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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848.

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baren Farbstoff, den es enthält, so unendlich davon verschieden.
Früher war die Cochenillezucht allein auf Mexico beschränkt und
wurde daselbst mit großer Sorgfalt von der Regierung geheim ge-
halten. Noch im Jahre 1725 wurden heftige Streitigkeiten in Eu-
ropa darüber geführt, ob die Cochenille überhaupt ein Insect, oder
ein Saamenkorn einer Pflanze sey. Nur mit Lebensgefahr brachte
Thierry de Menonville sie im Jahre 1785 nach dem französi-
schen Domingo hinüber. Seit 1827 ist sie auch durch Berthelot
auf den Canaren eingeführt. Selbst in Corsica so wie in Spanien
sind in neuerer Zeit glückliche Versuche mit ihrer Cultur gemacht.
Zwar auch in Brasilien und Ostindien jetzt häufig gezogen, bleibt
doch immer Mexico der Ort der größten Production und der schön-
sten Cochenille. Nach Alex. v. Humboldt (Essai politique sur
la nouvelle Espagne Vol. III.)
beträgt die Ausfuhr der Cochenille
noch jetzt allein aus Oaxaca viertehalb Millionen Thaler, eine un-
geheure Summe wenn man bedenkt, daß das Pfund etwa 10 Tha-
ler kostet und 70,000 Thierchen zu einem Pfunde gehören. Es sind
besonders die Provinzen Oaxaca, Tlascala und Guanaxuato, welche
sich mit der Zucht der Cochenille beschäftigen. Auf großen Meiereien
Nopaleros genannt, von dem spanischen Namen der Opuntia (Nopal)
wird felderweise der Tunacactus (Opuntia Tuna) gezogen. Nur
auf den westindischen Inseln und in Brasilien bedient man sich des
sogenannten Cochenillecactus (Opuntia coccinellifera). Die
Pflanzungen müssen oft ersetzt werden, weil das Insect mit großer
Schnelligkeit die Pflanze so aussaugt, daß sie vertrocknet und ab-
stirbt. Die Kaufleute unterscheiden zwei Sorten von Cochenille, die
grana fina und grana sylvestre; die erstere ist reicher an Farbestoff
und ihre Farbe feuriger als bei der letzteren, und der weiße Ueber-
zug des Insects mehr staubig, bei der letzteren dagegen flockig. In-
deß ist es noch nicht gelungen auszumachen, ob dieser Verschieden-
heit zwei verschiedene Arten des Thieres zum Grunde liegen, oder
ob die Verschiedenheit von der Culturweise und der Art der Pflanze

