Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.Schooß einer halbbesonnenen Selbst- Mit dem äußersten Unwillen F 2
Schooß einer halbbeſonnenen Selbſt- Mit dem äußerſten Unwillen F 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0088" n="83"/> Schooß einer halbbeſonnenen Selbſt-<lb/> vergeſſenheit zurück.</p><lb/> <p>Mit dem äußerſten Unwillen<lb/> dachte ich nun an die ſchlechten<lb/> Menſchen, welche den Schlaf vom<lb/> Leben ſubtrahiren wollen. Sie ha-<lb/> ben wahrſcheinlich nie geſchlafen, und<lb/> auch nie gelebt. Warum ſind denn<lb/> die Götter Götter, als weil ſie mit<lb/> Bewußtſeyn und Abſicht nichts thun,<lb/> weil ſie das verſtehen und Meiſter<lb/> darin ſind? Und wie ſtreben die<lb/> Dichter, die Weiſen und Heiligen<lb/> auch darin den Göttern ähnlich zu<lb/> werden! Wie wetteifern ſie im Lobe<lb/> der Einſamkeit, der Muße, und ei-<lb/> ner liberalen Sorgloſigkeit und Un-<lb/> thätigkeit! Und mit großem Recht:<lb/> denn alles Gute und Schöne iſt<lb/> <fw place="bottom" type="sig">F 2</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [83/0088]
Schooß einer halbbeſonnenen Selbſt-
vergeſſenheit zurück.
Mit dem äußerſten Unwillen
dachte ich nun an die ſchlechten
Menſchen, welche den Schlaf vom
Leben ſubtrahiren wollen. Sie ha-
ben wahrſcheinlich nie geſchlafen, und
auch nie gelebt. Warum ſind denn
die Götter Götter, als weil ſie mit
Bewußtſeyn und Abſicht nichts thun,
weil ſie das verſtehen und Meiſter
darin ſind? Und wie ſtreben die
Dichter, die Weiſen und Heiligen
auch darin den Göttern ähnlich zu
werden! Wie wetteifern ſie im Lobe
der Einſamkeit, der Muße, und ei-
ner liberalen Sorgloſigkeit und Un-
thätigkeit! Und mit großem Recht:
denn alles Gute und Schöne iſt
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