Schleiden, Matthias Jacob: Das Alter des Menschengeschlechts, die Entstehung der Arten und die Stellung des Menschen in der Natur. Leipzig, 1863.Erste Vorlesung. sich an denselben einige ganz interessante Betrachtungen anknüpfen las¬sen, die ich, wenn auch nicht ausführen, doch andeuten will. Im Jahre 1852 untersuchte ein Arbeiter bei Aurignac im De¬ Die Höhle war eine regelmäßige Begräbnißstätte. Lartet fand Erſte Vorleſung. ſich an denſelben einige ganz intereſſante Betrachtungen anknüpfen laſ¬ſen, die ich, wenn auch nicht ausführen, doch andeuten will. Im Jahre 1852 unterſuchte ein Arbeiter bei Aurignac im De¬ Die Höhle war eine regelmäßige Begräbnißſtätte. Lartet fand <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0028" n="18"/><fw place="top" type="header">Erſte Vorleſung.<lb/></fw> ſich an denſelben einige ganz intereſſante Betrachtungen anknüpfen laſ¬<lb/> ſen, die ich, wenn auch nicht ausführen, doch andeuten will.</p><lb/> <p>Im Jahre 1852 unterſuchte ein Arbeiter bei <hi rendition="#g">Aurignac</hi> im De¬<lb/> partement der <hi rendition="#g">Haute Garonne</hi> einen Kaninchenbau und zog zu ſei¬<lb/> ner Ueberraſchung aus der Tiefe deſſelben einen der längeren Knochen<lb/> eines Menſchen hervor. Aus Neugier räumte er die lockere Erde am<lb/> Abhange des Hügels fort und ſtand nach der Arbeit von einigen Stun¬<lb/> den vor einer großen ſchweren, den Eingang in eine Felſenhöhle ver¬<lb/> ſchließenden Steinplatte. Nach Entfernung derſelben fand er einen<lb/> Raum 7—8 Fuß hoch, etwa 10 Fuß breit und 7 Fuß tief zum großen<lb/> Theil mit Knochen gefüllt, von denen er ſogleich zwei Schädel als<lb/> menſchliche erkannte. Die Kunde davon verbreitete ſich ſchnell und <hi rendition="#aq">Dr.<lb/> med.</hi> <hi rendition="#g">Amiel</hi> in <hi rendition="#g">Amiens</hi>, deſſen Name nur wegen ſeiner rohen Un¬<lb/> wiſſenheit und Bildungsloſigkeit, die aber bekanntlich in Frankreich<lb/> nicht ſelten iſt, aufbewahrt zu werden verdient, ließ alle dieſe Knochen<lb/> ſorgfältig ſammeln und aufs neue auf dem Gemeindekirchhof chriſtlich<lb/> beſtatten. — Der Herr <hi rendition="#aq #g">Doctor medicinae</hi> hatte indeß wenigſtens<lb/> ſoviel anatomiſche Kenntniſſe, daß er ſich klar machte, er habe nahebei<lb/> die ſämmtlichen Knochen von ohngefähr 17 männlichen und weiblichen<lb/> Skeleten ſehr verſchiedenen Alters und im ganzen von ſehr kleiner<lb/> Statur vor ſich. Das iſt aber leider auch alles, was wir von dieſen<lb/> Skeleten wiſſen, denn als 8 Jahre ſpäter die Angelegenheit zufällig<lb/> zur Kenntniß wiſſenſchaftlich gebildeter Männer kam, hatte man leider<lb/> auch den Ort, wo dieſe Skelete auf dem Kirchhofe begraben waren,<lb/> ganz und gar vergeſſen. Es war der Geognoſt <hi rendition="#g">Lartet</hi>, der zu der er¬<lb/> wähnten Zeit <hi rendition="#g">Aurignac</hi> beſuchte und natürlich ſogleich eine ſorgfäl¬<lb/> tige wiſſenſchaftliche Unterſuchung vornahm. Die Reſultate derſelben<lb/> ſind kurz folgende.</p><lb/> <p>Die Höhle war eine regelmäßige Begräbnißſtätte. <hi rendition="#g">Lartet</hi> fand<lb/> darin noch einige überſehene Menſchenknochen, ein Muſchelhalsband<lb/> nebſt einigen anderen Schmuckſachen von Knochen, ein ganz <hi rendition="#g">neues</hi>,<lb/> noch ungebrauchtes Feuerſteinmeſſer, einige Zähne von Höhlenbären<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [18/0028]
Erſte Vorleſung.
ſich an denſelben einige ganz intereſſante Betrachtungen anknüpfen laſ¬
ſen, die ich, wenn auch nicht ausführen, doch andeuten will.
Im Jahre 1852 unterſuchte ein Arbeiter bei Aurignac im De¬
partement der Haute Garonne einen Kaninchenbau und zog zu ſei¬
ner Ueberraſchung aus der Tiefe deſſelben einen der längeren Knochen
eines Menſchen hervor. Aus Neugier räumte er die lockere Erde am
Abhange des Hügels fort und ſtand nach der Arbeit von einigen Stun¬
den vor einer großen ſchweren, den Eingang in eine Felſenhöhle ver¬
ſchließenden Steinplatte. Nach Entfernung derſelben fand er einen
Raum 7—8 Fuß hoch, etwa 10 Fuß breit und 7 Fuß tief zum großen
Theil mit Knochen gefüllt, von denen er ſogleich zwei Schädel als
menſchliche erkannte. Die Kunde davon verbreitete ſich ſchnell und Dr.
med. Amiel in Amiens, deſſen Name nur wegen ſeiner rohen Un¬
wiſſenheit und Bildungsloſigkeit, die aber bekanntlich in Frankreich
nicht ſelten iſt, aufbewahrt zu werden verdient, ließ alle dieſe Knochen
ſorgfältig ſammeln und aufs neue auf dem Gemeindekirchhof chriſtlich
beſtatten. — Der Herr Doctor medicinae hatte indeß wenigſtens
ſoviel anatomiſche Kenntniſſe, daß er ſich klar machte, er habe nahebei
die ſämmtlichen Knochen von ohngefähr 17 männlichen und weiblichen
Skeleten ſehr verſchiedenen Alters und im ganzen von ſehr kleiner
Statur vor ſich. Das iſt aber leider auch alles, was wir von dieſen
Skeleten wiſſen, denn als 8 Jahre ſpäter die Angelegenheit zufällig
zur Kenntniß wiſſenſchaftlich gebildeter Männer kam, hatte man leider
auch den Ort, wo dieſe Skelete auf dem Kirchhofe begraben waren,
ganz und gar vergeſſen. Es war der Geognoſt Lartet, der zu der er¬
wähnten Zeit Aurignac beſuchte und natürlich ſogleich eine ſorgfäl¬
tige wiſſenſchaftliche Unterſuchung vornahm. Die Reſultate derſelben
ſind kurz folgende.
Die Höhle war eine regelmäßige Begräbnißſtätte. Lartet fand
darin noch einige überſehene Menſchenknochen, ein Muſchelhalsband
nebſt einigen anderen Schmuckſachen von Knochen, ein ganz neues,
noch ungebrauchtes Feuerſteinmeſſer, einige Zähne von Höhlenbären
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