baren Farbſtoff, den es enthält, ſo unendlich davon verſchieden.
Früher war die Cochenillezucht allein auf Mexico beſchränkt und
wurde daſelbſt mit großer Sorgfalt von der Regierung geheim ge-
halten. Noch im Jahre 1725 wurden heftige Streitigkeiten in Eu-
ropa darüber geführt, ob die Cochenille überhaupt ein Inſect, oder
ein Saamenkorn einer Pflanze ſey. Nur mit Lebensgefahr brachte
Thierry de Menonville ſie im Jahre 1785 nach dem franzöſi-
ſchen Domingo hinüber. Seit 1827 iſt ſie auch durch Berthelot
auf den Canaren eingeführt. Selbſt in Corſica ſo wie in Spanien
ſind in neuerer Zeit glückliche Verſuche mit ihrer Cultur gemacht.
Zwar auch in Braſilien und Oſtindien jetzt häufig gezogen, bleibt
doch immer Mexico der Ort der größten Production und der ſchön-
ſten Cochenille. Nach Alex. v. Humboldt (Essai politique sur
la nouvelle Espagne Vol. III.)
beträgt die Ausfuhr der Cochenille
noch jetzt allein aus Oaxaca viertehalb Millionen Thaler, eine un-
geheure Summe wenn man bedenkt, daß das Pfund etwa 10 Tha-
ler koſtet und 70,000 Thierchen zu einem Pfunde gehören. Es ſind
beſonders die Provinzen Oaxaca, Tlascala und Guanaxuato, welche
ſich mit der Zucht der Cochenille beſchäftigen. Auf großen Meiereien
Nopaleros genannt, von dem ſpaniſchen Namen der Opuntia (Nopal)
wird felderweiſe der Tunacactus (Opuntia Tuna) gezogen. Nur
auf den weſtindiſchen Inſeln und in Braſilien bedient man ſich des
ſogenannten Cochenillecactus (Opuntia coccinellifera). Die
Pflanzungen müſſen oft erſetzt werden, weil das Inſect mit großer
Schnelligkeit die Pflanze ſo ausſaugt, daß ſie vertrocknet und ab-
ſtirbt. Die Kaufleute unterſcheiden zwei Sorten von Cochenille, die
grana fina und grana sylvestre; die erſtere iſt reicher an Farbeſtoff
und ihre Farbe feuriger als bei der letzteren, und der weiße Ueber-
zug des Inſects mehr ſtaubig, bei der letzteren dagegen flockig. In-
deß iſt es noch nicht gelungen auszumachen, ob dieſer Verſchieden-
heit zwei verſchiedene Arten des Thieres zum Grunde liegen, oder
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[203/0219] baren Farbſtoff, den es enthält, ſo unendlich davon verſchieden. Früher war die Cochenillezucht allein auf Mexico beſchränkt und wurde daſelbſt mit großer Sorgfalt von der Regierung geheim ge- halten. Noch im Jahre 1725 wurden heftige Streitigkeiten in Eu- ropa darüber geführt, ob die Cochenille überhaupt ein Inſect, oder ein Saamenkorn einer Pflanze ſey. Nur mit Lebensgefahr brachte Thierry de Menonville ſie im Jahre 1785 nach dem franzöſi- ſchen Domingo hinüber. Seit 1827 iſt ſie auch durch Berthelot auf den Canaren eingeführt. Selbſt in Corſica ſo wie in Spanien ſind in neuerer Zeit glückliche Verſuche mit ihrer Cultur gemacht. Zwar auch in Braſilien und Oſtindien jetzt häufig gezogen, bleibt doch immer Mexico der Ort der größten Production und der ſchön- ſten Cochenille. Nach Alex. v. Humboldt (Essai politique sur la nouvelle Espagne Vol. III.) beträgt die Ausfuhr der Cochenille noch jetzt allein aus Oaxaca viertehalb Millionen Thaler, eine un- geheure Summe wenn man bedenkt, daß das Pfund etwa 10 Tha- ler koſtet und 70,000 Thierchen zu einem Pfunde gehören. Es ſind beſonders die Provinzen Oaxaca, Tlascala und Guanaxuato, welche ſich mit der Zucht der Cochenille beſchäftigen. Auf großen Meiereien Nopaleros genannt, von dem ſpaniſchen Namen der Opuntia (Nopal) wird felderweiſe der Tunacactus (Opuntia Tuna) gezogen. Nur auf den weſtindiſchen Inſeln und in Braſilien bedient man ſich des ſogenannten Cochenillecactus (Opuntia coccinellifera). Die Pflanzungen müſſen oft erſetzt werden, weil das Inſect mit großer Schnelligkeit die Pflanze ſo ausſaugt, daß ſie vertrocknet und ab- ſtirbt. Die Kaufleute unterſcheiden zwei Sorten von Cochenille, die grana fina und grana sylvestre; die erſtere iſt reicher an Farbeſtoff und ihre Farbe feuriger als bei der letzteren, und der weiße Ueber- zug des Inſects mehr ſtaubig, bei der letzteren dagegen flockig. In- deß iſt es noch nicht gelungen auszumachen, ob dieſer Verſchieden- heit zwei verſchiedene Arten des Thieres zum Grunde liegen, oder ob die Verſchiedenheit von der Culturweiſe und der Art der Pflanze

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Zitationshilfe: Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/219>, abgerufen am 23.11.2024.