Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.

Bild:
<< vorherige Seite

Suffix -ti. Indog. urspr., Altind.; Gerund. auf -tja, -ja.
casus als infinitive und gerundia fungieren. Übrigens hat auch§. 226.
suffix -ti, wie suffix -a, die function nomina agentis zu bilden,
doch seltner. Es ist fast nur substantivisch, ser selten adjecti-
visch (z. b. lat. for-ti, grundf. dhar-ti, wurz. urspr. dhar tenere).
Das suffix ist im gesamten sprachstamme zu hause und war also
in der indogermanischen ursprache bereits vorhanden.

Indogerman. ursprache. Villeicht von jedem verbal-
stamme konte im nomen auf -ti gebildet werden, z. b. ma-ti
(cogitatio), wurz. ma (cogitare); bhu-ti (phu-si-s), wurz. bhu
(fieri); kak-ti (coctio), wurz. kak (coquere); mar-ti (mors), wurz.
mar (mori) u. s. f.

In der function eines nom. agentis steht für die ursprache
sicher pa-ti (dominus), wurz. pa (tueri).

Altindisch. Das suffix -ti bildet

1. nomina actionis feminina, z. b. ma-ti (cogitatio, opinio),
wurz. ma (man cogitare); sthi-ti (status), wurz. stha (stare);
cru-ti (auditio), wurz. cru (audire); bhau-ti (existentia), wurz. bhu
(esse); pak-ti (coctio), wurz. pak (coquere); uk-ti (sermo), wurz.
vak (loqui); juk-ti (junctio), wurz. jug (jungere) u. s. f.

Als infinitive fungieren die dative diser nomina actionis
auf -ti, also juk-taje u. s. f.

2. nomina agentis, z. b. pa-ti (masc. dominus), wurz. pa
(tueri); gnna-ti (msc. cognatus), wurz. gnna auß gan (gignere).

Als gerundium fungiert ein verkürzter instrumental der
nomina actionis auf -ti, nämlich tj-a (auß tj-a, s. u. d. declin.),
der ursprünglich wol weitere anwendung hatte, im vor ligenden
stande der sprache aber auf wurzeln, die auf (kurze) vocale
auß lauten, beschränkt ist, bei disen aber auch nur dann ge-
braucht wird, wenn inen praepositionen an geschmolzen sind,
z. b. sam-cru-tja, wurz. cru (audire); vi-gi-tja, wurz. gi (vin-
cere). Lautet die wurzel auf andere laute auß, so schwindet
das t des suffixes -ti, so daß nur -ja übrig bleibt; die veran-
laßung zu disem schwund mag die häufige stellung des t nach
consonanten und der durch die vor tretenden ursprüngl. adver-
bialen elemente (die praepositionen) geschwächte außlaut des

Suffix -ti. Indog. urspr., Altind.; Gerund. auf -tja, -ja.
casus als infinitive und gerundia fungieren. Übrigens hat auch§. 226.
suffix -ti, wie suffix -a, die function nomina agentis zu bilden,
doch seltner. Es ist fast nur substantivisch, ser selten adjecti-
visch (z. b. lat. for-ti, grundf. dhar-ti, wurz. urspr. dhar tenere).
Das suffix ist im gesamten sprachstamme zu hause und war also
in der indogermanischen ursprache bereits vorhanden.

Indogerman. ursprache. Villeicht von jedem verbal-
stamme konte im nomen auf -ti gebildet werden, z. b. ma-ti
(cogitatio), wurz. ma (cogitare); bhu-ti (φύ-σι-ς), wurz. bhu
(fieri); kak-ti (coctio), wurz. kak (coquere); mar-ti (mors), wurz.
mar (mori) u. s. f.

In der function eines nom. agentis steht für die ursprache
sicher pa-ti (dominus), wurz. pa (tueri).

Altindisch. Das suffix -ti bildet

1. nomina actionis feminina, z. b. má-ti (cogitatio, opinio),
wurz. ma (man cogitare); sthí-ti (status), wurz. stha (stare);
çrú-ti (auditio), wurz. çru (audire); bhû́-ti (existentia), wurz. bhu
(esse); pák-ti (coctio), wurz. pak (coquere); úk-ti (sermo), wurz.
vaḱ (loqui); júk-ti (junctio), wurz. juǵ (jungere) u. s. f.

Als infinitive fungieren die dative diser nomina actionis
auf -ti, also júk-tajê u. s. f.

2. nomina agentis, z. b. pá-ti (masc. dominus), wurz. pa
(tueri); ǵñấ-ti (msc. cognatus), wurz. ǵña auß ǵan (gignere).

