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Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.

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"Was sollen wir diese Anspielun-
gen die mit unverständlichem Ver-
stand nicht an der Gränze sondern
bis in die Mitte der Sinnlichkeit
nicht spielen sondern widersinnig strei-
ten?"

So wirst Du und würde Julia-
ne zwar nicht sagen aber doch ge-
wiß fragen.

Liebe Geliebte! darf der volle
Blumenstrauß nur sittsame Rosen,
stille Vergißmeinnicht und bescheidne
Veilchen zeigen, und was sonst
mädchenhaft und kindlich blüht, oder
auch alles andre was in bunter
Glorie sonderbar strahlt?

Die männliche Ungeschicklichkeit
ist ein mannigfaltiges Wesen und
reich an Blüthen und Früchten jeder

»Was ſollen wir dieſe Anſpielun-
gen die mit unverſtändlichem Ver-
ſtand nicht an der Gränze ſondern
bis in die Mitte der Sinnlichkeit
nicht ſpielen ſondern widerſinnig ſtrei-
ten?«

So wirſt Du und würde Julia-
ne zwar nicht ſagen aber doch ge-
wiß fragen.

Liebe Geliebte! darf der volle
Blumenſtrauß nur ſittſame Roſen,
ſtille Vergißmeinnicht und beſcheidne
Veilchen zeigen, und was ſonſt
mädchenhaft und kindlich blüht, oder
auch alles andre was in bunter
Glorie ſonderbar ſtrahlt?

Die männliche Ungeſchicklichkeit
iſt ein mannigfaltiges Weſen und
reich an Blüthen und Früchten jeder

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[270/0275] »Was ſollen wir dieſe Anſpielun- gen die mit unverſtändlichem Ver- ſtand nicht an der Gränze ſondern bis in die Mitte der Sinnlichkeit nicht ſpielen ſondern widerſinnig ſtrei- ten?« So wirſt Du und würde Julia- ne zwar nicht ſagen aber doch ge- wiß fragen. Liebe Geliebte! darf der volle Blumenſtrauß nur ſittſame Roſen, ſtille Vergißmeinnicht und beſcheidne Veilchen zeigen, und was ſonſt mädchenhaft und kindlich blüht, oder auch alles andre was in bunter Glorie ſonderbar ſtrahlt? Die männliche Ungeſchicklichkeit iſt ein mannigfaltiges Weſen und reich an Blüthen und Früchten jeder

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/275>, abgerufen am 22.11.2024.