Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.lebensbaum; somacultus. Stellung ein Kreuz um dieselbe bilden. Auf noch an-dern finde ich die Sonne im Mittelpunkt eines von vier Bäumen gebildeten Kreuzes, und jeder dieser Bäume hat drei oder vier grosse Blätter. Die Indologen werden vielleicht finden, dass auch diese Baumkreuze die Ge- rüste unserer Urväter zur Erzeugung des heiligen Feuers und ein mehrfach vorkommender fünfter Baum den "Pramantha" darstellt. Ich finde diesen selben Baum ausserdem noch mehrere mal, von Kreisen umgeben oder freistehend, auf kleinen Terracotta-Kegeln von 4 und 6 Centimeter im Durchmesser dargestellt, welche ausser- dem die verschiedenartigsten symbolischen Zeichen und eine Menge von Sonnen und Sternen haben; auf einer in 8 Meter Tiefe gefundenen Kugel steht ein solcher Baum von Sternen umgeben einem [Abbildung] gegenüber, neben welchem sich eine Gruppe von neun Sternchen befindet. Ich wage daher die Vermuthung auszusprechen, dass dieser Baum der Lebensbaum ist, den man so vielfältig in den assyrischen Sculpturen sieht, und dass er iden- tisch ist mit dem heiligen Somabaum, welcher nach Emile Burnouf, Max Müller, Adalbert Kuhn und Fr. Windischmann im Himmel wächst und dort von den Gandharvas bewacht wird, welche der ältesten arischen Periode angehören und später die Centauren der Griechen wurden. Indra, der Sonnengott, raubte in Falkengestalt vom Himmel diesen Somabaum, aus dem das Unsterblichkeit verleihende Amrita (Ambrosia) träu- felt. Fr. Windischmann ("Abhandlungen der k. bayeri- schen Akademie der Wissenschaften", 1846, S. 127) hat die Existenz des Somacultus als den Stämmen der Arier bereits vor ihrer Trennung gemeinsam nachge- lebensbaum; sômacultus. Stellung ein Kreuz um dieselbe bilden. Auf noch an-dern finde ich die Sonne im Mittelpunkt eines von vier Bäumen gebildeten Kreuzes, und jeder dieser Bäume hat drei oder vier grosse Blätter. Die Indologen werden vielleicht finden, dass auch diese Baumkreuze die Ge- rüste unserer Urväter zur Erzeugung des heiligen Feuers und ein mehrfach vorkommender fünfter Baum den „Pramantha“ darstellt. Ich finde diesen selben Baum ausserdem noch mehrere mal, von Kreisen umgeben oder freistehend, auf kleinen Terracotta-Kegeln von 4 und 6 Centimeter im Durchmesser dargestellt, welche ausser- dem die verschiedenartigsten symbolischen Zeichen und eine Menge von Sonnen und Sternen haben; auf einer in 8 Meter Tiefe gefundenen Kugel steht ein solcher Baum von Sternen umgeben einem [Abbildung] gegenüber, neben welchem sich eine Gruppe von neun Sternchen befindet. Ich wage daher die Vermuthung auszusprechen, dass dieser Baum der Lebensbaum ist, den man so vielfältig in den assyrischen Sculpturen sieht, und dass er iden- tisch ist mit dem heiligen Sômabaum, welcher nach Emile Burnouf, Max Müller, Adalbert Kuhn und Fr. Windischmann im Himmel wächst und dort von den Gandharvas bewacht wird, welche der ältesten arischen Periode angehören und später die Centauren der Griechen wurden. Indra, der Sonnengott, raubte in Falkengestalt vom Himmel diesen Sômabaum, aus dem das Unsterblichkeit verleihende Amrita (Ambrosia) träu- felt. Fr. Windischmann („Abhandlungen der k. bayeri- schen Akademie der Wissenschaften“, 1846, S. 127) hat die Existenz des Sômacultus als den Stämmen der Arier bereits vor ihrer Trennung gemeinsam nachge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0139" n="73"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">lebensbaum; sômacultus</hi>.</fw><lb/> Stellung ein Kreuz um dieselbe bilden. Auf noch an-<lb/> dern finde ich die Sonne im Mittelpunkt eines von vier<lb/> Bäumen gebildeten Kreuzes, und jeder dieser Bäume<lb/> hat drei oder vier grosse Blätter. 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lebensbaum; sômacultus.
Stellung ein Kreuz um dieselbe bilden. Auf noch an-
dern finde ich die Sonne im Mittelpunkt eines von vier
Bäumen gebildeten Kreuzes, und jeder dieser Bäume
hat drei oder vier grosse Blätter. Die Indologen werden
vielleicht finden, dass auch diese Baumkreuze die Ge-
rüste unserer Urväter zur Erzeugung des heiligen Feuers
und ein mehrfach vorkommender fünfter Baum den
„Pramantha“ darstellt. Ich finde diesen selben Baum
ausserdem noch mehrere mal, von Kreisen umgeben oder
freistehend, auf kleinen Terracotta-Kegeln von 4 und
6 Centimeter im Durchmesser dargestellt, welche ausser-
dem die verschiedenartigsten symbolischen Zeichen und
eine Menge von Sonnen und Sternen haben; auf einer
in 8 Meter Tiefe gefundenen Kugel steht ein solcher
Baum von Sternen umgeben einem
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gegenüber, neben
welchem sich eine Gruppe von neun Sternchen befindet.
Ich wage daher die Vermuthung auszusprechen, dass
dieser Baum der Lebensbaum ist, den man so vielfältig
in den assyrischen Sculpturen sieht, und dass er iden-
tisch ist mit dem heiligen Sômabaum, welcher nach
Emile Burnouf, Max Müller, Adalbert Kuhn und Fr.
Windischmann im Himmel wächst und dort von den
Gandharvas bewacht wird, welche der ältesten arischen
Periode angehören und später die Centauren der
Griechen wurden. Indra, der Sonnengott, raubte in
Falkengestalt vom Himmel diesen Sômabaum, aus dem
das Unsterblichkeit verleihende Amrita (Ambrosia) träu-
felt. Fr. Windischmann („Abhandlungen der k. bayeri-
schen Akademie der Wissenschaften“, 1846, S. 127) hat
die Existenz des Sômacultus als den Stämmen der
Arier bereits vor ihrer Trennung gemeinsam nachge-
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