungen, wie die des Arabischen in der persischen, des Französischen in der englischen Sprache, wo die eingedrungnen Worte, weil sie nicht ganz in die grammatische Form der andern Sprache ver- schmelzen, sondern zum Theil ihre eigne behal- ten, sich dadurch gleich als Fremdlinge verra- then; Beispiele übrigens, welche einen sprechen- den Beweis liefern, welche hartnäckige Bestand- heit jede ursprünglich edle, d. h. organisch ent- standne und gebildete, Sprache hat, und wie schwer sie selbst durch die gewaltsamste Einmi- schung unterdrückt werden kann. Wie so ganz deutsch ist noch der Grundcharakter des Englischen,
etwas andres hinzugenommen werden, was dieſe Verſchiedenheit voͤllig erklaͤrt; etwas, das ſich theils grammatiſch genau nachweiſen laͤßt, theils aber durch hiſtoriſche Begebenheiten erklaͤrt und wahrſcheinlich gemacht wird.
Es haben alle dieſe abgeleiteten Sprachen, ſo wie die Voͤlker ſelbſt, eine mannichfache und zwar zum Theil ganz verſchiedne Einmiſchung des Fremdartigen erfahren. Dieß hat ſie noth- wendig unter ſich noch mehr entfremden muͤſſen. Ich rede nicht bloß von ſolchen Einmiſchungen, wie die des Arabiſchen in der perſiſchen, des Franzoͤſiſchen in der engliſchen Sprache, wo die eingedrungnen Worte, weil ſie nicht ganz in die grammatiſche Form der andern Sprache ver- ſchmelzen, ſondern zum Theil ihre eigne behal- ten, ſich dadurch gleich als Fremdlinge verra- then; Beiſpiele uͤbrigens, welche einen ſprechen- den Beweis liefern, welche hartnaͤckige Beſtand- heit jede urſpruͤnglich edle, d. h. organiſch ent- ſtandne und gebildete, Sprache hat, und wie ſchwer ſie ſelbſt durch die gewaltſamſte Einmi- ſchung unterdruͤckt werden kann. Wie ſo ganz deutſch iſt noch der Grundcharakter des Engliſchen,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0092"n="73"/>
etwas andres hinzugenommen werden, was dieſe<lb/>
Verſchiedenheit voͤllig erklaͤrt; etwas, das ſich<lb/>
theils grammatiſch genau nachweiſen laͤßt, theils<lb/>
aber durch hiſtoriſche Begebenheiten erklaͤrt und<lb/>
wahrſcheinlich gemacht wird.</p><lb/><p>Es haben alle dieſe abgeleiteten Sprachen,<lb/>ſo wie die Voͤlker ſelbſt, eine mannichfache und<lb/>
zwar zum Theil ganz verſchiedne Einmiſchung<lb/>
des Fremdartigen erfahren. Dieß hat ſie noth-<lb/>
wendig unter ſich noch mehr entfremden muͤſſen.<lb/>
Ich rede nicht bloß von ſolchen Einmiſchungen,<lb/>
wie die des Arabiſchen in der perſiſchen, des<lb/>
Franzoͤſiſchen in der engliſchen Sprache, wo die<lb/>
eingedrungnen Worte, weil ſie nicht ganz in die<lb/>
grammatiſche Form der andern Sprache ver-<lb/>ſchmelzen, ſondern zum Theil ihre eigne behal-<lb/>
ten, ſich dadurch gleich als Fremdlinge verra-<lb/>
then; Beiſpiele uͤbrigens, welche einen ſprechen-<lb/>
den Beweis liefern, welche hartnaͤckige Beſtand-<lb/>
heit jede urſpruͤnglich edle, d. h. organiſch ent-<lb/>ſtandne und gebildete, Sprache hat, und wie<lb/>ſchwer ſie ſelbſt durch die gewaltſamſte Einmi-<lb/>ſchung unterdruͤckt werden kann. Wie ſo ganz<lb/>
deutſch iſt noch der Grundcharakter des Engliſchen,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[73/0092]
etwas andres hinzugenommen werden, was dieſe
Verſchiedenheit voͤllig erklaͤrt; etwas, das ſich
theils grammatiſch genau nachweiſen laͤßt, theils
aber durch hiſtoriſche Begebenheiten erklaͤrt und
wahrſcheinlich gemacht wird.
Es haben alle dieſe abgeleiteten Sprachen,
ſo wie die Voͤlker ſelbſt, eine mannichfache und
zwar zum Theil ganz verſchiedne Einmiſchung
des Fremdartigen erfahren. Dieß hat ſie noth-
wendig unter ſich noch mehr entfremden muͤſſen.
Ich rede nicht bloß von ſolchen Einmiſchungen,
wie die des Arabiſchen in der perſiſchen, des
Franzoͤſiſchen in der engliſchen Sprache, wo die
eingedrungnen Worte, weil ſie nicht ganz in die
grammatiſche Form der andern Sprache ver-
ſchmelzen, ſondern zum Theil ihre eigne behal-
ten, ſich dadurch gleich als Fremdlinge verra-
then; Beiſpiele uͤbrigens, welche einen ſprechen-
den Beweis liefern, welche hartnaͤckige Beſtand-
heit jede urſpruͤnglich edle, d. h. organiſch ent-
ſtandne und gebildete, Sprache hat, und wie
ſchwer ſie ſelbſt durch die gewaltſamſte Einmi-
ſchung unterdruͤckt werden kann. Wie ſo ganz
deutſch iſt noch der Grundcharakter des Engliſchen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/92>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.