Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

was eben so arg, oder noch ärger
ist. Nach jenem System ist es noch
das beste, wenn man mit Absicht
aus bloßer Gefälligkeit und Höflich-
keit heirathet; und gewiß muß es
für solche Subjekte eben so bequem
als unterhaltend seyn, im Verhält-
niß der Wechselverachtung neben
einander weg zu leben. Besonders
die Frauen können eine ordentliche
Passion für die Ehe bekommen; und
wenn eine solche erst Geschmack da-
ran findet, so geschieht es leicht, daß
sie ein halbes Dutzend nach einan-
der heirathet, geistig oder leiblich;
wo es denn nie an Gelegenheit ge-
bricht, mit Abwechselung delikat zu
seyn und viel von der Freundschaft
zu reden. -- Du hast schon vorhin

so

was eben ſo arg, oder noch ärger
iſt. Nach jenem Syſtem iſt es noch
das beſte, wenn man mit Abſicht
aus bloßer Gefälligkeit und Höflich-
keit heirathet; und gewiß muß es
für ſolche Subjekte eben ſo bequem
als unterhaltend ſeyn, im Verhält-
niß der Wechſelverachtung neben
einander weg zu leben. Beſonders
die Frauen können eine ordentliche
Paſſion für die Ehe bekommen; und
wenn eine ſolche erſt Geſchmack da-
ran findet, ſo geſchieht es leicht, daß
ſie ein halbes Dutzend nach einan-
der heirathet, geiſtig oder leiblich;
wo es denn nie an Gelegenheit ge-
bricht, mit Abwechſelung delikat zu
ſeyn und viel von der Freundſchaft
zu reden. — Du haſt ſchon vorhin

ſo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0117" n="112"/>
was eben &#x017F;o arg, oder noch ärger<lb/>
i&#x017F;t. Nach jenem Sy&#x017F;tem i&#x017F;t es noch<lb/>
das be&#x017F;te, wenn man mit Ab&#x017F;icht<lb/>
aus bloßer Gefälligkeit und Höflich-<lb/>
keit heirathet; und gewiß muß es<lb/>
für &#x017F;olche Subjekte eben &#x017F;o bequem<lb/>
als unterhaltend &#x017F;eyn, im Verhält-<lb/>
niß der Wech&#x017F;elverachtung neben<lb/>
einander weg zu leben. Be&#x017F;onders<lb/>
die Frauen können eine ordentliche<lb/>
Pa&#x017F;&#x017F;ion für die Ehe bekommen; und<lb/>
wenn eine &#x017F;olche er&#x017F;t Ge&#x017F;chmack da-<lb/>
ran findet, &#x017F;o ge&#x017F;chieht es leicht, daß<lb/>
&#x017F;ie ein halbes Dutzend nach einan-<lb/>
der heirathet, gei&#x017F;tig oder leiblich;<lb/>
wo es denn nie an Gelegenheit ge-<lb/>
bricht, mit Abwech&#x017F;elung delikat zu<lb/>
&#x017F;eyn und viel von der Freund&#x017F;chaft<lb/>
zu reden. &#x2014; Du ha&#x017F;t &#x017F;chon vorhin<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0117] was eben ſo arg, oder noch ärger iſt. Nach jenem Syſtem iſt es noch das beſte, wenn man mit Abſicht aus bloßer Gefälligkeit und Höflich- keit heirathet; und gewiß muß es für ſolche Subjekte eben ſo bequem als unterhaltend ſeyn, im Verhält- niß der Wechſelverachtung neben einander weg zu leben. Beſonders die Frauen können eine ordentliche Paſſion für die Ehe bekommen; und wenn eine ſolche erſt Geſchmack da- ran findet, ſo geſchieht es leicht, daß ſie ein halbes Dutzend nach einan- der heirathet, geiſtig oder leiblich; wo es denn nie an Gelegenheit ge- bricht, mit Abwechſelung delikat zu ſeyn und viel von der Freundſchaft zu reden. — Du haſt ſchon vorhin ſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Darüber hinaus sind keine weiteren Teile erschien… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/117
Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/117>, abgerufen am 21.11.2024.