Schleicher, August: Die Darwinsche Theorie und die Sprachwissenschaft. Weimar, 1863.lautet die Formel genauer Rxs; mit Rx bezeichnen wir In historischer Zeit sehen wir nun fort und fort sprach- lautet die Formel genauer Rxs; mit Rx bezeichnen wir In historischer Zeit sehen wir nun fort und fort sprach- <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0028" n="26"/> lautet die Formel genauer R<hi rendition="#sup">x</hi>s; mit R<hi rendition="#sup">x</hi> bezeichnen wir<lb/> nämlich eine beliebige, zum Zwecke des Beziehungsaus-<lb/> druckes regelmässig veränderbare (steigerungsfähige, poten-<lb/> zierbare) Wurzel, wie z. B. <hi rendition="#g">Band, Bund, Bind-e; Flug,<lb/> Flieg-e, flog; grabe, grub; riss, reisse</hi>; ἔ-λι-πον,<lb/> λείπ-ω, λέ-λοιπ-α u. s. f. Andere Sprachen zeigen mehr<lb/> als eine Wortform, so kennt z. B. das Semitische die Wort-<lb/> formen R<hi rendition="#sup">x</hi>, pR<hi rendition="#sup">x</hi>, R<hi rendition="#sup">x</hi>s, pR<hi rendition="#sup">x</hi>s u. s. f. Aber trotz dieses grossen<lb/> Gegensatzes zum Indogermanischen, der namentlich in der<lb/> Form pR<hi rendition="#sup">x</hi> (im Praefixbau) ausgesprochen ist, stimmt doch<lb/> das Semitische wieder darin mit seinem indogermanischen<lb/> Nachbar überein, dass beide die einzigen bekannten Spra-<lb/> chen sind, denen mit Sicherheit die Wurzelform R<hi rendition="#sup">x</hi> zu-<lb/> kommt. Diese auffallenden Uebereinstimmungen im Baue<lb/> geographisch benachbarter Sprachsippen halten wir für Nach-<lb/> wirkungen aus der Zeit des früheren und frühesten Sprach-<lb/> lebens. Die Entstehungsherde solcher Sprachen, deren Bil-<lb/> dungsprinzip wesentlich analog ist, glauben wir uns als be-<lb/> nachbart denken zu müssen. In ähnlicher Weise, wie die<lb/> Sprachen, zeigen ja auch die Floren und Faunen der ein-<lb/> zelnen Welttheile einen ihnen eigenthümlichen Typus.</p><lb/> <p>In historischer Zeit sehen wir nun fort und fort sprach-<lb/> liche Arten- und Gattungen untergehen und andere sich auf<lb/> ihre Kosten ausbreiten. Ich erinnere beispielsweise nur an<lb/> die Ausbreitung der indogermanischen Sippe und den Unter-<lb/> gang der amerikanischen Sprachen. In der Vorzeit, als die<lb/> Sprachen noch von verhältnissmässig schwachen Bevölker-<lb/> ungen gesprochen wurden, mag das Aussterben sprachlicher<lb/> Formen in ungleich höherem Grade stattgefunden haben.<lb/> Da nun die höher organisierten Sprachen, wie z. B. die in-<lb/> dogermanische, bereits sehr lange existieren müssen, wie<lb/></p> </body> </text> </TEI> [26/0028]
lautet die Formel genauer Rxs; mit Rx bezeichnen wir
nämlich eine beliebige, zum Zwecke des Beziehungsaus-
druckes regelmässig veränderbare (steigerungsfähige, poten-
zierbare) Wurzel, wie z. B. Band, Bund, Bind-e; Flug,
Flieg-e, flog; grabe, grub; riss, reisse; ἔ-λι-πον,
λείπ-ω, λέ-λοιπ-α u. s. f. Andere Sprachen zeigen mehr
als eine Wortform, so kennt z. B. das Semitische die Wort-
formen Rx, pRx, Rxs, pRxs u. s. f. Aber trotz dieses grossen
Gegensatzes zum Indogermanischen, der namentlich in der
Form pRx (im Praefixbau) ausgesprochen ist, stimmt doch
das Semitische wieder darin mit seinem indogermanischen
Nachbar überein, dass beide die einzigen bekannten Spra-
chen sind, denen mit Sicherheit die Wurzelform Rx zu-
kommt. Diese auffallenden Uebereinstimmungen im Baue
geographisch benachbarter Sprachsippen halten wir für Nach-
wirkungen aus der Zeit des früheren und frühesten Sprach-
lebens. Die Entstehungsherde solcher Sprachen, deren Bil-
dungsprinzip wesentlich analog ist, glauben wir uns als be-
nachbart denken zu müssen. In ähnlicher Weise, wie die
Sprachen, zeigen ja auch die Floren und Faunen der ein-
zelnen Welttheile einen ihnen eigenthümlichen Typus.
In historischer Zeit sehen wir nun fort und fort sprach-
liche Arten- und Gattungen untergehen und andere sich auf
ihre Kosten ausbreiten. Ich erinnere beispielsweise nur an
die Ausbreitung der indogermanischen Sippe und den Unter-
gang der amerikanischen Sprachen. In der Vorzeit, als die
Sprachen noch von verhältnissmässig schwachen Bevölker-
ungen gesprochen wurden, mag das Aussterben sprachlicher
Formen in ungleich höherem Grade stattgefunden haben.
Da nun die höher organisierten Sprachen, wie z. B. die in-
dogermanische, bereits sehr lange existieren müssen, wie
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