Als gerundium fungiert ein verkürzter instrumental der
nomina actionis auf -ti, nämlich tj-a (auß tj-â, s. u. d. declin.),
der ursprünglich wol weitere anwendung hatte, im vor ligenden
stande der sprache aber auf wurzeln, die auf (kurze) vocale
auß lauten, beschränkt ist, bei disen aber auch nur dann ge-
braucht wird, wenn inen praepositionen an geschmolzen sind,
z. b. saṁ-çrú-tja, wurz. çru (audire); vi-ǵí-tja, wurz. ǵi (vin-
cere). Lautet die wurzel auf andere laute auß, so schwindet
das t des suffixes -ti, so daß nur -ja übrig bleibt; die veran-
laßung zu disem schwund mag die häufige stellung des t nach
consonanten und der durch die vor tretenden ursprüngl. adver-
bialen elemente (die praepositionen) geschwächte außlaut des

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0089" n="363"/><fw place="top" type="header">Suffix <hi rendition="#i">-ti</hi>. Indog. urspr., Altind.; Gerund. auf <hi rendition="#i">-tja</hi>, <hi rendition="#i">-ja</hi>.</fw><lb/>
casus als infinitive und gerundia fungieren. Übrigens hat auch<note place="right">§. 226.</note><lb/>
suffix <hi rendition="#i">-ti</hi>, wie suffix <hi rendition="#i">-a</hi>, die function nomina agentis zu bilden,<lb/>
doch seltner. Es ist fast nur substantivisch, ser selten adjecti-<lb/>
visch (z. b. lat. <hi rendition="#i">for-ti</hi>, grundf. <hi rendition="#i">dhar-ti</hi>, wurz. urspr. <hi rendition="#i">dhar</hi> tenere).<lb/>
Das suffix ist im gesamten sprachstamme zu hause und war also<lb/>
in der indogermanischen ursprache bereits vorhanden.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Indogerman. ursprache</hi>. Villeicht von jedem verbal-<lb/>
stamme konte im nomen auf <hi rendition="#i">-ti</hi> gebildet werden, z. b. <hi rendition="#i">ma-ti</hi><lb/>
(cogitatio), wurz. <hi rendition="#i">ma</hi> (cogitare); <hi rendition="#i">bhu-ti (&#x03C6;&#x03CD;-&#x03C3;&#x03B9;-&#x03C2;),</hi> wurz. <hi rendition="#i">bhu</hi><lb/>
(fieri); <hi rendition="#i">kak-ti</hi> (coctio), wurz. <hi rendition="#i">kak</hi> (coquere); <hi rendition="#i">mar-ti</hi> (mors), wurz.<lb/><hi rendition="#i">mar</hi> (mori) u. s. f.</p><lb/>
              <p>In der function eines nom. agentis steht für die ursprache<lb/>
sicher <hi rendition="#i">pa-ti</hi> (dominus), wurz. <hi rendition="#i">pa</hi> (tueri).</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Altindisch</hi>. Das suffix <hi rendition="#i">-ti</hi> bildet</p><lb/>
              <p>1. nomina actionis feminina, z. b. <hi rendition="#i">má-ti</hi> (cogitatio, opinio),<lb/>
wurz. <hi rendition="#i">ma (man</hi> cogitare); <hi rendition="#i">sthí-ti</hi> (status), wurz. <hi rendition="#i">stha</hi> (stare);<lb/><hi rendition="#i">çrú-ti</hi> (auditio), wurz. <hi rendition="#i">çru</hi> (audire); <hi rendition="#i">bhû&#x0301;-ti</hi> (existentia), wurz. <hi rendition="#i">bhu</hi><lb/>
(esse); <hi rendition="#i">pák-ti</hi> (coctio), wurz. <hi rendition="#i">pak</hi> (coquere); <hi rendition="#i">úk-ti</hi> (sermo), wurz.<lb/><hi rendition="#i">vak&#x0301;</hi> (loqui); <hi rendition="#i">júk-ti</hi> (junctio), wurz. <hi rendition="#i">jug&#x0301;</hi> (jungere) u. s. f.</p><lb/>
              <p>Als <hi rendition="#g">infinitive</hi> fungieren die dative diser nomina actionis<lb/>
auf <hi rendition="#i">-ti</hi>, also <hi rendition="#i">júk-tajê</hi> u. s. f.</p><lb/>
              <p>2. nomina agentis, z. b. <hi rendition="#i">pá-ti</hi> (masc. dominus), wurz. <hi rendition="#i">pa</hi><lb/>
