und kalt seyn, und nachher wie du mich endlich fester an dich zogst, machtest du in demselben Augenblick ein Gesicht, als wenn dir etwas weh thäte, als ob es dir leid wäre, daß du meine Gluth erwiedertest. Was ist dir? du weinst? Verbirg nicht dein Gesicht! Sieh mich an, Geliebte! -- O laß mich hier an dich liegen, ich kann dir nicht in die Augen sehen. Es war recht schlecht von mir, Julius! Kannst du mir verzeihen, du liebenswürdiger Mann! Wirst du mich nicht verlassen? kannst du mich noch lieben? -- Komm zu mir, mein süßes Weib! hier an mei- nem Herzen. Weißt du noch neu- lich, wie schön es war, wie du in meinen Armen weintest? wie leicht
und kalt ſeyn, und nachher wie du mich endlich feſter an dich zogſt, machteſt du in demſelben Augenblick ein Geſicht, als wenn dir etwas weh thäte, als ob es dir leid wäre, daß du meine Gluth erwiederteſt. Was iſt dir? du weinſt? Verbirg nicht dein Geſicht! Sieh mich an, Geliebte! — O laß mich hier an dich liegen, ich kann dir nicht in die Augen ſehen. Es war recht ſchlecht von mir, Julius! Kannſt du mir verzeihen, du liebenswürdiger Mann! Wirſt du mich nicht verlaſſen? kannſt du mich noch lieben? — Komm zu mir, mein ſüßes Weib! hier an mei- nem Herzen. Weißt du noch neu- lich, wie ſchön es war, wie du in meinen Armen weinteſt? wie leicht
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0105"n="100"/>
und kalt ſeyn, und nachher wie du<lb/>
mich endlich feſter an dich zogſt,<lb/>
machteſt du in demſelben Augenblick<lb/>
ein Geſicht, als wenn dir etwas<lb/>
weh thäte, als ob es dir leid wäre,<lb/>
daß du meine Gluth erwiederteſt.<lb/>
Was iſt dir? du weinſt? Verbirg<lb/>
nicht dein Geſicht! Sieh mich an,<lb/>
Geliebte! — O laß mich hier an<lb/>
dich liegen, ich kann dir nicht in die<lb/>
Augen ſehen. Es war recht ſchlecht<lb/>
von mir, Julius! Kannſt du mir<lb/>
verzeihen, du liebenswürdiger Mann!<lb/>
Wirſt du mich nicht verlaſſen? kannſt<lb/>
du mich noch lieben? — Komm zu<lb/>
mir, mein ſüßes Weib! hier an mei-<lb/>
nem Herzen. Weißt du noch neu-<lb/>
lich, wie ſchön es war, wie du in<lb/>
meinen Armen weinteſt? wie leicht<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[100/0105]
und kalt ſeyn, und nachher wie du
mich endlich feſter an dich zogſt,
machteſt du in demſelben Augenblick
ein Geſicht, als wenn dir etwas
weh thäte, als ob es dir leid wäre,
daß du meine Gluth erwiederteſt.
Was iſt dir? du weinſt? Verbirg
nicht dein Geſicht! Sieh mich an,
Geliebte! — O laß mich hier an
dich liegen, ich kann dir nicht in die
Augen ſehen. Es war recht ſchlecht
von mir, Julius! Kannſt du mir
verzeihen, du liebenswürdiger Mann!
Wirſt du mich nicht verlaſſen? kannſt
du mich noch lieben? — Komm zu
mir, mein ſüßes Weib! hier an mei-
nem Herzen. Weißt du noch neu-
lich, wie ſchön es war, wie du in
meinen Armen weinteſt? wie leicht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/105>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.