(tueri); <hi rendition="#i">g&#x0301;ñâ&#x0301;-ti</hi> (msc. cognatus), wurz. <hi rendition="#i">g&#x0301;ña</hi> auß <hi rendition="#i">g&#x0301;an</hi> (gignere).</p><lb/>
              <p>Als <hi rendition="#g">gerundium</hi> fungiert ein verkürzter instrumental der<lb/>
nomina actionis auf <hi rendition="#i">-ti,</hi> nämlich <hi rendition="#i">tj-a</hi> (auß <hi rendition="#i">tj-â</hi>, s. u. d. declin.),<lb/>
der ursprünglich wol weitere anwendung hatte, im vor ligenden<lb/>
stande der sprache aber auf wurzeln, die auf (kurze) vocale<lb/>
auß lauten, beschränkt ist, bei disen aber auch nur dann ge-<lb/>
braucht wird, wenn inen praepositionen an geschmolzen sind,<lb/>
z. b. <hi rendition="#i">sa&#x1E41;-çrú-tja</hi>, wurz. <hi rendition="#i">çru</hi> (audire); <hi rendition="#i">vi-g&#x0301;í-tja</hi>, wurz. <hi rendition="#i">g&#x0301;i</hi> (vin-<lb/>
cere). Lautet die wurzel auf andere laute auß, so schwindet<lb/>
das <hi rendition="#i">t</hi> des suffixes <hi rendition="#i">-ti</hi>, so daß nur <hi rendition="#i">-ja</hi> übrig bleibt; die veran-<lb/>
laßung zu disem schwund mag die häufige stellung des <hi rendition="#i">t</hi> nach<lb/>
consonanten und der durch die vor tretenden ursprüngl. adver-<lb/>
bialen elemente (die praepositionen) geschwächte außlaut des<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[363/0089] Suffix -ti. Indog. urspr., Altind.; Gerund. auf -tja, -ja. casus als infinitive und gerundia fungieren. Übrigens hat auch suffix -ti, wie suffix -a, die function nomina agentis zu bilden, doch seltner. Es ist fast nur substantivisch, ser selten adjecti- visch (z. b. lat. for-ti, grundf. dhar-ti, wurz. urspr. dhar tenere). Das suffix ist im gesamten sprachstamme zu hause und war also in der indogermanischen ursprache bereits vorhanden. §. 226. Indogerman. ursprache. Villeicht von jedem verbal- stamme konte im nomen auf -ti gebildet werden, z. b. ma-ti (cogitatio), wurz. ma (cogitare); bhu-ti (φύ-σι-ς), wurz. bhu (fieri); kak-ti (coctio), wurz. kak (coquere); mar-ti (mors), wurz. mar (mori) u. s. f. In der function eines nom. agentis steht für die ursprache sicher pa-ti (dominus), wurz. pa (tueri). Altindisch. Das suffix -ti bildet 1. nomina actionis feminina, z. b. má-ti (cogitatio, opinio), wurz. ma (man cogitare); sthí-ti (status), wurz. stha (stare); çrú-ti (auditio), wurz. çru (audire); bhû́-ti (existentia), wurz. bhu (esse); pák-ti (coctio), wurz. pak (coquere); úk-ti (sermo), wurz. vaḱ (loqui); júk-ti (junctio), wurz. juǵ (jungere) u. s. f. Als infinitive fungieren die dative diser nomina actionis auf -ti, also júk-tajê u. s. f. 2. nomina agentis, z. b. pá-ti (masc. dominus), wurz. pa (tueri); ǵñấ-ti (msc. cognatus), wurz. ǵña auß ǵan (gignere). Als gerundium fungiert ein verkürzter instrumental der nomina actionis auf -ti, nämlich tj-a (auß tj-â, s. u. d. declin.), der ursprünglich wol weitere anwendung hatte, im vor ligenden stande der sprache aber auf wurzeln, die auf (kurze) vocale auß lauten, beschränkt ist, bei disen aber auch nur dann ge- braucht wird, wenn inen praepositionen an geschmolzen sind, z. b. saṁ-çrú-tja, wurz. çru (audire); vi-ǵí-tja, wurz. ǵi (vin- cere). Lautet die wurzel auf andere laute auß, so schwindet das t des suffixes -ti, so daß nur -ja übrig bleibt; die veran- laßung zu disem schwund mag die häufige stellung des t nach consonanten und der durch die vor tretenden ursprüngl. adver- bialen elemente (die praepositionen) geschwächte außlaut des

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/89
Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/89>, abgerufen am 21.11.2024.